Comicfiguren, Außerirdische, Muskelmänner, dazwischen ein „BUNK!“ und jede Menge Pin-Up-Girls – Im Trailer zur aktuellen Ausstellung der Berlinischen Galerie purzeln uns die Protagonisten der Collagen des Künstlers Eduardo Paolozzi in einem wilden Mix entgegen. Und soviel sei vorab schon verraten: Der Titel der Ausstellung „Lots of Pictures - Lots of Fun“ bewahrheitet sich durchgehend. Großer Spaß auf kleiner Spielfläche.
Der Bildhauer und Grafiker Eduardo Paolozzi (1924-2005) hat den Ruf weg einer der innovativsten und respektlosesten Künstler der britischen Nachkriegsmoderne zu sein. Mit seinen Collagenserien aus Autowerbungen, billigen Science-Fiction-Titeln verschnitten mit Robotern und Filmstars verarbeitet er bereits Ende 1940 die Bildmotive der Populärkultur und bahnt der britischen Pop-Art den Weg. Als Kind italienischer Einwanderer in Schottland geboren, sammelt er früh schon alles an Zeitschriftenmaterial, was er ergattern kann. Er studiert Kunst und orientiert sich an Dada und Surrealismus. „Ich glaube die moderne Welt ist eine riesige Collage und wenn man das weiß, wird sie noch größer“. Mit diesem Ausspruch umreißt der Künstler seine Arbeitsweise. Er nutzt die Codes der Massenkultur und Industriegesellschaft und entwickelt Skulpturen und Grafiken an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Ein Besuch im Technikmuseum war ihm lieber als ein Besuch in der Tate Gallery. Die Kunst ist draußen in der Welt zu finden, nicht nur in den heiligen Hallen der Museen. Ready Mades gehören für ihn selbstverständlich zur Kunst.
Eduardo Paolozzi hat auch in Berlin Spuren hinterlassen. 1974/75 hatte er als DAAD-Stipendiat ein Atelier am Kottbusser Damm bezogen. Ein vergrößertes Wandfoto gibt uns eine Ahnung, wie er arbeitete. Auf Tischen, Fensterbänken und Böden verstreut liegen Arbeitsmaterialien und Skizzen. „Eine Hexenküche“, befand Karl Ruhrberg, der damalige DAAD-Leiter. Hier entstanden Entwürfe für Skulpturen und Vorarbeiten für Druckgrafiken. Diese Zeit nannte der Künstler die fruchtbarste seines Lebens. Mich hat am meisten die Aktualität des Werkes, die enorme Spielfreude des Künstlers und die schier unersättliche Experimentierlust im Werk des Eduardo Paolozzi beeindruckt. Die Ausstellung bietet jede Menge Inspirationsfläche für große und kleine Kunstfreunde.
Begleitet wird die Ausstellung u.a. von einem zweitägigen Wochenendworkshop mit dem Titel „Wie Schubladen zu Wolkenkratzern werden“, einer Family Tour „Auf den Spuren des Künstlers“ und einem Trickfilm-Collagen-Wochenende. Nähere Informationen sind der Webseite des Museums zu entnehmen.
Bis 28.05.2018, Eduardo Paolozzi: Lots of Pictures – Lots of Fun, Berlinische Galerie, Mi-Mo 10:00-18:00, www.berlinischegalerie.de