© Silke Weinsheimer

Vier Mütter, fünf Söhne, ein Ziel

Fahrradtour mit Kind? Geht das denn überhaupt? Wir haben einen Versuch gewagt – Mit Fahrrad, Zelt und Fußball sind vier Mütter und fünf Söhne von Berlin bis an die Ostsee gereist!

Nachdem ein Freund von mir seit Jahren jeden Sommer mit anderen Vätern und Töchtern an die Ostsee radelt und jedes Mal mit leuchtenden Augen zurückkommt, ich aber weder Töchter habe, noch selbst ein Vater bin, wurde mir irgendwann klar, dass es keinen Sinn hat, noch länger vor den Tatsachen die Augen zu verschließen: Ich werde niemals mitfahren dürfen. Ich brauchte was Eigenes. Die Mütter-Söhne-Tour.

Frauen mit Söhnen im richtigen Alter gibt es viele, und alle, die ich frage, sagen „Ja“. Überraschend einfach ist das. Allerdings ist „Ja“ auch leicht gesagt. Jedenfalls leichter, als tatsächlich 258 Kilometer mit dem Fahrrad über Berg und Tal zu radeln, bis man vielleicht an der Ostsee ankommt. Aber alle meinen es ernst. Schon werden Urlaubsanträge eingereicht, Töchter bei Freundinnen einquartiert, Söhne im falschen Alter in Tenniscamps angemeldet und Ehemänner zum Arbeiten ermuntert. Theoretisch ist bald alles geritzt. Aber eben nur theoretisch. Eine Testfahrt muss her.

Fahrradtour Mit Kindern: Mit Dem Rad Von Berlin An Die Ostsee // Himbeer
Vier Mütter, fünf Söhne, fast alle auf einem Foto! © Silke Weinsheimer

Die Testfahrt

Die Väter hatten vor ihrer ersten Tour auch eine Testfahrt unternommen. Wir wissen also, wie es nicht geht. 70 Kilometer am Tag fahren wir schon mal nicht! Wir wollten es locker angehen. Unsere Testtour würde Lust machen auf mehr. Der 21. Juni wird ins Auge gefasst. Mehr Sommer geht nicht. Los geht’s mit einer S-Bahn-Fahrt nach Bernau. Leider sind wir nicht die Einzigen mit dieser Spitzenidee und können froh sein, dass wir es überhaupt in die übervolle Bahn schaffen.

Wie sich an diesem Testtag herausstellt, ist das Radeln eher Nebensache. In Bernau und Umgebung geht es vor allem darum, dem Wetter zu trotzen. Dicht zu bleiben. Nicht jede Regenjacke, die heute zum Einsatz kommt, schafft es am Ende ins echte Gepäck. Dafür erlebt die Picknickdecke einen umjubelten Auftritt als Regenplane, als auch das dichteste Laub die Wassermassen nicht mehr aufhalten kann.

Das Ergebnis unserer Testtour sind 45 nasskalte Kilometer, fünf durchweichte, aber glückliche Kinder, vier aufbruchbereite Mütter, ein wärmender Besuch beim Istanbul Döner in Biesenthal und die Erkenntnis, dass S-Bahn fahren tausendmal anstrengender ist, als jede noch so verregnete Fahrradtour.

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Fünf kleine Spitzenradler! © Silke Weinsheimer

Der Abend vor der Abreise

Wochen später. Die ganze Wohnung liegt voll mit Kram, der mit muss. Irgendwie soll das alles in die Taschen und irgendwie auf die Räder. Theoretisch wollte ich schon vor Tagen probe laden … Aber da waren unsere Räder noch allesamt Schrott. Neue Bremsen, Lichter, Gepäckträger und Antriebe mussten her. Erst wenige Stunden vor der Abreise waren auch die metallischen Teilnehmer der Tour startklar. Prall aufgepumpt, technisch einwandfrei und top in Schuss.

