10.09.2025 – Heute ist Weltsuizidpräventionstag, anlässlich dessen an der Gedächtniskirche zahlreiche Organisationen rund um das Thema aufklären und informieren. Uns bei HIMBEER berührt es besonders, denn genau heute vor vier Monaten hat sich der jüngste Sohn unserer Gründerin und Chefredakteurin Anja das Leben genommen.
Der Welttag der Suizidprävention ist ein internationaler Aktionstag, den es seit 2003 gibt, um aufzuklären, Betroffene zu unterstütze und zum Reden ermutigt. Ungefähr 10.000 Menschen begehen jährlich in Deutschland Suizid, darunter etwa 500 Jugendliche, etwa dreimal so viele männlich wie weibliche Menschen.
In all unseren Gesprächen, die Anja und wir seitdem darüber geführt haben, war den allermeisten Gesprächspartner:innen nicht bewusst, dass Suizid inzwischen die häufigste Todesursache für Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland ist, vor Verkehrsunfällen.
Wir versuchen – auch in Kitas und Schulen – unsere Kinder fit für den Straßenverkehr, ihnen die Risiken dort bewusst zu machen, doch bei allem rund um mentale Gesundheit besteht noch einiger Nachholbedarf.
Suizidprävention ernst nehmen, es geht uns alle an
Das Thema ist so tabuisiert und angstbesetzt, dass viel zu wenig darüber aufgeklärt, gewusst, gesprochen wird. Die Präventionsprogramme in unseren Schulen sind nur in Einzelfällen darauf vorbereitet, dass die psychische Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen schon vor der Covid-Pandemie, aber erst recht seitdem in erschreckend hohen Prozentzahlen leidet.
Es hat seine Gründe, dass über jugendliche Suizide nicht berichtet wird, die Angst vor Nachahmungstaten ist hoch. Es ist oft schambesetzt, viele Menschen haben Vorurteile und Stereotype über suizidale Teenager:innen und deren Umfeld im Kopf. Betroffene Familien haben diese und ihre eigenen Gründe, nicht offen darüber zu reden.
Anjas 15-jähriger Sohn Victor zeigte keines der Merkmale, dass man landläufig suizidgefährdeten Jugendlichen zuschreibt, sein Tod kam für die ganze Familie völlig überraschend.
Wer ein bisschen mehr darüber erfahren möchte, kann Anjas Artikel „Victors Fall“ lesen. Wer mehr über das Thema erfahren möchte, findet zum Welttag der Suizidprävention zahlreiche Aktionen, aber auch sonst Informationen und Hilfeangebote bei diversen Organisationen.
Was Anja wichtig zu sagen ist, ohne Angst machen zu wollen – oft bekommen die engsten Angehörigen es gar nicht mit, dass ihre Liebsten Suizidgedanken in sich tragen. Sie selbst hätte es nicht für möglich gehalten, dementsprechend hat auch sie nicht das Gefühl gehabt, dass es ihren Sohn betrifft, wenn wir bei HIMBEER darüber gesprochen und geschrieben haben. Das haben wir besonders viel im Vorfeld unserer Dezember 2024-Januar 2025-Ausgabe mit dem Interview mit Dr. Jakob Florack, dem Chefarzt der Elisabeth-Klinik für seelische Gesundheit junger Menschen | Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Zehlendorf.
Es ist verletzend für Betroffene mit Aussagen und Haltungen wie „Ich hätte das gemerkt, ich kenne doch mein Kind.“ konfrontiert zu werden. Oft öffnen sich aber suizidale Jugendliche nur einzelnen Vertrauten mit der Bitte, dass es geheim bleibt. Eine solche Situation kann diese Vertrauten überfordern, in Victors Fall haben seine Freund:innen richtig gehandelt, die Hilfe kam leider trotzdem nicht an.
Reden hilft
Anjas und die Bitte von Victors Freund:innen lautet daher, sprecht mit euren Kindern darüber, dass sie auf ihre Mitmenschen achten und Hilfe holen, bis sie ankommt.
Und fragt in euren Schulen nach, wie die Themen mentale Gesundheit und Suizid dort behandelt werden, ob es Präventionsprogramme gibt, ob die Schulsozialpädagog:innen und das Kollegium dafür ausgebildet, sensibilisiert sind.
Nicht nur, ob es nicht nur Präventivprogramme gibt, sondern auch einen Plan, wie die Schulgemeinschaft damit umgeht, wenn es zu einem Suizid kommt. Wie die Freund:innen und Mitschüler:innen auch nach der ersten Krisenreaktion angemessen in der Trauer und bei der Konfrontation mit so einem tragischen Tod begleitet werden können.
10.09.2025, 16:30-22:00, Kaiser-Wilhlem-Gedächntniskirche, Breitscheidplatz, 10789 Berlin, suizidpraevention-berlin.de
Telefonseelsorge: 0800-111 0111
Berliner Krisendiest: berliner-krisendienst.de
Weitere Hilfeangebote in allen Bezirken: suizidpraevention-berlin.de/hilfe-finden
Freunde fürs Leben e.V. – Aufklärung und Suizidprävention für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene: frnd.de
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