© Pia Winter

Mama-Auszeit im Seehotel am Neuklostersee

Mama-Auszeit – klingt interessant, das probier ich mal aus. Nach dem Wochenende im tiefsten Nordwestmecklenburg war ich nicht nur komplett regeneriert, ich habe auch eine Oase ländlicher Idylle und architektonischer Ästhetik entdeckt.

„Einfach wieder Ich sein: mit professionellem Coaching Innehalten, Auftanken und wieder Orientieren“ verspricht das Prospekt des Seehotels am Neuklostersee. Ich muss zugeben, ich hatte einen Moment gezögert. Mama-Auszeit, was genau soll das sein? Brauche ich so etwas? Ich bin doch gerne Mama. Und wo liegt eigentlich Nakenstorf?

Rückblickend bin ich heilfroh, bei diesem Pilotprojekt dabei gewesen zu sein! Nach zwei Tagen im Seehotel am Neuklostersee bin ich so erholt wie nach zwei Wochen Strandurlaub und habe Eindrücke mitgebracht, die noch lange verarbeitet werden wollen. Und das Beste: Der nächste  Mama-Auszeit-Termin steht auch schon fest: vom 26. bis zum 28. April 2019 und es gilt „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“

 

1 / Der erste Eindruck

Klostersee Am Abend // Himbeer
Toller Anblick: der Klostersee in der Abenddämmerung. © Nalbach + Nalbach Gesellschaft von Architekten mbH

Schon bei meiner Ankunft merke ich, dass es sich um einen ganz besonderen Ort handelt. Freitagabend. Es ist dunkel, als ich eintreffe. Vom Parkplatz aus mache ich eine große, warme Lichtquelle aus: ein Indoor-Pool in der sogenannten Badescheune, wie ich später erfahre. Auf dem Tresen der Rezeption sitzt eine Katze zur Begrüßung, ein tierischer Empfang.

Mein Zimmer befindet sich direkt über dem Pool und ist eine verschwenderische Maisonette-Suite mit einem riesigen Bett. Die Einrichtung ist alles andere als 08/15, der Stil ist ein Mix aus antik und modern – mit einem guten Schuss Originalität, als Couchtisch dient zu Beispiel ein Heuballen in einer Glasbox.

 

2 / ALLESISSTGUT

Jetzt muss ich mich aber sputen: Um 19:00 Uhr erwartet mich ein Drei-Gänge Menü im hoteleigenen Restaurant „ALLESISSTGUT“. Die Philosophie der Küche unter der Leitung von Küchenchef Alexander Stoye lautet: Produkte von persönlich bekannten Erzeugern aus der Region zu beziehen, deren Qualität überzeugt. Fangfrischer Fisch aus dem Neuklostersee und der nahegelegenen Ostsee stehen ebenso auf der Speisekarte wie Fleisch von umliegenden Demeter-Bio-Bauernhöfen und Wild aus den nahen Wäldern.

Im Restaurant herrscht feierliche Stille, die durch ein gelegentlichen „Mmm“ unterbrochen wird. Kein Wunder, dass Alexander Stoye zweimal in Folge mit einem „Bib Gourmand“ des Guide Michelin für eine „sehr gute Küche und ein besonders faires Preis-Leistungs-Verhältnis“ ausgezeichnet worden ist. Ich jedenfalls hatte die zarteste Ente meines Lebens.

Alexander Store // Himbeer
Alexander Stoye kocht nach der Philosophie der Frische. © Seehotel am Neuklostersee

Bei diesem äußerst schmackhaften Abendessen lerne ich Pia, eine Mama in Auszeit aus Bremen, die den Blog little-lilies-diary.com betreibt, und Tanja Hofer kennen. Tanja ist Psychologin und wird uns in den nächsten zwei Tagen coachen. Wir verstehen uns alle auf Anhieb. Bei guten Gesprächen vergeht die Zeit wie im Fluge, und schon ist es Mitternacht.

 

3  / Auf Entdeckungstour

Nach einem reichhaltigen Frühstück erkunden wir erst einmal das Hotelgelände: Das Seehotel liegt idyllisch inmitten des Naturschutzgebietes Sternberger Seenland direkt am Ufer des Neuklostersees. Die knapp drei Hektar große Idylle besteht aus mehreren Gebäuden in einem weitgehend naturbelassenen Garten mit allerlei Blumen, Obstbäumen, mit Ruheplätzen im Schilf, Hängematten am Seeufer, freilaufenden Schafen, Gänsen und Katzen.

Ganz romantisch zwischen Obstwiesen und Birken liegt das Haupthaus, ein altes steinernes Bauernhaus. Verstreut drum rum stehen die Badescheune und ein Wohlfühlhäuschen aus Lärchenholz, die alte Reetdach-Kunstscheune mit der „Gänsebar“ und das Bootshaus. In der Kunstscheune finden regelmäßig Konzerte, Lesungen und Puppenspiele statt.