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Nicht nur eine Menge Kinder, sondern auch viel Gepäck ist dabei! © Silke Weinsheimer

Probleme sehe ich jetzt an anderer Front. Das Gepäck. Unser Drei-Mann-Zelt wiegt 3,9 Kilo. Eventuell nichts Neues, war mir nur bisher nie negativ aufgefallen. Dazu die tonnenschweren Isomatten mit zusammengerollt immer noch monstermäßigen Ausmaßen. Immerhin die Schlafsäcke sind wunderbar klein und ultraleicht. Sie sind allerdings auch frisch gekauft und entsprechen neuesten Outdoor-Ansprüchen.

Und wer zahlt nicht gerne 100 Euro mehr, wenn er dafür 15 Gramm Gewicht spart (und umso wichtiger, wenn einem später 250 Gramm essbares Gummi ins Gepäck geschmuggelt werden, das man tagelang unbemerkt herumkutschiert). Ich würde in meinem Schlafsack auch erst bei -3 Grad erfrieren. Anders als die Geizhälse, die es schon bei -2 Grad dahinraffen wird. Ultramodern ist auch meine solarbetriebene Taschenlampe, so leicht und klein, dass ich sie in manchen Nächten gar nicht finden werde.

 

Tag 1 / Berlin bis Biesenthal (45 km)

Wenige Minuten vor Abfahrt erklärt mir mein Sohn lapidar im Vorbeigehen, dass übrigens die Fahrradtaschen, die ans Rad seines Bruders sollen, überhaupt nicht passen. Ich seufze. Das ist wieder typisch: total übertreiben und sofort aufgeben. Ich schnappe mir die erste Tasche, um sie anzuhängen, aber daraus wird nichts. Die Klickvorrichtung der Taschen ist mit dem Gepäckträger tatsächlich unverbindbar. Es ist drei Minuten vor elf. Um elf soll’s losgehen. Und wie’s aussieht, reist die Wechselkleidung meines Sohnes nicht mit. Jedenfalls nicht in diesen Taschen an diesem Rad.

Kurz vorm Hyperventilieren erinnere ich mich an alte Fahrradtaschen. Sehr alte Taschen, die sich seit knapp 50 Jahren im Familienbesitz befinden. Kariert mit Kunstleder, 1970 vermutlich wasserdicht, heute jedenfalls noch hip. Aber geeignet für unsere Tour …? Ich habe keine Wahl.

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Jetzt wird los geradelt! © Silke Weinsheimer

Am Senefelder Platz treffe ich auf meine Fahrradfreunde. Und noch bevor alle Teilnehmer anwesend sind, sind die ersten verletzt. Eine Wespe ist Schuld. Glücklicherweise hält der ansässige Bioladen eine Zwiebel bereit, die wunderheilt. Außerdem gibt es dort Müsliriegel und Bananen und man hätte uns sicher auch noch Mittagessen serviert. Aber viertel vor zwölf verlassen wir doch noch unseren sicheren Posten und stürzen uns wagemutig ins Ungewisse.

Das Abenteuer lässt nicht lange auf sich warten, denn wir müssen die Schönhauser hoch. Aber nicht viel später erreichen wir auch schon den Schlosspark. Endlich kann wieder kreuz und quer gefahren werden, vor allem die Jungs machen von dieser befreienden Tatsache regen Gebrauch. Sie scheinen nicht zu ahnen, wie breit ihre Räder mit den Isomatten wirklich sind. Und dass „im Pulk fahren“ enorme Reaktionsschnelligkeit erfordert, interessiert sie auch nicht.

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Wo geht´s lang? © Silke Weinsheimer

Nach einem Picknick mit Störchen und Großeinkauf (morgen Sonntag!) ist die erste Kette ab. Aber prompt ist auch ein Mann zur Stelle, der den Schaden beheben kann. Und das, obwohl wir keinen mitgebracht haben. Wir stellen fest: Pannen auf Supermarktparkplätzen versprechen 1A-Service und Weiterbildung.

Der Ketten-Crashkurs des Supermarktkunden entpuppt sich als äußerst lehrreich und völlig kostenfrei. Nun ist es nicht mehr weit nach Biesenthal, unserem erklärten Ziel des ersten Tages. Wir haben unser Pensum geschafft. Das wird belohnt mit einem menschenleeren Strandbad am Wukensee.

