Berlin Dungeon – Eine blutige Tour

Unterwegs in Berlin: HIMBEER-Mitarbeiterin Sarah hielt es für eine romantische Idee, den Valentinstag mit ihrem Freund an einem gruseligen Ort zu verbringen und so machten sich die beiden auf zum Berlin Dungeon. Nach ihren Erfahrungen empfiehlt Sarah den Besuch erst für ältere Kinder. Auch die offizielle Empfehlung des Dungeon ist ein Mindestalter von zehn Jahren. Dann aber haben die Kinder großen Spaß an der Zeitreise durch Berlins grauenhafte Geschichte, wie unsere älteren HIMBEER-Kinder bestätigen.

Eine romantische Idee…
14. Februar. Valentinstag. Der Tag der Liebenden und für meinen Partner und mich der ideale Zeitpunkt, die Zwillinge zu meinen Eltern zu bringen und endlich das Berlin Dungeon zu besuchen. Wer die berühmten Dungeons nicht kennt: Hier wird dem Besucher die gruselige Seite der Historie der betreffenden Stadt nahe gebracht – mit nicht ganz ernst zu nehmender Darstellung, schwarzem Humor und viel Erschrecken.

Wir betreten die Dunkelheit
Zusammengepfercht mit uns Unbekannten durften wir in einen dunklen, runden Raum treten. Hier empfing uns ein sich doch eher seltsam verhaltender Harlekin. Der nette Geselle mit einem eindeutigen Schrei- und Zappelproblem führte uns in einem Fahrstuhl, der uns in die Tiefen des Dungeons brachte. In Berlins alter Bibliothek wurde uns die derzeitige Situation in der Stadt erläutert: Wir alle befanden uns hier unten der Gefahr der Pest ausgesetzt und konnten froh sein, wenn wir die Reise nicht vermodert und innerlich verwesend überstehen würden.

Während ich damit beschäftigt war, die schwarzen Statuen links und rechts neben mir zu beobachten, weil ich dachte, die springen mich gleich an, schritt mein Freund mutigen Schrittes als Erster der Gruppe in den nächsten Raum und wurde prompt angesprungen.

Weiter ging es mit dem Floss, welches uns über die Spree ins sichere Cölln transportieren sollte, wo wir dank unseres unfähigen Bootsführers nie ankamen. Also doch zu Fuß durch die verseuchte Stadt.

Nach dem Verlassen des Bootes durften mein Liebster und ich uns Urin-Spritzer ins Gesicht schütten lassen, da eine der Bewohner der Gasse, in der wir uns nun befanden der Meinung war, den Nachttopf aus dem Fenster leeren zu müssen. Passend kommentiert von Todesschreien aus einem Sarg. Ich denke mal, die anderen haben auch was abbekommen dürfen. Das ist Gerechtigkeit.

Herr Doktor, ich verwese…
Die Herde zieht weiter durch eine dunkle Gasse. Es ist 1576. Schaurige Musik und muffiger Geruch umgibt uns. Ich klammere mich am Arm meines starken Mannes fest, der sich kaum bewegen kann, weil er seine und meine Tasche tragen muss. (Leider gibt es keine Garderobe und meine Tasche muss er tragen, es ist schließlich immer noch Valentinstag). Am Ende der Gasse reiert jemand in eine Regentonne und wir betreten die nächste Station: Die Praxis des kürzlich verstorbenen Pestarztes.

Glücklicherweise lebt seine beulenübersähte, durchgeknallte und blutverliebte Assistentin noch. Wir dürfen uns auf bereitgestellte Bänke setzen, was auch ganz angenehm ist, bis die Assistentin die Blutegel verliert. Während diese sich unter unseren Hintern bemerkbar machen und rechts neben uns die gesamte erste Reihe schreiend hochspringt (was wirklich sehr witzig war!) wird eine Dame aus der hinteren Reihe zur Ader gelassen, um anschließend, hinter einem Vorhang versteckt, den Kopf zu verlieren.

Wir dürfen die Praxis, abermals nass (Blut spritzte natürlich auch in unsere Richtung), verlassen und gehen wieder durch ein dunkle, stinkende Gasse, um dann, ach wie schön, in der Folterkammer zu landen. Der wirklich ambitionierte Folterknecht demonstrierte uns an einem der Besucher anschaulich, was man alles mit seinen wunderschön vielfältigen Foltergeräten anstellen konnte, während ein Pärchen aus unseren Reihen in einem Käfig letzte Liebesschwüre austauschen konnte.

