© Katrin Mueller

Die Balance zwischen Angst nehmen und vorbereitet sein

Die Hebamme Katrin Müller von der Hebammenpraxis Prenzlauer Berg über die Unterschiede zwischen Geburtshaus- und Krankenhausgeburt sowie die richtige Erstausstattung ...

Katrin Müller arbeitet schon lange als Hebamme und hat 2015 die Hebammenpraxis am Mauerpark (2019 in Hebammenpraxis Prenzlauer Berg umbenannt) übernommen. Das Team aus Hebammen und Kursleiterinnen betreut und begleitet werdende Mütter und Eltern vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit. Auch bei Fehlgeburten stehen sie mit Rat beiseite.

Was sind die wichtigsten Unterschiede zwischen einer Krankenhaus- und einer Geburtshausgeburt?

Zunächst einmal ist es wichtig, dass eine gesunde Schwangere immer die Wahlfreiheit haben sollte, ob sie zu Hause, im Geburtshaus oder im Krankenhaus gebären möchte. Wenn die Schwangerschaft normal verläuft, sind alle Varianten für Mutter und Kind ähnlich sicher.

Ein Geburtshaus ist eine hebammengeleitete Einrichtung, in der schwangere Frauen und Paare selbstbestimmt, ganzheitlich und umfassend betreut werden. Bereits während regelmäßiger Termine in der Schwangerschaft lernt die Frau die betreuende Hebamme und die Räumlichkeiten kennen. So wird eine gewisse Intimität bewahrt, die sich meist positiv auf den Geburtsprozess und das Geburtserlebnis auswirken.

In einem Geburtshaus kümmert sich unter der Geburt normalerweise eine Hebamme um eine Frau. Im Falle eines pathologischen Geburtsverlaufs, oder zum Beispiel auch bei dem mütterlichen Wunsch nach einer PDA, muss die Gebärende jedoch in ein Krankenhaus verlegt werden.

Auch in einer Klinik ist die Hebamme diejenige, die die werdende Mutter vornehmlich begleitet. Die Hebammen arbeiten allerdings normalerweise im Schichtsystem, so dass diese nicht bereits in der Schwangerschaft kennengelernt werden. Zudem betreut eine Hebamme meist mehrere Frauen parallel unter der Geburt.

Im Gegensatz zum Geburtshaus sind auch Ärzte rund um die Uhr im Krankenhaus anwesend oder zumindest rufbereit. So ist zum Beispiel das Legen einer PDA oder die Durchführung eines Kaiserschnittes relativ schnell möglich. Studien zeigen, dass die Interventionsraten in Krankenhäusern jedoch auch bei sogenannten Low-Risk-Frauen erhöht sind, das heißt es kommt häufiger zu Kaiserschnitten, Einleitungen oder Geburtsverletzungen.

Was gehört unbedingt zur Baby-Erstausstattung?

Hier gilt meist: Weniger ist mehr! Das Wichtigste für das Baby sind liebevolle Bezugspersonen, die ihm den Übergang von der wohligen All-inclusive-Umgebung in der Gebärmutter zum Leben hier draußen möglichst angenehm gestalten: Nähe, Liebe, Geborgenheit.

Eine gewisse Grundausstattung an Babykleidung und einige Windeln sind sicherlich notwendig. Absolut empfehlenswert ist auch ein Tragetuch oder eine Tragehilfe. In den kälteren Monaten, oder wenn der Wickelplatz an einem kühlen Ort ist, empfiehlt sich auch die Anschaffung einer Wärmelampe. Für wunde Babypopos empfehle ich, vorsorglich eine Packung Heilwolle zu kaufen.

Was muss man in den ersten Wochen der Schwangerschaft beachten?

Am wichtigsten ist hier: „Guter Hoffnung sein!“. Außerdem ist es sinnvoll, sich gleich an eine Hebamme zu wenden, da diese dann individuell alle weiteren Themen mit der werdenden Mutter besprechen kann. Aufgrund des immer größer werdenden Hebammenmangels ist dies zudem empfehlenswert, da leider viele Frauen inzwischen keine Hebamme mehr finden, wenn sie sich jenseits der zwölften Woche melden.

Was gehört zu einem guten Geburtsvorbereitungskurs dazu?

Sicherlich gibt es Themen, die unbedingt angesprochen werden sollten: zum Beispiel der physiologische Ablauf einer Geburt, aber auch der Ablauf eines Kaiserschnittes. Es sollten die großen Fragen geklärt werden: „Woran merke ich, dass es los geht?“ und „Wann müssen wir ins Krankenhaus/die Hebamme informieren?“.

Des Weiteren ist es natürlich wichtig das Thema Schmerzen und deren Linderung zu besprechen. Das allerwichtigste ist jedoch immer, die Balance zu finden zwischen „Angst nehmen“ und ehrlich auf das Kommende vorbereiten.

Was sind deine Empfehlungen für Schwangere und Jungeltern in Berlin?

Unsere Erstausstattung war ein bunter Mix aus Geliehenem von Freunden, Gekauftem aus Secondhand-Läden und einigen wenigen neuen Anschaffungen. Im ersten Babyjahr unserer großen Tochter waren Museumsbesuche recht beliebt und im Sommer ist auch ein Besuch im Freiluftkino sehr gut machbar.

Ich habe immer gerne Kurse bei Kolleginnen besucht, sei es Geburtsvorbereitung, Babymassage oder Rückbildungsgymnastik. Zum einen ist es schön, mal auf der anderen Seite als „Kundin“ zu sitzen, zum anderen ist der Kontakt zu weiteren Müttern und Eltern wichtig und gut.

Hebammenpraxis Prenzlauer Berg, Kugler Str. 22, 10439 Berlin-Prenzlauer Berg, hebammenpraxis-prenzlauerberg.de

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