Willkommen in Jerusalem – das Jüdische Museum Berlin hat seit Mitte Dezember eine neue Dauerausstellung, die die heilige Stadt in all ihren Facetten beleuchtet und dabei den dauerhaft brisanten Konflikt um die Beanspruchung als Hauptstadt aus verschiedenen Perspektiven betrachtet.
Da hinten beliefert der LKW einen Laden, der Marktbetrieb ist schon in vollem Gange und irgendwo in einer Schule setzen sich die Kinder zur nächsten Schulstunde. Geschäftig geht es zu, auf den Straßen Jerusalems. Und wir sind direkt mittendrin, wenn wir die aktuelle Sonderausstellung „Welcome to Jerusalem“ im Jüdischen Museum betreten. Leinwände flimmern von jeder Wand und heißen uns inklusive original Geräuschkulisse willkommen in der für Christ*innen, Juden und Jüdinnen und Muslime/a „heiligen Stadt“. Die Stadt ist geprägt durch die drei monotheistischen Weltreligionen, genauso wie durch politische Brisanz, da Palästinenser*innen und Israelis Jerusalem als ihre Hauptstadt beanspruchen. Somit ist es auch eine geteilte Stadt und die Mauer nur über Checkpoints passierbar.
Die Ausstellung führt uns durch die uralte Geschichte Jerusalems und wir erfahren, dass der Ort vermutlich schon vor mehr als 5000 Jahren das erste Mal besiedelt wurde. Ein Raum mit einer digitalen Stadtkarte verbildlicht die Veränderung der Stadtgrenzen zu ganz verschiedenen Zeiten, zum Beispiel während der römischen Besatzung unter Herodes oder als die Stadt ein Teil des Osmanische Reichs war. Auch das Einnehmen Jerusalems durch die Briten nach dem ersten Weltkrieg wird abgebildet sowie viele weitere Stationen bis heute. Auf unserem Weg durch die Räume begegnen wir immer wieder Historiker*innen, Rabbinern und Bewohner*innen Jerusalems, deren Berichten wir über Kopfhörer lauschen können.
Sehr detailreich werden die verschiedenen Perspektiven Raum für Raum erläutert. Modelle des Felsendoms und der Klagemauer sowie Videoinstallationen, unter anderem aus der Dokumentation „24 Stunden Jerusalem“ von Volker Heise und Thomas Kufus, lassen die Stadt besonders plastisch werden. Gebetsgesänge eines Muezzins über Lautsprecher verstärken das Gefühl, in der Stadt selbst angekommen zu sein.
Die starke Verflechtung von Religion und Politik, die den Alltag der Jerusalemer*innen prägen, wird in der Ausstellung sehr gut, und vor allem nicht statisch oder einseitig, aufgearbeitet. Um den Konflikt zu verdeutlichen, werden beim Gang durch die einzelnen Stationen automatisch immer wieder die Perspektiven gewechselt. So wird das Hineinversetzen in alle Parteien möglich.
Empfehlenswert ist die Ausstellung in jedem Falle! Für kleinere Kinder sollte das Vermittlungsangebot in Anspruch genommen werden, da das Original-Videomaterial in dem Raum, der den Nahost-Konflikt thematisiert, sehr brutale Szenen enthält. Wir empfehlen einen Besuch erst ab 12 Jahren.