© Gabriele Boulanger

Anarchie und Heiterkeit

bis 02.09.2018 – Das Georg Kolbe Museum liegt für uns aus dem Prenzlauer Berg zwar gaaanz weit im Westen Berlins, ist aber auf alle Fälle schon wegen der zauberhaften Lage der beiden Wohn- und Atelierbauten und des wunderbaren Gartens einen Ausflug wert! Im Skulpturenmuseum aus den 20er Jahren werden neben Arbeiten aus dem Nachlass des deutschen Bildhauers Georg Kolbe (1877-1947) auch stets neue Positionen zur Gegenwartskunst gezeigt. Wir haben die schillernd-bunte Welt von Volker März (*1957) in der aktuellen Ausstellung "Der Affe fällt nicht weit vom Stamm" bestaunt.

Gleich zu Beginn begegnen wir im großen Atelier den „Horizontalisten“: Vollständig bekleidete menschliche Figuren in Lebensgröße schweben durch den Raum. Das sieht entspannt und lustig zugleich aus. Und zu Beginn der großen Ferien wünschen wir uns doch alle nichts anderes, als endlich mal die Seele baumeln zu lassen und den Wert des Müßiggangs zu pflegen. Volker März: „Wie schön wäre es doch, einfach nur Horizontalist zu sein – der Mensch als sein eigener Horizont und um ihn herum nichts als Horizonte.“ Doch die Ausstellung ist nicht nur als Entspannungsübung gedacht. 

Egal wohin wir uns drehen und wenden, zu  hunderten bevölkern bunt bemalte Tonfiguren in den unterschiedlichsten Größen die gesamten Räume und bilden damit einen bizarren und fantastischen Reigen. Mit roten Ohren, Affenmasken und langen Nasen agieren sie in kleinen Gruppen und ringen mit sich und untereinander, tragen die Gesichter bedeutender Weltfiguren wie Franz Kafka, Joseph Beuys, Hannah Arendt oder Walter Benjamin. „Let’s become monkeys again“ steht mit Bleistift an die Wand geschrieben. Vielleicht wäre dann das Menschsein leichter? Volker März läßt seiner irrwitzigen Fantasie freien Lauf. Alles zusammen wird zu einem begehbaren Gesamtkunstwerk, ein Universum aus Zitaten, Bildern, Figuren und Musikvideos. 

Unter dem Künstlernamen Franz Mai verfasste Volker März einen autobiografischen Roman, der als „roter Faden“ durch die private, humorvolle, stets politische Ausstellung führt. Dabei spielt immer wieder die mangelnde Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus eine große Rolle. Überlebensgroße Radiergummis liegen im Garten als markante Objekte des Künstlers und seiner Performancegruppe UNOS UNITED, deren Aktionen ein Video dokumentiert. Wäre die deutsche Geschichte doch nur auszuradieren … – ist sie aber nicht, und so legt Volker März  konsequent den Finger in die Wunde und das mit lustvoller Provokation, überbordender Fantasie und viel Humor, der oft ins Schwarze kippt. Eine Ausstellung, die einen nicht so schnell loslässt. 

Im Sommerferienworkshop vom 25.-27.07.2018 können 10- bis 14-Jährige an dem Workshop “Denkräume gestalten – Gedanken auf die Bühne bringen” teilnehmen, bei dem die Arbeitsweise von Volker März anhand von Collagen, Fotos und Zeichnungen in kleinen Holzraumbühnen nachvollzogen wird. Es gibt noch freie Plätze! Anmeldung unter www.jugend-im-museum.de

Ausstellungsdauer: bis 02.09.2018, täglich 10:00 bis 18:00 Uhr, Georg Kolbe Museum, Sensburger Allee 25, 14055 Berlin, www.georg-kolbe-museum.de

 

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