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Die Kunst hat jetzt das Sagen!

Kinder brauchen klassische Musik! Diese Überzeugung vertritt die ehemalige Caritas-Regionalleiterin Regina Lux-Hahn voller Inbrunst und es brachte sie auf die Idee ihres Lebens: 2009 gründete sie das Kinderopernhaus Lichtenberg, das im April mit „Fanny! Wer will mir wehren zu singen“ bereits die achte Kinderoper auf die große Bühne bringen wird!

Benannt ist die Oper nach einer wirklich großen Künstlerin: Fanny Hensel. Die hochbegabte Komponistin und Pianistin wurde 1805 geboren und musizierte schon als kleines Mädchen auf beeindruckende Weise. Doch im Gegensatz zu ihrem Bruder Felix, dessen Musikkarriere nichts im Wege stand, durfte Fanny ihr Talent damals nicht öffentlich ausleben, sondern wurde bereits als 14-Jährige auf ihre spätere Rolle als Ehefrau und Mutter verwiesen. Kein Wunder also, dass Fanny Hensel sehr lange zwar als begabte, aber eben nur als die Schwester von Felix Mendelssohn Bartholdy wahrgenommen wurde. Was für eine Ungerechtigkeit! Doch die Welt ist ja bekanntlich voller solcher Ungerechtigkeiten. Und es gibt – zweihundert Jahre später – immer noch viele Mädchen und Jungen mit diversen Talenten, die vermutlich niemals gefördert, geschweige denn überhaupt entdeckt werden.

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Das klingt erstmal ziemlich desillusioniert, ähnlich wie Fanny Hensel, die einst über ihre Musik geschrieben haben soll: „Kräht ja doch kein Hahn danach und tanzt niemand nach meiner Pfeife.“ Wenn sie wüsste, wie viele nun bald in Berlin ihre Lieder singen und dazu tanzen werden! Denn alles andere als desillusioniert, sondern mit sehr viel Leidenschaft und noch mehr Energie werden im Kinderopernhaus Lichtenberg regelmäßig die Talente der Kinder ans Licht gebracht. Neben klassischer Musik hat die Oper nämlich noch viel mehr zu bieten: Bewegung, Rollenspiele, Kostümieren oder Geschichten erzählen – wenn das nicht kindgerecht ist!

In Kooperation mit der Staatsoper Unter den Linden arbeitet der Berliner Caritasverband seit 2009 im Jugendzentrum Steinhaus in Lichtenberg an den schillerndsten Operninszenierungen. Jeden Donnerstagnachmittag treffen sich hier Acht- bis 13-Jährige zu Theater-, Chor- oder Tanzproben und werden sowohl künstlerisch von Seiten der Staatsoper als auch sozialpädagogisch von Seiten der Caritas betreut. „Die Theaterpädagogen und Chorleiter sind passioniert darin, Kinder anzuleiten, die eben nicht den Opernsänger als Vater haben, sondern viel weiter weg sind. Das ist natürlich eine große pädagogische Herausforderung“, erklärt Regina Lux-Hahn, die es sich auch nicht nehmen lässt, immer wieder bei den Proben vorbeizuschauen und zu staunen, welche prallen Früchte ihre grandiose Idee trägt.

Stadtgestalt: Kinderoper | Berlin Mit Kind
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Im Steinhaus bekommt Oper etwas Spielerisches und Leichtes verpasst, ohne dass auf hohe musikalische Qualität verzichtet werden muss. Gleich die erste Aufführung namens „Sternzeit F.A.S.“ schlug beim Publikum ein wie ein Blitz: „Es war ein Riesenhype, sogar Simon Rattle war da!“ Nicht nur den berühmten Chefdirigenten begeisterte diese besondere Aufführung, jede einzelne war seither restlos ausverkauft. Das Zusammenspiel von Profis und Kindern bewegt offenbar gleich auf mehreren Ebenen und besonders stark die Herzen. Eine Kunstform, die so etwas schafft, ist wertvoll und bleibt bestehen. „Mich hat es auch immer wahnsinnig berührt, nach der Vorstellung die Kinder zu sehen, wie sie zu ihren Familien gelaufen sind. Diese Freude! Dieses Glück! Und auch diese Bestätigung: mein Kind auf der großen Bühne!“

Lux-Hahns Operninitiative macht deutlich, was durch ein besonderes Musikerlebnis alles möglich ist. Die Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen, im Team zu arbeiten und die Stärken und Besonderheiten jedes einzelnen Mitglieds anzuerkennen. Und sie bekommen das Selbstbewusstsein und die Stärke vermittelt, an etwas zu arbeiten, an sich zu glauben, allen Ungerechtigkeiten des Lebens zum Trotz, genau wie einst Fanny Hensel. Unabhängig vom Bildungshintergrund wird ihnen so ein aktives Teilnehmen am kulturellen Leben der Gesellschaft ermöglicht. „Ich bin ja selber Sozialpädagogin und mein Handwerk war das Reden. Aber ich sage jetzt immer: Redet weniger, macht einfach! Lasst die Kinder aktiv werden und unternehmt etwas mit euren Kindern!“ Geht zum Beispiel einfach mal zusammen in eine Oper. Denn auch für Zuschauer dürfte „Fanny! – Wer will mir wehren zu singen“ ein prägendes Erlebnis werden.

Die Premiere der Kinderoper findet am 05.04.2018 um 19:00 Uhr in der
Staatsoper Unter den Linden statt, weitere Termine am 06.,07., 13.,
und 14.04.2018, jeweils um 19:00 Uhr und am 15.04.2018 um 16:00 Uhr.
www.kinderopernhaus-lichtenberg.de