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Knisterndes Hörerlebnis – Ohren gespitzt

Bis 16.09.2018 – Es gibt viel zu erkunden in den Berliner Sammlungen, die in Dahlem für das breite Publikum am Rande der Stadt liegen. Das soll sich mit der Eröffnung des Humboldt Forums 2019 ändern. Bis dahin wartet die Humboldt-Box vor dem Schloßplatz nun bereits zum dritten Mal mit einer Präsentation der preußischen Museumsschätze auf, die das große Vorhaben ein wenig anteasern soll.

In der aktuellen Ausstellung „[laut] Die Welt hören“ in der Humboldt-Box erhalten wir einen Einblick in die Tonarchive des Ethnologischen Museums, des Lautarchivs der Humboldt-Universität zu Berlin und der AMAR Foundation in Beirut Sie haben ausgestorbene Sprachen, vergessene Musik und kostbare Dokumente der menschlichen Sprache bewahrt. Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Geschosse der Humboldt-Box. Im unteren werden historische Aufnahmegeräte gezeigt. In Vitrinen sehen wir z.B. Wachswalzen, einen Edison-Phonograph, ein Rekorder, ein Magnetbandgerät. An verschiedenen Ausprobierstationen werden die Techniken der Tonaufzuzeichnung und -wiedergabe vorgestellt.

Ganz ehrlich erleichtert dieser Teil der Ausstellung eher das Weitergehen als das Ausprobieren. Sang- und Klanglos ergebe ich mich technischen Details. Ein Stockwerk höher heißt es Kopfhörer auf und durch Tondokumente hörend flanieren. Die ersten Aufnahmen sind nur wenige Minuten, manchmal nur Sekunden lang. Schon das Knattern, und Knistern und die geringe Lautstärke vermitteln, welche zeitliche und oft auch geografische Entfernung hier die Klangaufzeichnung auf Wachsplatten oder frühen Schallplatten festgehalten hat. Kostbares wird hier präsentiert, das ist zu spüren. Zeitdokumente, die staunen lassen. Die Ausstellung hat mich!

Mit der renommierten AMAR Foundation aus Beirut konnte für das Projekt ein Partner gefunden werden, der sich ebenfalls mit Fragen der Bewahrung von Kultur mittels Tondokumenten auseinandersetzt. So werden in einem Ausstellungsbereich Videos von Musikformen, wie sie heute in unterschiedlichen Teilen der arabischen Welt praktiziert werden, präsentiert. Einen eigenen Auftritt hat der Sänger Yusuf Al-Manyalawi, der um 1900 als “Caruso des Ostens” bezeichnet wurde. Alles lädt zum Verweilen, Zuhören und Staunen ein!

Zum Schluß sei unbedingt noch ein “Klang-Aufzeichner” erwähnt. Ein kleines, schön gestaltetes Booklet, mit dem Kinder der Rundgang durch die Ausstellung sicherlich erleichtert wird! Jeden Sonntagnachmittag sind Familien mit Kindern ab 5 Jahren zu einem kostenlosen kreativen Klangworkshop („Fang den Klang“) in die Humboldt-Box eingeladen, bei dem Töne erforscht und eigene gestaltet werden. In den Sommerferien wird es für Kinder und Jugendliche im Alter von 11-15 Jahren einwöchige Workshops geben, in denen der experimentelle Umgang mit unterschiedlichen Aufnahmetechniken ausprobiert wird.

[laut] Die Welt hören

23.03.-16.09.2018
Humboldt-Box, Schloßplatz 5, 10178 Berlin, täglich von 10:00-19:00 Uhr geöffnet, Eintritt frei, weitere Informationen unter: www.humboldtforum.com

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