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Von Dreitagefieber bis Ziegenpeter

Meistens verlaufen sie komplikationslos, doch ganz harmlos sind die sogenannten Kinderkrankheiten nicht – unbedingt sofort ärztlichen Rat suchen, wenn sich der Allgemeinzustand des Kindes plötzlich massiv verschlechtert, es einen steifen Nacken und starke Kopfschmerzen bekommt oder teilnahmslos und benommen wirkt.

Scharlach

Scharlach zählt zu den häufigsten bakteriellen Infektionskrankheiten bei Kindern. Die Streptokokken verursachen eine Halsentzündung und bilden Toxine, die zum Ausschlag führen. Es ist möglich, mehrfach an Scharlach zu erkranken.

Inkubationszeit: ein bis fünf Tage
Ansteckung: hochansteckend ab ca. einem Tag vor Krankheitsbeginn bis etwa 24 Stunden nach Beginn der Antibiotikatherapie, unbehandelt über mehrere Wochen.
Symptome: plötzlicher Beginn mit schnell steigendem Fieber, evtl. Schüttelfrost • Kopfschmerzen • zunächst gelblich-weiß belegte Zunge • nach zwei bis drei Tagen rot verfärbt mit geschwollenen Zungenknospen „Himbeer-Zunge“, hochrot entzündeter Rachen • rot geschwollene Mandeln • in den Leisten und unter den Achseln einsetzender feinfleckiger rötlicher nichtjuckender Ausschlag, der sich auf den ganzen Körper ausbreitet • Handinnenflächen und Fußsohlen sind ausgespart • das Gesicht ist gerötet, nur die Partie rund um den Mund bleibt blass • der Ausschlag verschwindet nach sechs bis neun Tagen.
Komplikationen: Entzündungen des Mittelohrs, der Nebenhöhlen und der Lunge. Ohne Antibiotikatherapie kann selten als Streptokokken-Spätfolge akutes rheumatisches Fieber auftreten.
Wann zum Arzt: Verdacht auf Scharlach immer vom Arzt abklären lassen. Wenn es dem Kind auch am dritten Tag mit Antibiotika nicht besser geht.
Impfung: nicht möglich.

 

Mumps

Auch Ziegenpeter genannte Virusinfektion. Wer eine Mumps-Erkrankung überstanden hat, ist in der Regel lebenslang immun, in seltenen Fällen kann man auch nach vollständiger Impfung an Mumps erkranken.

Inkubationszeit: zwölf bis 25 Tage.
Ansteckung: Ansteckungsgefahr besteht eine Woche vor bis neun Tage nach Beginn der Ohrspeicheldrüsenschwellung.
Symptome: grippeähnliche Krankheitszeichen wie Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber • schmerzhafte, entzündliche Schwellung der Ohrspeicheldrüsen, zunächst einseitig, später beidseitig • auch die Speicheldrüsen im Unterkiefer bzw. unter der Zunge sowie die benachbarten Lymphknoten können anschwellen • viele Infektionen verlaufen fast beschwerdefrei, vor allem bei Kindern unter fünf Jahren treten oft nur Erkältungssymptome auf.
Komplikationen: zusätzliche bakterielle Entzündungen der Haut, selten Nerven- und Gehirnentzündungen. Hodenentzündungen bei geschlechtsreifen Jungen können zu Unfruchtbarkeit führen. In den ersten sechs Schwangerschaftsmonaten kann eine Erkrankung der Mutter zu schweren Fehlbildungen des Kinds führen.
Wann zum Arzt: sofort, wenn das Kind Bauchschmerzen bekommt (evtl. Bauchspeicheldrüsenentzündung).
impfung: empfohlene Regelimpfung.

 

Röteln

Nur etwa die Hälfte dieser Virusinfektion bei Kindern verläuft mit sichtbaren Krankheitszeichen, dennoch sind sie ansteckend.

Inkubationszeit: 14 bis 21 Tage. ansteckung: hoch ansteckend etwa eine Woche vor bis zu einer Woche nach dem Auftreten des Ausschlags.
Symptome: erkältungsähnlich mit leichtem Fieber und leicht entzündeten Atemwegen • feinfleckiger Ausschlag, beginnend im Gesicht und dann von oben nach unten über den ganzen Körper ausbreitend • geschwollene Lymphknoten im Nacken und hinter den Ohren • manchmal Bindehautentzündung.
Komplikationen: im Kindesalter verläuft die Erkrankung meist komplikationslos, Jugendliche und Erwachsene erkranken schwerer mit Bronchitis, Mittelohrentzündung oder Gelenkbeschwerden. Selten Gehirnhautentzündung. Während der Schwangerschaft können Röteln zu schweren Schädigungen des ungeborenen Kindes führen.
Wann zum Arzt: wenn das Kind zusätzlich zum Ausschlag Symptome einer Ohrentzündung oder starke Kopfschmerzen entwickelt.
Impfung: empfohlene Regelimpfung.

 

Windpocken

Windpocken werden vom Varizella-Zoster-Virus verursacht. Ist die Krankheit überstanden, bleiben die Viren im Körper und können später eine Gürtelrose hervorrufen, die wiederum ungeschützte Personen mit Windpocken anstecken kann.

