Wie wir den Weltacker mitgestalten

Ein langer Acker zieht sich über das IGA-Gelände in Berlin-Marzahn – auf ganz genau 2000 Quadratmetern. Damit ist er genau so groß wie die Fläche, die allen Erdbewohnern und -bewohnerinnen rein theoretisch zur Verfügung steht. Doch ganz so einfach ist es nicht: Manche haben viel mehr, manche viel weniger. Außerdem schrumpft die Fläche, da wir den Acker nicht richtig bestellen. HIMBEER war zu Besuch bei der Zukunftsstiftung Landwirtschaft und hat sich einmal ganz genau erklären lassen, wie wir mit unserer Ernährung und dem Einkauf im Supermarkt den Acker der Welt mitgestalten.

Was passiert, wenn man die gesamte Ackerfläche weltweit, nämlich 1,4 Milliarden Hektar, durch alle sieben Milliarden Menschen auf dieser Erde teilt – es kommen genau 2000 Quadratmeter heraus. Diese Ackerfläche, die nach Adam Riese jedem Menschen theoretisch zur Verfügung steht, hat die Zukunftsstiftung Landwirtschaft auf dem IGA-Gelände angelegt.

Auf dem Weltacker wachsen seit den ersten Sonnenstrahlen des Jahres alle Pflanzen, die weltweit angebaut werden, um uns zu ernähren, zu kleiden oder unsere Autos zum Fahren zu bringen. Weizen, Reis, Kartoffeln, Gemüse, Obst, Speiseöl, Zucker, Tierfutter, Baumwolle, Tabak oder die Pflanzen, aus denen Biogas und Bio-Diesel gewonnen wird – das alles brauchen bzw. verbrauchen wir ständig. Eine ganz schöne Menge also. Das Projekt „Unser Weltacker: 2000 m2 für alle“ zeigt, wie diese Pflanzen wachsen und wie viel Platz sie benötigen. „Von Erdnüssen bis Baumwolle ist alles da auf unserem Acker – sogar Reis wächst hier auf dem wohl nördlichsten Reisfeld der Welt“, sagt Stefanie Doll, die den Weltacker mit betreut.

 

Weltacker | Himbeer Magazin

 

Leider sind die Ackerflächen in der Realität nicht so gerecht verteilt, wie es die Rechnung ergeben hat. Das zeigt das Projekt auch: „Es gibt Menschen, die mit ihren 2000 Quadratmetern nicht auskommen und es gibt auch ganze Familien, denen es reichen muss. Teilweise ernähren sich in Afrika davon zum Beispiel 18 Menschen“, erkärt Amélie Dupuy-Cailloux von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft.

Wo kommt eigentlich mein Essen her? Dass wir das nicht mehr so richtig wissen und manche meinen, es komme aus dem Supermarkt, findet Benedikt Haerlin, der Leiter des Berliner Büros der Stiftung, gefährlich: „Jeder Bissen, den wir essen, hat einen Ort, an dem er gewachsen ist und diesen Ort gestalten wir mit, je nachdem wie wir unsere Bissen organisieren.“

Auf dem Weltacker kann jeder für sich verschiedene Fragen zum Thema Ernährung beantworten – zum Beispiel, was das Wegwerfen von Lebensmitteln bedeutet oder ob wir wirklich Gentechnik brauchen, um die Welt zu ernähren. „Die Erde gibt genug her für die sieben Milliarden Menschen, die wir im Moment sind, und auch für neun oder zehn Milliarden, die wir vielleicht noch werden. Wir haben genug Ackerfläche. Wir haben nur im Moment nicht die richtige Art und Weise sie zu bewirtschaften. Das ist das Problem“, erklärt Benedikt Haerlin.

 

Weltacker | Himbeer Magazin

 

Das Wechselspiel zwischen eigenem Handeln und der Umwelt wird auch in einem zweiten Projekt im Rahmen des großem Ackers deutlich: dem Flächen-Buffet. Auf dem Buffet gibt es zum Beispiel Spaghetti mit Tomatensoße oder auch Currywurst mit Pommes – aber nicht so, wie ihr denkt. Die Zukunfsstiftung Landwirtschaft hat Beete angelegt, auf denen die Zutaten für verschiedene Gerichte wachsen und wie viel Platz sie jeweils brauchen. „Jeder kann seine 2000 Quadratmeter gestalten: Wir sind alle KoproduzentInnen, sind alle BäuerInnen. Und die Art und Weise, wie wir unser Feld bestellen, ist die Art und Weise wie wir einkaufen im Supermarkt“, erklärt Benedikt Haerlin.

 

Flächen-Buffet | Himbeer Magazin

Weltacker | Himbeer Magazin

 

Wie sich der weltweite Anbau zusammen setzt und was ihr dazu beitragt, könnt ihr also ab sofort beim Projekt „2000 m2“ auf dem IGA-Gelände sehen und Wichtiges über unsere Ernährung erfahren. Hier geht es zur Homepage des Projekts. Alle Infos zu den Veranstaltungen auf dem IGA-Campus, für die eine Anmeldung erforderlich ist, findet ihr hier.

 

Text: Eva Maria Schneider

Bildnachweise:
© Annika Huskamp (Illustrationen)
© Volker Gehrmann
© A. Dupuy-Cailloux
© Nele Roebe-Oltmanns