© NABU/H. Pollin

Rückkehr der Wölfe

Langsam kehren Wölfe wieder in deutsche Wälder zurück. Um Vorurteile in der Bevölkerung abzubauen und zu gewährleisten, dass sich die Wölfe wohl fühlen, unterstützt der Naturschutzbund die Rückkehr mit der Aktion "Willkommen Wolf!"

Willkommen Wolf! Unter diesem Motto setzt sich der Naturschutzbund, kurz NABU, für die Rückkehr der Wölfe in heimische Wälder ein. Trotz Vorurteilen und Ängste, die sich seit Jahrhunderten in unserer Geschichte und Denkweise verankert haben, gibt es heute kaum Stimmen in der Bevölkerung, die die Rückkehr der Wölfe nicht gut heißen. Doch bis sich Wolfsrudel wieder ganz selbstverständlich in den heimischen Wäldern ansiedeln, ist es noch ein weiter Weg. Waren sie doch seit Jahrhunderten vertrieben und fast ausgerottet. Der NABU verfolgt einen Aktionsplan, der gewährleisten soll, dass sich die Wölfe wieder wohl fühlen in unseren Wäldern. Dazu gehört das Begleiten der Wölfe und die Beobachtung ihrer Vermehrung und Lebensweise. Besonders wichtig ist es, die Bevölkerung über die Ansiedlung von Wölfen in ihren Lebensregionen aufzuklären. Entgegen der Legende, wonach der Wolf ein zähnefletschendes, gemeines, rücksichtsloses Wesen ist, welches sich des nachts anschleicht und Schafe reißt, ist der Wolf ein äußerst scheues Lebewesen, welches viel Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten braucht. Nichtsdestotrotz kann sich der Wolf gut neuen Lebensräumen anpassen und das Zusammenleben mit Menschen stört die Wölfe nicht. Wichtig ist allerdings, dass sie große Rückzugsräume haben, in denen sie Ruhephasen verbringen und ungestört ihren Nachwuchs aufziehen können. Dies alles zu gewährleisten hat sich der NABU zum Ziel gesetzt. Derzeit haben sich vereinzelt Wölfe und auch Rudel in den östlichen Bundesländern sowie in Niedersachsen und Schleswig-Holstein angesiedelt. Der NABU fördert die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung für die neuen Bewohner des Waldes. Informationsveranstaltungen vor Ort und viel Raum für Fragen und Diskussionen sollen den Annäherungsprozess zwischen Wolf und Mensch unterstützen, so dass der Wolf nicht als Feind und Konkurrent angesehen wird, sondern als Beutetier, welches in seinen natürlichen Lebensbereich zurückkehrt und im Einklang mit Mensch und Umwelt lebt.

Mehr Informationen zur Rückkehr der Wölfe findet ihr bei www.nabu.de. Hier gibt es auch Spiele zum „Thema Wolf“ für Kinder, sowie Informationen für eine Wolfs-Patenschaft.

HIMBEER hat dem Wolfsexperten Markus Bathen ein paar Fragen gestellt:

HIMBEER: Wie nah sind Sie einem Wolf schon mal gekommen?

M.B.: Einmal habe ich in einer Aussichtskanzel übernachtet. Morgens um fünf Uhr tauchte ein Wolf auf und wollte daran vorbei laufen. Auf ca. 35 Meter hat er mich in meinem Versteck entdeckt und ist dann abgedreht und hat dann einen großen Bogen um mich gemacht. Das war meine einzige wirkliche Wolfsbegegnung in 12 Jahren.

HIMBEER: Was war das schönste, prägendste Erlebnis, das Sie mit einem Wolf hatten?

M.B.: Auf dem Acker neben meinem Haus haben die Wölfe diesen Winter ein Reh erlegt. Das entdeckte ich nur, weil meine beiden Hunde plötzlich mit einem Rehbein auf den Hof gelaufen kamen und das dann stolz und genüsslich verputzt haben. Ich hätte mich vor 10 Jahren selber für verrückt erklärt, wenn ich gesagt hätte: „Deine Hunde werden mal an den Resten eine Wolfsmahlzeit fressen.“

HIMBEER: Wie sieht eine typische Wolfsfamilie aus?

M.B.: Fast wie eine menschlichen Familie: Mutter und Vater in einer lebenslangen Ehe. Die haben Kleinkinder – die Welpen und Teenes – die Jungwölfe. Die Welpen wurden in dem aktuellen Jahr geboren und sind vollkommen auf die Versorgung der älteren Wölfe angewiesen. Die Jungwölfe sind ein Jahr alt und noch nicht geschlechtesreif. Da sie noch keine eigene Familie gründen wollen, dürfen sie im Territorium der Eltern bleiben. Wenn die zwei Jahre alt werden verlassen sie dann ihre Familie. Die Anzahl der Wölfe pro Rudel steigt also nicht unendlich.

HIMBEER: Wie sieht ein Tag im Leben eines Wolfes aus?

M.B.: Tags schlafen und Nachts laufen. 40 Kilometer sind eine normale Strecke pro Nacht. Dabei wird das Revier markiert und versucht Beute zu jagen. Erfolgreich ist aber nur etwa einmal pro Woche. 280 Kilometer laufen, bis man etwas zu essen bekommt! Für uns wäre das unvorstellbar, für Wölfe normal. Es sind einfach die perfekten Langstreckenläufer.

HIMBEER: Wieso haben so viele Menschen Angst vor dem Wolf?

M.B.: Es gibt zwei Erklärungen: 1. stammen die Märchen wie Rotkäppchen aus Zeiten wo bei uns fast wie im Mittelalter gelebt wurde. Ohne Internet und Fernsehen wurde in abendlicher Familienrunde Wissen aber auch Warnungen verbreitet. Rotkäppchen hat ursprünglich nichts mit menschenfressenden Wölfen zu tun, sondern ist die Warnung für junge Mädchen gegenüber fremden Männern sehr vorsichtig zu sein. Heute passiert Aufklärung anders, aber die Märchen aus vollkommen anderen Zeiten sind geblieben und werden neu interpretiert. 2. der Wolf lebt versteckt im Wald. Er ist nur nachts unterwegs. 99 Mal läuft er am Dorf vorbei ohne das was passiert. Dann hat jemand abends vergessen das Schaf in den Stall zu bringen das Unglück passiert. Und zum ersten Mal wird im Dorf der Wolf wahr genommen. Nicht durch die vielen Nächte wo er nichts getan hat, sondern durch die eine Nacht, wo er dann den Tod brachte. Es ist die subjektive Wahrnehmung.

HIMBEER: Wie soll ich mich verhalten, wenn man einem Wolf in freier Wildbahn begegnet?

M.B.: Die Beobachtung genießen! Es ist ein absoluter Glücksfall, wenn man das scheue Tier zu Gesicht bekommt. Natürlich nicht hingehen, nicht versuchen zu füttern sondern Abstand halten wie bei jedem anderen Wildtier auch. Wenn man sich unwohl fühlt, groß machen und laut werden. In Norwegen standen etwa 100 Meter vor einem 13 jährigen Jungen Wölfe auf dem Weg. Er hatte Heavy Metall Musik auf dem Handy, dreht sie voll auf und die Wölfe liefen weg.

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