Später gibt’s Bier auf dem Steg, Pfifferlinge in der Gaststätte, circa drei Liter Fassbrause pro Kind, dazu Pommes, Ketchup und Schnitzel. Nachts verbuchen wir etliche Toilettengänge: Reißverschluss auf, Reißverschluss zu, wo sind die Schuhe? Wo die Lampe? Ich seh’ nichts! Wo ist das Klo? Ist das ein Tier?! Mama, du musst mit!

Erkenntnis des Tages: Abends nur ein Erfrischungsgetränk pro Kind.

 

Tag 2 / Biesenthal bis Altenhof (34 km)

Der Tag fängt harmlos an. Kein Wildschwein vor der „Tür“, alles friedlich. Abbau der Zelte und Packen geht gefühlt schnell, verbraucht aber massig Zeit. Um halb zwölf haben wir gebadet, gefrühstückt und alles auf die Räder gespannt. Genau der Moment – die ersten Mütter und Söhne rollen schon vom Platz – als meinem zehnjährigen Sohn einfällt, dass er ohne Fahrradhandschuhe keinen Meter fahren kann. Ernsthaft? Ernsthaft.

Doch die Dinger sind im Gepäck. Rechts oder links? Wer weiß das schon. Aber bestimmt sind sie ganz unten. Und über dem Zugang zu den Fahrradtaschen liegt quer eine gigantische Rolle aus monströsen Isomatten, alles fest verspannt. Und das soll jetzt ab. Alles. Mein Puls beginnt zu rasen. Da weder gutes Zureden, noch Drohen etwas bringt, schlägt eine Mutter vor, sich in unserer Stammkneipe, beim Istanbul Döner zu treffen, wo planmäßig Wasser gekauft werden soll. Die Lage entspannt sich etwas und so dauert es tatsächlich „nur“ fünfzehn Minuten und schon sind die Handschuhe am Kind.

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Zurück auf der Rennfahrtstrecke! © Silke Weinsheimer

Kurz darauf schmeißt der Mann aus Istanbul noch eine Runde Lollies und schon geht’s über Kopfsteinpflaster ratternd bergab. Als ich unten am Berg ankomme, steht mein siebenjähriger Sohn zitternd neben seinem verunglückten Rad und blutet. Auffahrunfall wegen Gepäckübergröße des Vordermannes.

Vier Schürfwunden die traurige Bilanz. Stirn, Lippe, Knie links und Schulterblatt rechts. Und der neue Schneidezahn wackelt. Großeinsatz unserer Erste-Hilfe-Kursteilnehmerin. Verbandszeug wird großzügig über den Patienten geklebt. Das hilft. Trotzdem sitzen wir bestimmt noch eine Stunde auf der Straße. Immer noch in Biesenthal. Die Kinder spielen im Straßengraben eine verschärfte Form von Mensch ärgere dich nicht.

Nachdem der Lenker des Unfallfahrzeugs wieder gerade gebogen ist, und mein Sohn überzeugt werden konnte, dass seine Beine noch funktionieren, geht es um kurz nach zwei endlich weiter, beziehungsweise überhaupt los. Wie gut, dass wir heute nur 60 Kilometer eingeplant haben.

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Leckerer Flammkuchen an einer Schleuse! © Silke Weinsheimer

An einer Schleuse gibt es später Flamm- und Streuselkuchen, dessen Restbestand wir komplett aufkaufen. Wir haben es nötig. Die Wetter-App sagt Gewitter voraus, worauf Stimmen laut werden, das Zelten sein zu lassen. Glücklicherweise widerspreche ich nicht, denn auch in meinem verbeulten Sohn braut sich schon unbemerkt ein Gewitter zusammen. In dieser Nacht bin ich dankbar, dass ich eine Küchenzeile mein eigen nenne und mehrere Kotzschüsseln parat stehen.

Erkenntnis des Tages: Wenn es übel kommt, dann richtig.

 

Tag 3 / Altenhof bis Warnitz (49 km)

Kind wieder fit. Dafür mehr Berge und höher. Erste Fantasien entstehen bezüglich Transportmöglichkeiten mit Bus. In Steinhöfel dann werden Nägel mit Köpfen gemacht. Während die Jungs wie üblich in den Pausen nicht pausieren, sondern Fußball spielen oder Klimmzüge machen, versuchen die Mütter Transporttaxis zu organisieren. Wir wollen nach Schmölln.

