© Staatliche Museen zu Berlin, Bode-Museum / Anja Schäfer

Kunst aus Afrika im Bode-Museum

In das Bode-Museum sind Ende Oktober achtzig Hauptwerke afrikanischer Skulptur aus dem mittlerweile geschlossenen Ethnologischen Museum eingezogen. Bis zur Eröffnung des Humboldt Forums 2019 werden sie im direkten Dialog mit den Madonnen, Märtyrern und anderen Heiligenfiguren der Sammlung stehen.

Werke, die einst gemeinsam in der Brandenburgisch-Preußischen Kunstkammer standen, wurden im 19. Jahrhundert verschiedenen Sammlungen zugeordnet. Damit begann ein bis heute andauernder Prozess des Vergleichens, Trennens und Zuordnens und viele Objekte aus Afrika wurden endgültig völkerkundliche Anschauungsobjekte. Das Bode-Museum lädt zu dem Experiment ein, ethnologische Objekte und Kunstwerke des Mittelalters und der Renaissance wieder ebenbürtig nebeneinander zu betrachten.

Es lohnt sich über zwei Stockwerke durch die heiligen Hallen der europäischen Kunstgeschichte zu wandeln und immer wieder von einem ungewöhnlichen Figurenpaar überrascht zu werden. Was für wunderbare Begegnungen gibt es da: Eine Kraft gur aus dem Kongo trifft auf eine Schutzmantelmadonna. Beide aus Holz gefertigt, sie nobel und sanft, er mit Nägeln im Oberkörper und offensiver Haltung. Gar nicht zu vergleichen? Kraftfiguren im Kongo dienten dem Schutz von Dörfern und Gemeinden, ähnlich wie gotische Darstellungen der Maria mit dem Schutzmantel. Zweiundzwanzig solcher Gegenüberstellungen sind in der Ausstellung zu finden. In der Tat unterscheiden sie sich in Ausführung, Funktion und Kunstfertigkeit, aber allesamt rühren sie die großen Themen der Menschheit: Macht und Tod, Schönheit und Identität, Gerechtigkeit und Erinnerung. Interessant sind auch die immer wiederkehrenden idealisierten Abbildungen von Mutter-Kind-Figuren, die in der afrikanischen Skulptur eine grundsätzlich andere formelle und sinnliche Sprache haben, als in den europäischen Objekten.

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© SMB, Ethnologisches Museum, Claudia Obrocki

Insgesamt eine sehr interessante Ausstellung, die uns staunen lässt, wie unterschiedlich Kulturen die großen Menschheitsthemen darzustellen wussten, wie fragwürdig Klassifizierungen sein können und eine Ausstellung, die uns schon jetzt einen kleinen Vorgeschmack auf das Humboldt Forum gibt, dem es hoffentlich gelingen wird, neue Präsentationsmaßstäbe zu setzen.

 

Jeden zweiten und vierten Samstag im Monat können Kinder von sechs bis zwölf Jahren im Workshop: „Erzähl mal!” die ausgestellten Objekte und ihre Geschichten erforschen, Zusammenhänge erfassen und neue Objektbeschriftungen entwickeln. Anmeldung erforderlich.

Ausstellung bis Ende 2019, Bode-Museum, Am Kupfergraben, 10117 Berlin-Mitte, www.smb.museum

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