Ausstellungstipps im Juni

Kunst mal anders! – Der Juni hält wieder ein paar tolle Ausstellungen für uns parat, die alles andere als langweilig sind. In unseren Tipps stellen wir euch unsere monatlichen Favoriten vor.

ME COLLECTORS ROOM: Sigmar Polke – Die Editionen
Punkt für Punkt für Punkt. „Ich liebe alle Punkte, mit vielen Punkten bin ich verheiratet“, dieser Ausspruch des 2010 verstorbenen Künstlers Sigmar Polke ist signifikant für sein vielschichtiges Werk. Seine Spezialität – das Aufblasen des Rasterpunktes im Druck – entwickelt er schon früh in den 60ern.

Werk Im Me Collectors Room | Himbeer Magazin

Die rund 200 ausgestellten Werke aus der Sammlung „Kunstraum am Limes“ wirken in ihrer Leichtigkeit und Ironie sehr modern. Sie zeigen die unermessliche Experimentierfreude des Künstlers an den verschiedensten Druck- und Kopiertechniken, an der Arbeit mit Collage, Fotografie, Zeichnung und Malerei. Nicht umsonst wird Sigmar Polke als Alchemist bezeichnet – er arbeitete stets simultan mit mehreren Techniken, sein Atelier war Labor und Werkstatt zugleich.

Me Collectors Room Berlin | Himbeer Magazin

Es macht Spass durch die Ausstellung zu schreiten und die enorme Spannbreite seines Schaffens, seine schier endlose Auseinandersetzung mit dem Rasterpunkt als Grundelement zu bestaunen und immer wieder über seine humorvollen Objekte zu schmunzeln. Da gibt es z.B. eine „Rennende Schere“, bei der eine Comicfigur als Vorlage diente oder eine „potato machine“ bei der eine Kartoffel eine andere umkreist. Ein kurzweiliges Video erklärt die Entstehung der Editionen.

Im Museumshop hängt eine großartige Auswahl von Plakaten Sigmar Polkes. Und für Kinder und Jugendliche gibt es ein umfangreiches Programm mit Führungen und Workshops, bei der die Teilnehmer sich an seriellen Kopierverfahren, an Collagen aus alltäglichen Materialien oder an der Anfertigung einer eigenen Edition ausprobieren dürfen.
Die Workshops bedürfen der Anmeldung.
28.04.-27.08.2017, Me Collectors Room, Auguststraße 68, 10117 Berlin, www.me-berlin.com 

 

MUSEUM FÜR KOMMUNIKATION: Let’s play Ping Pong
Die temporäre Ausstellung Let’s play Ping Pong führt Besucher und Besucherinnen durch die Welt der Comics und Animationsgrafiken Hongkongs. Dabei wird zunächst die einmalige, geschichtliche Entwicklung von 1960 bis heute präsentiert. Deutlich wird vor allem die Kombination chinesischer und westlicher Kreativtechniken, die sich hieraus entwickelt haben.

Kunstwerk Der Ausstellung Let's Play Ping Pong | Himbeer Magazin

Im weiteren Teil der Ausstellung wird das Künstlerkollektiv Ping Pong aus Hongkong vorgestellt. Die jungen Künstler und Künstlerinnen präsentieren eine neue Generation von Comiczeichnern und ihr Werk.

Wer schon mal vor Ort ist und noch ein wenig Zeit mitbringt, sollte unbedingt auch die anderen Ausstellungen im Museum für Kommunikation besuchen.
Nur noch bis 02.07., Let’s play Ping Pong, Museum für Kommunikation, Leipziger Straße 16, 10117 Berlin, www.mfk-berlin.de 

 

MÄRKISCHES MUSEUM: [Probe] Räume 
Gucken, Staunen, Selbermachen. In den [Probe] Räumen des Märkischen Museums wird das Prinzip Ausstellung revolutioniert. Hier geht es nicht mehr um das teilweise, vor allem für Kinder, stumpfe Um-die-Objekte-Herumgeschleiche, sondern um die Partizipation an der Museumspraxis. Es wird vielfältig gezeigt, wie eine Ausstellung aufgebaut wird und wie man diese auf andere, eher ungewohnte Arten erleben kann.