Der kleine Ort liegt abseits der Route, aber er verspricht Luxus und Erholung. Ein kleines Paradies aus Stein und mit echten Matratzen, das eine Mitradlerin in kluger Voraussicht schon vor Jahren für uns gekauft hat. Schon vor unserer Ankunft soll für uns gekocht werden, ein Steg führt zu einem See und ein Trampolin ruft.

Aber wir schaffen es nicht. Transport ist nicht. Und der Weg ist zu weit. Mit Traubenzucker, das ein Geschmacksfeuerwerk in meinem Gaumen entfacht, sind wir plötzlich wie neu geboren. Eine „Tablette“ pro Nase und schon fahren neun „Tour de France“-Profis durch die Uckermark. Wir fühlen uns wie Weltmeister. Sind wir ja auch. So aufgeputscht erreichen wir unser neues Ziel.

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Herrlich ist es hier! © Silke Weinsheimer

Aber der Zeltplatz in Warnitz ist voll. Jedenfalls fast. Nur eine klitzekleine Ecke ist noch nicht bezeltet. Der Typ an der Rezeption sieht das so: „Wenn die ihre vier Zelte da wirklich hingestellt kriegen, mach’ ich ein Foto“. Tja. Das haben wir gehört! Und nicht nur wir. Auch seine Chefin. Die fühlt sich nun offenbar herausgefordert und schon bekommen wir den schönsten Platz vor Ort. Irgendwer hatte doch abgesagt … Die Kinder bauen die Zelte mit auf.

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Zum Glück bauen die Kinder die Zelte mit auf! © Silke Weinsheimer

Abends gibt’s das komplette Sortiment, das der Zeltplatzkühlschrank an der Rezeption so hergibt. Bier, Chips, Salzstangen, Schmelzkäse, Pumpernickel und Nutella und natürlich die obligatorischen Doppelkekse. Hatte keine Ahnung, wie lecker das sein kann.

Erkenntnis des Tages: Die Dopingkontrolle! Checke täglich, ob genügend Traubenzucker im Gepäck ist …

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Für eine Abkühlung muss natürlich noch Zeit sein! © Silke Weinsheimer

Tag 4 / Warnitz bis Schmölln (24 km)

Die Frühaufsteher haben Zeit für ein Bad, die anderen nur Arbeit. Zeit schmilzt wie üblich dahin. Zeltabbau, packen, einkaufen. Kaum aus dem Supermarkt, fängt’s an zu regnen. Erste Unstimmigkeiten über Absprachen. Es gibt Leute mit und ohne Regenhosen. Wir gehören zur zweiten Fraktion und machen uns damit keine Freunde.

Glücklicherweise regnet es nur kurz. Die erste Fahrradtasche reißt, dann die zweite. Nicht meine. Alle machen Probleme, nicht nur ich und meine Jungs. Auch fremde Taschen. Unterwegs muss ein Frosch über die Straße getragen werden, immer wieder Jacken an und aus. Das kostet Zeit. Trotzdem stellen wir heute einen Geschwindigkeitsrekord auf.  Mit 40 Kilometern pro Stunde die Berge runter.

Leider geht es danach wieder rauf. Kurz vor Schmölln dann das Matterhorn der Uckermark. Das wurde uns eiskalt verschwiegen. In Schmölln ist alles sofort vergessen. Himmlische Zustände erwarten uns. Dazu Kuchen, Risotto und Chili. Besser geht’s nicht.

Erkenntnis des Tages: Wenn’s runter geht, geht’s meist auch wieder rauf.

 

Tag 5 / Schmölln bis Krugsdorf (41 km)

Wir würden am liebsten für immer in Schmölln bleiben, aber wir müssen weiter. Holperpisten erinnern daran, wir befinden uns fernab vom offiziellen Weg. Dazu kommt, wir wollen wild campen. Gegen Abend führt uns dieser Wunsch zu der perfekten Wiese, die sich jedoch kurz darauf als Hunde-Trainingscamp entpuppt, wenn auch noch ohne Hunde.

