Ameley, der Biber und der König auf dem Dach
Ein märchenhaftes Theaterstück für Kinder – „Ameley, der Biber und der König auf dem Dach“ von Tankred Dorst entstand im Jahr 1982 nach Motiven der „Rheinmärchen“ von Clemens Brentano. Die junge Ameley lebt bei der garstigen Frau Wirx und ihrer Tochter Murxa. Obwohl sie von beiden wie ein Aschenbrödel herumkommandiert und gedemütigt wird, bleibt Ameley immer freundlich, ausgeglichen und dankbar dafür, dass Frau Wirx sie als Baby gefunden und aufgenommen hat. Eines Morgens singt die Amsel im Garten eine rätselhafte Prophezeiung.
Von da an ist Frau Wirx überzeugt, dass ein Prinz erscheinen und Murxa heiraten werde. Ameley soll aus dem Weg geräumt werden. Frau Wirx schickt sie in den Wald, angeblich, um schwarzen Honig für die Hochzeitstorte zu holen.
Tatsächlich spekuliert sie darauf, dass die Stieftochter von dieser Reise nie zurückkehren wird. Da Ameley die Angewohnheit hat, jedem zu helfen, der Hilfe braucht, wird sie erst nach Einbruch der Dunkelheit im Wald ankommen. Und wer bei Dunkelheit den Wald betritt, dem reißt die Eule den Kopf ab.
Und es kommt, wie Frau Wirx es geahnt hat: Obwohl sie so in Eile ist, muss Ameley ihren Freund, den Biber, aus einer Falle befreien. Sie entdeckt eine reife Birne, die unbedingt gepflückt werden muss, bevor sie braun wird. Sie begegnet einem kläglichen Hündchen, einem geheimnisvollen Kürbis und zuletzt einem verwirrten König, der vergessen hat, wonach er sucht. Zum Dank schließen alle sich ihr an.
So entsteht eine bunte, anarchische Truppe aus eigentümlichen Persönlichkeiten, die tatsächlich erst bei Einbruch der Dunkelheit den Wald erreicht, als gerade die Eule die Augen öffnet. Zu guter Letzt wird es keinen Honig geben. Aber alle werden sich entpuppen, zu etwas anderem werden, etwas Neuem, Unerwarteten – am Ende der gemeinsamen Reise wird jeder, was er ist: Der König findet, was er so lange gesucht hat, Ameley findet ihren Vater, der Biber ist kein Biber mehr, die reife Birne wird endlich verzehrt.
In dieser Geschichte gewinnen die Ausgegrenzten, die Seltsamen und die Looser, sie bilden eine neue Gemeinschaft. Und gegen diese Gemeinschaft der Selbstbewussten hat das Böse keine Macht mehr – wie im richtigen Märchen.