© Jens Küpper

Jede:r ist ein Teil des Ganzen

Einen ganz besonderen Ort gibt es vor den Toren Berlins im Havelland zu entdecken. Der Ökohof Kuhhorst hat viel zu bieten: Hier gibt es kleine Ferkel und große Kühe zu bestaunen, im Hofladen können die Ergebnisse der ökologischen Landwirtschaft erworben werden, und für über 80 Menschen ist er zu einem besonderen Zuhause geworden.

Anlässlich der Brandenburger Landpartie, die alljährlich seit 1994 ins Märkische lädt, haben auch an diesem Sonntag im Juni die Kuhhorster ihre Stalltüren für Besucher:innen geöffnet und laden zu Rundgängen über den Hof. So haben sich heute die Geschwister Gustav (5) und Hannah (8) mit Freundin Mia (7) und ihren Eltern aus Berlin auf den Weg gemacht, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

Ökohof Kuhhorst Im Havelland // Himbeer
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Insbesondere der tierische Nachwuchs im Schweinestall hat es den Kindern angetan, hier drängen sich quiekend sieben kleine Ferkel abwechselnd um ihre Mutter und unter die Wärmelampe. „Das fühlt sich ganz warm und weich an! Ich spüre das kleine Herz, wie es schlägt!“ ruft Mia begeistert, als sie eins der Ferkel auf den Arm nehmen darf.

Ökohof Im Havelland // Himbeer
© Jens Küpper

Es riecht wider Erwarten nicht streng, sondern nach Heu und Stroh, vom Frühsommerregen ist die Luft feucht, die Fensterluken sind beschlagen. Kleine Schwalben drehen unter der Decke ihre Runden und der dicke Piet macht durch lautes Grunzen klar, wer hier der Eber im Stall ist.

Die Kuhhorster befinden sich im gleichnamigen Dorf, nordwestlich von Berlin im Havelland. Der Hof ist eine soziale Einrichtung des gemeinnützigen Mosaik-Unternehmensverbundes Berlin. In Kuhhorst arbeiten unter fachlicher und pädagogischer Anleitung 80 Menschen mit Behinderungen. Auf einem ehemaligen LPG-Gelände haben sie auf 400 Hektar Land einen Demonstrationsbetrieb für Ökologischen Landbau aufgebaut.

Ökohof Kuhhorst Im Havelland // Himbeer
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Für die vorbildliche betriebliche Gesamtkonzeption in der Tierhaltung, Verarbeitung und Vermarktung wurden sie 2006 sogar mit dem Förderpreis Ökologischer Landbau ausgezeichnet. Zudem haben die Kuhhorster ihre Landwirtschaft kürzlich auf demeter Produkte umgestellt, sodass nun Fleisch, Milch, und Getreide nach demeter Richtlinien erzeugt werden.

„In unserer Lebensmittelverarbeitung werden Spinatnudeln wie Erdbeercreme, saftige Salatköpfe oder Schinken vom Sattelschwein hergestellt und können im kleinen Hofladen erworben werden,“ erzählt Kerstin Niehaus, Leiterin des Berufsbildungsbereiches, die uns über den Hof führt.

Sie zeigt dem kleinen Gustav Landmaschinen und Traktoren, während Schwester Hannah von zwei Eseln und den Gänsen am Wegesrand begeistert ist. Die Besucher:innen spazieren feuchte Waldwege entlang, Mia springt in Kniestrümpfen und Sandalen über kleine Pfützen.

Auf den ersten Blick erscheint der Hof überschaubar. Die Besucher.innen betreten einen äußerst gepflegten, ehemaligen Vierseitenhof durch einen Torbogen, auf dem das neu entwickelte Logo der Kuhhorster prangt: Schwarz auf Weiß, in Kartoffeldrucktechnik sind ländliche Erzeugnisse abgebildet. Im Neubau zur rechten Seite, direkt neben dem Hofladen, befindet sich eine Lehrküche zur Herstellung von Nudel- und Molkereiprodukten.

Auf der gegenüberliegenden Seite wohnen in einem länglichen, roten Backsteingebäude rund 100 Schweine unterschiedlicher Rassen. Die Anglersattlerschweine unter ihnen gehören zu einer der  alten Haustierrassen in Kuhhorst, deren Fortbestand durch Erhaltungszucht gesichert werden soll. Auch wenn der Juni in diesem Jahr eher aprilhaft daherkommt, das unbeständige Wetter kann die Stimmung bei der Brandenburger Landpartie nicht trüben.

Ökohof Im Havelland // Himbeer
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Als ein erneuter Schauer einsetzt, schlägt Hannah ein Rad mit dem Ausruf: „Juhuu, es regnet!“ Gustav flüchtet dagegen mit seinem Papa in den Kuhstall, wo 80 Kühe in „Laufstallhaltung“ leben. Er staunt über die drei Tage alten Kälber, die zwar schon entwöhnt, aber noch mit Erstmilch der Mutter gefüttert werden. Ein bisschen ungeschickt, aber gierig und angestrengt trinkt der Rindernachwuchs die sattgelbe Flüssigkeit.

Ökohof Kuhhorst Im Havelland // Himbeer
© Jens Küpper

Erst bei der Führung erschließt sich Besucher.innen die Weitläufigkeit und Vielfältigkeit des Hofes. Weitere Bereiche wie eine Gärtnerei für den Obst- und Gemüseanbau mit angrenzender Streuobstwiese, ein Getreidespeicher sowie der Dorfkrug mit Sommergarten und Landgasthof liegen verstreut zwischen den Häusern des eigentlichen Dorfes Kuhhorst.

Und dann ist ja da noch das Wohnheim, in dem 24 Menschen mit Beeinträchtigung wohnen. Für sie ist der Hof mehr als nur Arbeitsplatz im Grünen: Die Kuhhorster sind ihr Zuhause. Sie arbeiten tagsüber auf dem Feld, im Gartenbau, im Stall und in der Lebensmittelverarbeitung, in ihrer Freizeit genießen sie das Landleben und nutzen Angebote wie Ausflüge, kulturelle Aktivitäten oder sozialpädagogische Gruppenreisen, die von Mosaik organisiert werden.

Die Gründerinnen des Unternehmensverbundes statuierten bereits 1965 über ihr Mosaik: „Es sollte aus vielen kleinen, bunten Steinchen mit Geduld, mit Geduld, mit viel Geduld ein großes, lebendiges Bild geschaffen werden“. Dass sie ihr Ziel in den vergangenen 45 Jahren erreicht haben, demonstrieren die knapp 50 unterschiedlichen Standorte im gesamten Berliner Stadtgebiet und über 2.000 Mosaik-Mitarbeiter:innen eindrucksvoll. So zeigt das bunte und lebendige Leben in Kuhhorst, dass das Unternehmensleitbild von Mosaik „Jede:r ist ein Teil des Ganzen“ hier erfolgreich umgesetzt wird.

Ökohof Kuhhorst, Dorfstr. 9, 16818 Deutschhof, diekuhhorster.de, mehr Infos über die Arbeit und weiteren Mosaik-Standorte unter mosaik-berlin.de

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