© Anja Ihlenfeld

Fremde Töpfe: Kinder testen exotische Restaurants

In Berlin köcheln aller Herren Länder Töpfe. Da lohnt sich – falls der Nachwuchs gerade nicht in der renitenten Rote-Soße-Phase ist – ein Streifzug durch die Geschmäcker der Welt. Furchtlose Jung-Gastro- nauten testen fünf überraschende Länderküchen.

Süd-Indisch Essen gehen mit Kindern

Chutnify – Indian Street Food, Sredzkistr. 43, 10435 Berlin-Prenzlauer Berg, chutnify.com

Das mit bilderbuchbuntem Kitsch eingerichtete Restaurant ist wie eine Reise in ein würzig duftendes Land. Immergleiche Currys sucht man hier vergeblich, denn das Augenmerk liegt auf den süd-indischen Spezialitäten, allen voran Dosas mit verschiedenen Chutneys zum Dippen. Dosas sind eine Art gefüllte Crêpes aus Reismehl und Linsen und eine Freude für gewürzgeneigte Zungen.

Martha (11) schlürft einen salzigen Kardamom-Lassi und tastet sich mit ihrem Dosa langsam von den milden zu den scharfen Saucen, die in den kleinen Schälchen zu allen Gerichten serviert werden. Für Fleischliebhaber oder Vegetarier hat die kleine, aber reiche Speisekarte gleichermaßen viel zu bieten, zum Nachtisch gibt es ein hausgemachtes Safran-Eis oder einfach: den kinderfreundlichen Schoko-Dosa!

 

Peruanisch Essen gehen mit Kindern

Chicha Berlin, Friedelstr. 34, 12047 Berlin-Neukölln, chicha-berlin.de

Hier gibt es Apfelschorle aus der Piraten-Kokosnuss und eine irre Lila-Mais-Limonade! Und die Küche in dem bunten Restaurant am Landwehrkanal ist ebenso unerwartet: Peruanische Gerichte mischen die indigene Andenküche mit dem Reichtum der Pazifikküste und den Einflüssen europäischer und asiatischer Einwanderer.

Victor (8) hat eine Menge unbekannte Kost auf den Teller gezaubert bekommen, Quinoasalat mit Mango zum Beispiel, garniert mit Popcorn oder wie Tempura gebackenen Adlerfisch mit roten Kartoffelchips. So viele neue Geschmäcker – am besten teilt man viele kleine Teller, damit man sich nicht entscheiden muss. Ein bisschen Experimentierfreude sollten die Kinder allerdings mitbringen, Victors neue Lieblingskost sind jedenfalls die nicht ganz so exotischen Maniok-Fritten.

 

Hunanesisch Essen gehen mit Kindern

Selig, Kantstr. 51, 10625 Berlin-Charlottenburg, T: 030-91493669

Für authentische asiatische Geschmäcker kehrt man am besten auf der Charlottenburger Kantstraße ein. Hier lernt man zum Beispiel, dass chinesisches Essen nicht gleich chinesisches Essen ist. Das Restaurant Selig etwa serviert Typisches aus der zentral-chinesischen Provinz Hunan: Knallrote Flusskrebse, die vom Szechuan-Pfeffer auf der Zunge prickeln, Feuertöpfe mit Schweinebauch und sehr leckere Teigtaschen.

Elisabeth (12) und ihre Schwester Theresa (8) haben sich getraut, auch die scharfen Gerichte zu probieren. Dabei haben sie zwar ein paar feueratmende Grimassen geschnitten, waren aber im Anschluss ziemlich zufrieden. Wer gerne Fleisch und würzig isst, bekommt hier Aromen zu erschmecken, die rein gar nichts mit den angepassten Gerichten an der Imbissbude zu tun haben.

 

Äthiopisch Essen gehen mit Kindern

Lalibela, Herrfurthstr. 32, 12049 Berlin-Neukölln, T: 6444968, lalibelaberlin.de

Über die äthiopische Küche wusste er nichts, bis sich der große strohhutartige Korb über dem Teller lüftete. Ruben (12) staunt nicht schlecht, was darunter alles zum Vorschein kommt. Grundlage aller Speisen ist das aus Teff-Mehl auf einer heißen Tonplatte gebackene, stark gesäuerte Brot namens Injera. Sofort wird mit diesen Pfannkuchen nach den typischen ostafrikanischen Saucen aus Paprika, Tomaten und Kichererbsen, nach Käse, Salat, dem zartgekochten Rind und dem gebratenen Hühnchen geangelt.

„Mit den Fingern zu essen ist viel bequemer als mit Messer und Gabel“ (Ruben, 12)

Das kleine Restaurant im Schillerkiez erfreut Ruben aber nicht zuletzt, weil es ausdrücklich erwünscht ist, mit den Händen zu essen. Wem es nicht scharf genug ist, bekommt gerne noch eine unangepasste Würze dazu. Eine Platte für zwei kostet um die zehn Euro, inklusive eines Amharisch-Crashkurses der herzlichen Betreiber.

 

Norwegisch Essen gehen mit Kindern

Munch‘s Hus, Bülowstr. 66, 10783 Berlin-Schöneberg, T: 1014086, munchshus.de

Das einzige norwegische Restaurant in Deutschland serviert mitten in Schöneberg Typisches aus dem Land der Fjorde in gediegener Atmosphäre. Inmitten vieler Gemälde von Edvard Munch, die für Gesprächsstoff sorgen, gibt es natürlich reichlich, aber nicht ausschließlich Fisch.

Noemi (8) und Luis (17) haben die nordische Cuisine zum ersten Mal vor sich. Luis, ein Allesesser, schwärmt für die Spezialität des Hauses, Elchbraten in Ziegenkäse-Wacholdersauce. Noemi probiert Rentierwurst und mit Avocado garnierten Eismeersaibling, mag sich ans Fischessen jedoch nicht so ganz gewöhnen. Das beste Kartoffelpüree, das sie je gegessen hat, entschädigt aber gebührend. Einig sind sie sich allerdings bei der zuckrig-schneeigen Trollcreme mit Waldbeeren!

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