Von da über Treibsand landen wir direkt in den Händen der örtlichen Polizei. Mitten in der Nacht stehen die Beamten am Waldrand und scheinen uns bereits zu erwarten. Die Frage nach dem „Wieso?“ kann leider nicht geklärt werden. Immerhin verhaften sie uns nicht, sondern weisen den Weg zu einem echten Campingplatz. Dort gibt es riesige Zelte – schon aufgebaut – in denen wir übernachten könnten. Die Inspektion ergibt jedoch: Hier wohnen schon die Mücken.

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Im Zelt ist es zum Glück trocken! © Silke Weinsheimer

Mit letzter Kraft und Taschenlampen (für die, die sie finden) bauen wir die Zelte auf. Gut, dass wir das längst ohne Bauanleitung können. Auch blind. Just als die Zelte stehen, beginnt es zu regnen. Unsere Fahrräder verstehen sich mit den Mücken sehr gut.

Erkenntnis des Tages: Keine. Es ist viel zu spät.

 

Tag 6 / Krugsdorf bis Eggessin (30 km)

Am Morgen erschrickt der Zeltplatzwirt über seine eigenen Preise und überlegt sich neue. Trotz Mengenrabatt bleibt sein schlechtes Gewissen, weswegen er eines unserer Räder repariert. Wir lernen ebenfalls aus unseren Fehlern von gestern und machen nicht 37 kleine, sondern nur eine große Pause.

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Geschmaust wird natürlich im Freien! © Silke Weinsheimer

Leider zu groß. Wieder wird es spät. Abends im Restaurant fliegt uns unsere Ein-Getränk-pro-Kind-Regel um die Ohren. Als eine von uns ihr zweites Bier bestellt. Die Regel wird mit sofortiger Wirkung aufgehoben. Das Bier kann kommen! Die Fassbrause auch.

Erkenntnis des Tages: Nie vergessen, eine extra Portion Kroketten für die Kinder zu bestellen.

 

Tag 7 / Eggessin bis Ückeritz (35 km)

Wir haben Zeit. Endlich mal. Es sind nur 10 Kilometer bis nach Uckermünde, von wo uns die Fähre übers Haff auf die Insel Usedom fahren wird. Und das macht sie erst um viertel vor drei. Probleme gibt’s beim Boarding. Der Fährmann weigert sich, mein Rad zu verfrachten. Mein fest installierter Frontkorb soll ab, oder ich kann sehen, wie ich da rüber komme. Jedenfalls nicht mit seiner Fähre. Das gute Zureden einiger Zwickauer Rennfahrer rettet mich und meinen „Zigeunerkasten“ schließlich.

Auf der Fähre gibt’s von irgendwoher den Tipp, über Swinemünde nach Ückeritz zu fahren, weil ebenes Gelände und neu asphaltiert. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Allerdings hören nicht alle zu, denn kaum vom Schiff, ist die Hälfte der Reisegruppe verschwunden. Danach geht alles ganz schnell. Endspurt. Ein paar polnische Ampeln halten uns noch auf, dann sind wir endlich da. Ich sehe schon die Dünen, höre die Möwen und rieche die salzige Luft.

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Endlich am Meer! © Silke Weinsheimer

Ich wähne mich schon am Ziel, da macht mein Sohn mir unmissverständlich klar: Von einem polnischen Meer war nie die Rede. Er fährt an die richtige Ostsee. Nur die gilt. Ich verdrehe die Augen. Das ist doch Schnickschnack! Aber nicht für meinen Sohn. Es ist nichts zu machen. Zum Glück sind das auch nur noch ein paar Meter und dann haben wir es endlich geschafft. Ankunft am richtigen Meer. War ja wohl ein Kinderspiel.

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Die pure Entspannung! © Silke Weinsheimer

Erkenntnis der Tour: Wir wollen nochmal!

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Dieser Reisebericht stammt aus einer Ausgabe unseres jährlich neu erscheinenden Familien-Freizeit-Guide BERLIN MIT KIND, der viele Freizeit-Tipps, spannende Reportagen und die besten Adressen und Orte für Familien und Kinder in Berlin enthält.

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