Seehotel Am Neuklostersee // Himbeer
Die Scheune für Kunst. © Pia Winter

Ein besonderer Spaß für die kleinen Gäste ist das Kinderhotel. In dem umgebauten alten Trafoturm können Kinder durch eine Lochkamera nahende Erwachsene erspähen oder über einen Hörtrichter Vogelgeräusche verstärken. Die erwachsenen Gäste werden vom Wohlfühlhäuschen, Wellness-Bereich und dem Schwimmbad mit offenen Kamin begeistert sein.

Hier waren zweifelsohne Meister am Werk. Die Meister heißen Johanne und Gernot Nalbach. Das Architekten-Ehepaar aus Österreich betreibt gemeinsam das renommierte Architekturbüro „Nalbach und Nalbach“ in Berlin. Zu ihren Arbeiten gehören das Art´otel in der City West, das Haus der Bundespressekonferenz im Regierungsviertel oder das Hotel am Perlengraben.

„Eigentlich müsste unser Büro ‚Nalbach oder Nalbach‘ heißen“, witzelte Gernot Halbach einmal in einem Interview in der Berliner Morgenpost. Das Ehepaar arbeitet nie gemeinsam an einem Projekt – mit Ausnahme dieses kleinen, feinen Hotels, eröffnet im Sommer 1993, das sie gemeinsam geplant und kontinuierlich erweitert haben.

 

4 / Die Historie

Wenn man Glück hat trifft man die Nalbachs in ihrem gemeinsamen Projekt an, denn sie fahren (fast) jedes Wochenende von Berlin in den Norden Mecklenburg-Vorpommerns. Ich hatte das Vergnügen Johanne Nalbach zu treffen und mit ihr ein wenig zu plaudern.

Johanne Nalbach // Himbeer
Johanne Halbach: „Jeder soll sich hier wohlfühlen – mit Kind und Kegel oder mit Hund.“© Nalbach+Nalbach Architekten

Schon als junges Mädchen in Österreich sei sie fasziniert gewesen von Bauernhöfen. „Das sind die klügsten Bauten überhaupt! Mit jedem Fitzelchen Energie wurde unglaublich sparsam umgegangen. Das fängt schon mit der Orientierung an: Nach Norden immer geschlossen und nach Süden offen“, erklärt die Architektin begeistert.

Es habe ein sehr praktisches Verständnis für Abläufe gegeben, zum Beispiel sei der Speck zum Räuchern in der Halle dort aufgehängt worden, wo der Rauch abzieht. Am Feuer habe es eine Nische für die Teekanne gegeben und in der Essnische Öffnungen in der Wand, damit die Hühner die Brotkrumen unter dem Tisch aufpicken konnten.

„Man kann eine Menge lernen von diesen alten Bauernhofformen. So haben wir den Gedanken des Hallenhauses beim Bau der Badescheune aufgegriffen. In der Mitte des Gebäudes befand sich der Bereich der Bauern, drumherum waren die Bereiche für Knechte und Mägde sowie für die Tiere angeordnet. Im Zentrum lag der wärmste Teil des Hauses. Nach diesem Prinzip haben wir das Schwimmbecken in der Mitte des Gebäudes platziert, dort ist die Luft am wärmsten,“ erläutert Johanne Nalbach.

Seehotel Am Neuklostersee // Himbeer
Links steht die Badescheune und rechts das Wohlfühlhäuschen, das auf dem Keller einer alten Datsche gebaut wurde. Das Hotel wurde 2010 von der Internationalen Jury der GEO Saison zu einem der 100 besten Hotels Europas gekürt.© Pia Winter

Als die Nalbachs die Anlage übernahmen bestand sie aus einem Klinkerbauernhaus und einer reetgedeckten Fachwerkscheune aus dem 19. Jahrhundert, die zu DDR-Zeiten als Ferienheim der LPG genutzt wurde. Auf dem restlichen Gelände standen 11 Datschen und ein betonierter Parkplatz mit einem Trabi neben dem anderen.

Viel Überzeugungsarbeit und einige Jahre später kamen peu à peu Badescheune, Restaurant und Wohlfühlhäusschen hinzu. „Das Ganze ist langsam zu einem Gesamtkunstwerk gewachsen. Dabei haben wir darauf geachtet, das alles miteinander harmoniert, zum Beispiel steht der Fachwerkbau mit der Badescheune im Dialog, indem wir das Fachwerkelement mit Cortenstahl in dem anderen Gebäude wiederaufgegriffen haben,“ erläutert die Inhaber-Architektin. Bevorzugt wurden Materialien aus der Natur verwendet: Lärchenholz, Nuss, Kirsche und Buche aus der Region.