Veranstaltungen: Proberäume | Himbeer Magazin
Die [Probe] Räume sind wie ein Rundgang aufgebaut. In acht Themenräumen werden die Bereiche Sammeln, Forschen, Präsentieren, Vermitteln, Restaurieren, Kuratieren und Inszenieren vermittelt.
Die zwei Schwerpunkte sind die „Geschichte Berlins im Mittelalter“ und „Kindheit und Alltag um 1900“. Der Rundgang startet mit einem mittelalterlichen Modell der Doppelstadt Berlin und Cölln. Ganz im Sinne des Partizipation-Prinzips, ist zwar das Exponat geschützt, trotzdem gibt es die Möglichkeit, das Modell spielerisch zu begreifen. Das gelingt super mit einem sich am Rande des Exponats befindenden 3D-Modell der mittelalterlichen Stadt – zum Anfassen.

Weiter geht es in der gotischen Kapelle mit einem Sammelsurium an Exponaten. In einem holzgetäfelten Gang werden sakrale Objekte unter restauratorischen Aspekten neu betrachtet. Dabei werden nicht nur das Alter betreffende Fragen geklärt, sondern auch, was eigentlich der Holzwurm darin zu suchen hat.

Im Anschluss gelangt man zur Station „Finden und Sammeln“. Hier wird deutlich, dass ein Museum viel mehr Stücke beherbergt, als tatsächlich zu sehen sind. Kuratoren sind dafür verantwortlich, welche wann ausgestellt werden.
Weiter geht es in den Forscherraum, der mit Bibliothek, Medienstation und diversen Landkarten eine Menge Berlin-Geschichte vermittelt. Von dort aus gelangt man in das Herzstück der [Probe] Räume, dem Aktionsraum. Die gesamte Ausstellung soll zum Kreativwerden anregen und wen es nun in den Fingern juckt, der kann sich hier ausleben und sein eigenes Berlin-Objekt schaffen. Magnetwände, Bastelzeug und viel Platz bieten Raum für die Entwicklung eigener Ideen. Der Raum ist also ein Museum im Museum.

Liebevoll gestaltete Schaukästen zeigen die Kunst des Inszenierens und im darauffolgenden, letzten oder eben ersten Raum, wird das „Ordnen und Vergleichen“ vermittelt. Wie war die Schule im 19. Jahrhundert? Wie wurden Schreibgeräte entwickelt? Welche Trockenpräparate und ausgestopfte Tiere befinden sich im Lehrmittelregal?

Veranstaltungen: Proberäume | Himbeer Magazin
Mein Fazit: Die Proberäume zeigen geschickt zwei Ausstellungen in einer. Jung und Alt tauchen in die Künste des Museumsbetriebs ein. Die Besucher erlangen eine neue Sichtweise auf die Exponate und werden auch bei zukünftigen Museumsbesuchen mit Hintergrundwissen an die Sache herangehen.

Auch Architektur-Fans kommen nicht zu kurz. Die einmalige, kleinteilige Gestaltung verbindet die Kontraste alt und neu, dunkel und hell und erzeugt mit modernen Elementen, die die Wände des alten Gemäuers schmücken, ein ganz eigenes Flair.

Spielerisch, kreativ und im eigenen Tempo erschließt man sich den Rundgang. Mitbringen sollte man auf jeden Fall Zeit. Neben viel neuem Wissen, gibt es tolle praktische Elemente – so fühlt man sich in die Rolle eines Kurators und Museummitarbeiters versetzt.
[Probe] Räume, Märkisches Museum, Am Köllnischen Park 5, 10179 Berlin, www.stadtmuseum.de

 

Text:
Me Collectors Room: Gabriele Boulanger
Museum für Kommunikation: Juliane Jacoby
Märkisches Museum, Bröhan-Museum: Lola Grunert

Bildnachweise:
© The Estate of Sigmar Polke Cologne VG Bild Kunst Bonn 2016, Foto: Baumann Fotostudio GmbH
© Me Collectors Room Berlin, Foto: Bernd Borchardt
© Juliane Jacoby
© Lola Grunert