Freitag 13.10.2023 10:00

Das Heidi

Ein vielstimmiges Stück über das Herausgerissensein, über Stadtleben und Naturerfahrung – Die Regisseurin Katharina Kummer greift in „Das Heidi“ Motive aus dem weltbekannten Kinderbuch auf, wirbelt sie durcheinander und verknüpft sie mit heutigen Perspektiven.

Das Heidi wird gleich zwei Mal aus ihrem Umfeld gerissen. Erst wird sie zu ihrem verschrobenen Großvater in die Berge abgeschoben. Kaum hat sie dort Wurzeln geschlagen bringt man sie gegen ihren Willen in die Stadt. Hier wie dort erfährt Heidi ganz unterschiedliche Lebensweisen, sie begegnet einem Mädchen im Rollstuhl, der strengen Gouvernante, der blinden Großmutter vom Geißenpeter und verliebt sich in die Welt der Berge.

Die Bühnenbearbeitung des Romans greift den Gegensatz von Zivilisation und Natur auf, erkundet den Sound der Metropole und die Sehnsucht nach der Flucht ins Grüne. Zwischen Bergen aus Kissen erzählt Katharina Kummer die Geschichte von Heidi neu und verwebt sie mit Liedern und Erinnerungen aus dem Hier und Heute von jungen wie alten Menschen, die das Herausgerissen sein kennen und von Migration und Kulturschocks berichten können. Kann das Leben in der Stadt auch Schutz und Befreiung bedeuten – oder ist es doch im Innersten entfremdet?

Was ist eigentlich Kultur? Was ist Bildung?

Der Rapper Volkan T. spielt die Titelfigur und macht zusammen mit dem Ensemble nicht zuletzt in musikalischer Form die Motive des Stücks erfahrbar. „Das Heidi“ wird in der Entstehung bereits audiodeskriptiv erdacht – und richtet sich nicht nur an sehendes, sondern auch an blindes und sehbehindertes Publikum. Dem vierköpfigen Ensemble zwischen 35 und 70 Jahren gehört eine blinde Performerin an. Mit dieser Besetzung bringt die Regisseurin (anders als im Ursprungstext) eine freie, kraftvolle Darstellung von Lebenswelten behinderter Menschen auf die Bühne.

Die Regisseurin und Autorin Katharina Kummer (u.a. Maxim Gorki Theater, Theater Augsburg, Werk X-Petersplatz Wien) studierte Linguistik an der HU Berlin und Puppenspielkunst an der HfS Ernst Busch. Als Spielerin des renommierten Puppentheaters Halle tourte sie weltweit. Ihre Regiearbeiten erschaffen radikal poetische Welten, die die Begriffswelt und Wahrnehmungsgewohnheiten des Publikums herausfordern und transformieren. Katharina Kummer lebt seit einiger Zeit selbst zwischen einer Metropole und einem 700 Seelen Dorf – so sie nicht berufsbedingt von Theater zu Theater weiterzieht.

Eine Produktion des Theater o.N. in Kooperation mit der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, Abteilung Puppenspiel. Gefördert im Programm Jupiter – Darstellende Künste für junges Publikum der Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Gefördert vom Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung.

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Theater o.N.
Kollwitzstraße 53
10405 Berlin-Prenzlauer Berg
T: 4409214