Schaukelpferde Mit Pferdeäpfeln // Himbeer
Viel Liebe zum Detail: Schaukelpferde mit ihren (Pferde-)Äpfeln. © Vanessa Bohorquez-Schulz

Die ländliche Region hat die Kalbachs auch für das Interior inspiriert: Äcker und Furchen durchziehen als stilisiertes Element den Boden des Hauses. Alles zeigt sich so beseelt wie niveauvoll gestaltet, kein Zimmer gleicht dem anderen.

 

5 / Das Coaching

Jetzt steht das erste Coaching mit Diplom-Psychologin Tanja Hofer auf dem Programm, das wir unkonventionell bei einem Spaziergang absolvieren. Tanja ist im Personalbereich großer Unternehmen für die Entwicklung von Nachwuchskräften, Führungskräften sowie dem Talent Management verantwortlich. Nebenberuflich bietet  sie über Studio Frisch in Berlin Coachings und Trainings an, wobei ihr die Entwicklung und Förderung von Frauen ganz besonders am Herzen liegen.

Herbstlandschaft // Himbeer
Coaching in der Natur © Vanessa Bohorquez-Schulz

Ob das meine erste bewusste Mama-Auszeit sei, fragt Tanja.  In der Tat, mein Sohn ist neun Jahre alt, und dies ist das erste Wochenende, das ich ganz alleine verbringe. Ein Kind zu bekommen, ist ein einschneidendes Ereignis und stellt das ganze Leben auf den Kopf. In der Krabbelgruppe, in der Kita und auch in der Grundschule ist man nur noch „die Mutter von“. Mit viel Hingabe habe ich die Verantwortung für einen anderen Menschen übernommen. Aber was passiert eigentlich, wenn das wegfällt?

In dieser idyllischen Landschaft sprechen wir viel über Werte und Dinge, die wichtig sind im Leben, und ich merke, dass ich mich in den letzten Jahren vielleicht ein wenig aus den Augen verloren habe. Es ist auch irgendwie schön, ganz ungezwungen mit jemandem reden zu können und dabei im Mittelpunkt zu stehen. Ich lasse das Ganze erst einmal sacken und bekomme sogar eine „Hausaufgabe“. Am nächsten Tag nieselt es und wir führen das Abschlussgespräch im kleinen Bootshaus. Mit Blick aufs Wasser besprechen wir meine Ideen, was ich konkret ändern kann, um mich selbst wieder mehr ins Spiel zu bringen.

 

6 / Wellness

Last but not least steht jetzt Wellness auf dem Programm. Nach meiner Wohlfühlmassage bin ich sehr entspannt und mache mich daran, den Wellnessbereich in der Badescheune zu erkunden. Ich habe die Wahl zwischen Aromadampfsauna, Steindampfsauna und finnischer Sauna.

Danach kommt der obligatorische Sprung in den Pool, und auch hier ist nichts dem Zufall überlassen. Ich schwimme zwischen offenem Kamin und einem wunderbaren Ausblick auf dem See hin und her, die Luft ist warm und ich verstehe, was Johanne Nalbach beabsichtigte mit dem Spiel der vier Elemente Feuer, Luft, Erde und Wasser.

 

7 / Fazit

„Einfach wieder Ich sein: mit professionellem Coaching Innehalten, Auftanken und wieder Orientieren“ – soweit das Versprechen. Für mich war es die pure Erholung für Geist und Körper, ich würde unbedingt hinzufügen „in einem kleinen, feinen Hotel herrlich gelegen, architektonisch herausragend und liebevoll gestaltet“.

Nach Der Mama-Auszeit // Himbeer
Das Foto danach: v.l. Pia Winter, Tanja Hofer, Vanessa Bohorquez-Schulz © Pia Winter

Dass das Konzept aufgegangen ist, veranschaulicht dieses Foto zweier tiefenentspannten Mamas, und auch der Coach (ebenfalls Mutter) sieht ganz zufrieden aus.

Mama-Auszeit im Frühjahr 2019: 26. bis zum 28. April 2019, weitere Infos hier

Lest auch den Bericht unserer Kollegin Britta Smyrak, die das Seehotel am Neuklostersee im Sommer besucht hat.

Und natürlich haben wir auch tolle Reisetipps mit Kindern für euch:

Reisen mit Kindern

Seehotel am Neuklostersee

Das 4-Sterne-Hotelresort bietet 23 individuell gestaltete Zimmer und Suiten sowie drei Ferienhäuser für den idealen Landurlaub – allein, zu zweit, als Familie ebenso wie als Gruppe. Der große Hotelpark reicht vom See mit eigenem Sandstrand, Boots- und Badesteg bis auf die weiten Wiesen mit Tennisplatz. Weitere Aktivitäten: Segel-, Tret- und Ruderboot(e), Tischtennis, Kanu sowie Surf- und Stehpaddelbrett.

Seestr. 1, 23992 Nakenstorf

Tel.:038422-4570 

E-Mail: seehotel-neuklostersee.de