Nach der Folter blieb das Liebespaar schließlich zurück und wir anderen durften ins Gericht weiterziehen, um uns wegen unserer Sünden (vor allem aber wegen der Hexerei) zu verantworten. Leise Schreie des Paares verhallten im Dunst der Gasse. Der in rot gekleidete Richter wurde es nicht Leid, uns immer wieder darauf hinzuweisen, das wir schreckliche, widerliche Sünder seien und mit diesem Gefühl ging es dann in ein Spiegellabyrinth.

Mein erstes dieser Art, daher auch sehr beeindruckend. Immerhin bin ich nirgends gegen gerannt. Als es schließlich nicht weiter ging und der ganze Mob stehen blieb und wartete, musste sich natürlich direkt neben mir die Wand auftun und ein emotionsloser Typ mit Lampe herausschreiten. Ich hab‘ mich furchtbar erschreckt. Zum Glück hat das keiner mitbekommen.

Der Herr mit Lampe führte uns nun in die Grabkammer der Hohenzollern. Hier erlöschte immer wieder das Licht und der wehrte Herr stand auf einmal vor einem – sehr effektvoll. Vor allem, als er schließlich ganz verschwunden war und anstelle seiner die weiße Frau erschien. Sie erscheint laut Legende denjenigen, die bald des Todes sind. Und ja, sie erschien jedem in diesem Raum. Na, toll. Irgendwann war sie dann weg, die gruselige Stimme in der Luft auch und wir durften die Kammer des Schreckens verlassen.

Weiter ging es durch, na? Richtig! Eine miefende Gasse, an deren Ende wir auf eine verblendete Prostituierte trafen, die in höchsten Tönen von ihrem Meister erzählte. Der, wie wir im nächsten Raum (seiner Wohnung) erfahren durften, Menschenfleisch zu Wurst verarbeitete. Die Vorstellung ist hier besonders widerlich, wenn man sich mal vor Augen hält, dass es diesen Herren, namens Carl Großmann, tatsächlich gab.

Das Licht geht aus, nachdem wir alle rings um den Schlachttisch Platz genommen hatten und die bedrohliche Stimme des Meisters zusammen mit seinen Schritten ertönt. Es wird interaktiv und stechend im Rücken. Nachdem wieder einmal das Blut in unsere Gesichter gespritzt war, gehen die Lampen wieder an und das nette leichte Mädchen verabschiedet uns. Aber nicht, bevor nicht noch einmal das Licht ausgeht und sie GENAU VOR MIR auftaucht und ich mich nochmal heftig erschrecke. Richtig mit Schreien und so. Und diesmal haben es alle mitbekommen, was ein Glück.

Mein Fazit
Die ganze Show dauerte 60 Minuten, kamen meinem Partner und mir allerdings wie höchstens 20 vor, was sehr schade ist. Den Erzählungen konnte ich schwer folgen, in Folge dessen, auch kaum etwas lernen, da die Stationen überfüllt waren mit Informationen, Schauspiel, Kulisse, auditiven und haptischen Reizen (und der Angst vor dem Erschreckt-werden). Vielleicht wäre an dieser Stelle besser, einen eher offenen Dungeon anzubieten, in dem der Besucher auf eigene Faust die Stationen abklappern kann und nur hin und wieder von Schauspielern etwas erzählt bekommt.

Gefallen haben mir vor allem die wirklich liebevolle und ausgestaltete Kulisse. Die Musik und der modrige Geruch taten ihr Übriges und schafften es, dass ich mich unwohl und irgendwie “In der Klemme” fühlte.

Es war bei meinem Besuch tatsächlich ein Junge dabei, den ich auf zehn oder elf Jahre schätze. Meiner Meinung ist das zu jung. Das Erschrecken, die Geschichten und Schauspieler sind vollkommen erträglich für das Alter. Aber die Kulisse und der Umgang mit den Requisiten ist hauptsächlich sehr blutig und grausam. Ich würde meinen Kinder frühestens ab 15 Jahren erlauben, das Dungeon zu besuchen. Aber das muss jeder für sich und seine Familie entscheiden – auch die Seelen der Kinder sind schließlich unterschiedlich empfindlich.

Es gibt die Orte der Schrecken in London, Edinburgh, Warwick Castle, Blackpool, York, Amsterdam, San Francisco und Hamburg.

Text: Sarah Lammers

Besucherinformation: Kinder bis einschließlich 14 Jahre wird der Zutritt nur in Begleitung eines volljährigen Erwachsenen gewährt. Kinder unter zehn Jahren wird der Besuch nicht empfohlen und daher die ausdrückliche, schriftliche Genehmigung der Eltern benötigt. Kinder unter acht Jahren erhalten keinen Zutritt.

Alle weiteren Informationen zum Besuch des Berlin Dungeon in der Spandauer Str. 2, 10178 Berlin-Mitte unter: www.thedungeons.com/berlin