Inkubationszeit: acht bis 28 Tage.
Ansteckung: ein bis zwei Tage vor Ausbruch des Ausschlags bis zum Austrocknen der Bläschen hochansteckend – wie der Name sagt, können die Viren in kleinsten Tröpfchen durch die Luft übertragen werden.
Symptome: ein bis zwei Tage leichtes Krankheitsgefühl mit schwachem Fieber • danach zeigt sich der Hautausschlag zunächst als kleine Flecken, dann als juckende Bläschen, die sich auf den ganzen Körper, meist auch die Schleimhäute ausbreiten • Fieberanstieg • die Bläschen heilen in drei bis fünf Tagen ab, wenn sie nicht aufgekratzt werden • alle Stadien der Bläschenbildung treten typischerweise im weiteren Verlauf parallel auf.
Komplikationen: zusätzliche bakterielle Entzündungen der Haut, selten Nerven- und Gehirnentzündungen. In den ersten sechs Schwangerschaftsmonaten kann eine Windpockenerkrankung zu schweren Fehlbildungen des Kindes führen.
Wann zum Arzt: wenn ein Säugling unter sechs Monaten erkrankt.  Wenn die Haut anschwillt, eitert oder wenn sich der Allgemeinzustand des Kind deutlich verschlechtert.
Impfung: empfohlene Regelimpfung.

 

Kinderarzt Stephan von Landwüst im Experteninterview über Windpocken als hochansteckende Krankheit

 

Dreitagefieber

Von Herpesviren verursachte harmlose Erkrankung, die im Säuglings- oder frühen Kindesalter auftritt, bis zum Alter von drei Jahren hatten fast 100 Prozent der Kinder Kontakt zum Erreger und sind lebenslang immun.

Inkubation

szeit: sieben bis 14 Tage.
Ansteckung: etwa ab vier Tagen vor Fieberbeginn bis zum Auftreten des Ausschlags.
Symptome: plötzliches, etwa drei Tage (höchstens acht Tage) andauerndes hohes Fieber ohne weitere Krankheitssymptome • plötzlicher Fieberabfall und kleinfleckiger Hautausschlag auf Rücken und Bauch • meist bleibt der Ausschlag blass und nur kurz sichtbar, manchmal fließen die Flecken zusammen und weiten sich auf das Gesicht aus • manchmal Durchfall und Erbrechen, Schwellung der Augenlider, Bläschen auf dem weichen Gaumen und am Zäpfchen, Husten, Schwellung der Hals-Lymphknoten.
Komplikationen: Fieberkrämpfe scheinen beim Dreitagefieber häufiger als bei anderen Kinderkrankheiten aufzutreten.
Wann zum Arzt: wenn das Kind länger als drei Tage Fieber ohne weitere Krankheitsanzeichen hat.
Impfung: existiert nicht.

 

Masern

Bei dieser Virusinfektion treten häufiger als bei anderen Kinderkrankheiten schwere Komplikationen auf.

Inkubationszeit: acht bis zwölf Tage.
Ansteckung: hochansteckend ab ca. fünf Tage vor Auftreten des Hautausschlags bis zu dessen Verschwinden. Symptome: etwa drei Tage zu Beginn hohes Fieber und Erkältungssymptome • gerötete Bindehäute beidseits • bevor der Hautausschlag am Körper auftritt, finden sich an der Schleimhaut der Wangeninnenseite weißliche Flecken „Koplik-Flecken“ • kurze Besserung, dann erneuter Fieberanstieg mit zunächst punktförmigem, hellrotem Hautausschlag, später eher bräunlich und flächiger, teilweise mit starkem Juckreiz • nach vier bis sieben Tagen verschwindet der Ausschlag wieder.
Komplikationen:  die meisten Erkrankungen verlaufen harmlos, aber vorübergehend ist das Immunsystem so geschwächt, dass Komplikationen durch andere Erreger verursacht werden können: Mittelohrentzündungen, Atemwegs- oder Lungenentzündungen. Bei ca. 0,1 Prozent der Erkrankten tritt eine masernbedingte Gehirnentzündung auf. Sehr selten tritt mehrere Jahre nach einer durchgemachten Masern-Infektion eine subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) auf. Diese fortschreitende Gehirn- und Nervenentzündung verläuft immer tödlich.
Wann zum Arzt: immer bei Verdacht auf Masern, unbedingt die Arztpraxis vorab informieren. Wenn es dem Kind nach Auftreten des Ausschlags wieder schlechter geht.
Impfung: empfohlene Regelimpfung.

 

Keuchhusten

Weltweit eine der häufigsten bakteriellen Infektionen der Atemwege. Langwieriger Verlauf in drei Phasen.

Inkubationszeit: sieben bis 20 Tage.
Ansteckung: hochansteckend, bereits kurz bevor die ersten Symptome auftreten.
Symptome: zu Beginn ein bis zwei Wochen leichte Erkältungsbeschwerden mit Schnupfen, Husten, Heiserkeit und gelegentlichem Fieber • Husten-Phase:  langwieriger, trockener Husten. Krampfartige minutenlange Hustenanfälle enden häufig mit dem typischen keuchenden Einziehen der Luft • die Erholungsphase zieht sich über weitere vier bis sechs Wochen hin, während der körperliche Anstrengungen, kalte Luft oder Zigarettenrauch Reizhusten auslösen können. Komplikationen: können vor allem bei einer Erkrankung im ersten Lebensjahr auftreten, Lungen- und Mittelohrentzündung, selten Schädigung des Gehirns durch Sauerstoffmangel aufgrund von Atemaussetzern während der Hustenanfälle.
Wann zum Arzt: Säuglinge unter sechs Monaten werden stationär im Krankenhaus überwacht.
Impfung: empfohlene Regelimpfung.

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