Wann brauchen kleine Kinder welches und wie viel Spielangebot? Was überfordert Kinder und was unterfordert sie? Worauf sollte man bei der Auswahl achten?
Kleinkindpädagogin Sarah Maria Röckel entwickelt bei Kindsgut ästhetisches und gleichzeitig sinnvolles, altersgerechtes Spielzeug – ihre Tipps für Eltern, die sich diese Fragen stellen:
Altersgerechtes Spielzeug
Für alle Alters- bzw. Entwicklungsstufen gilt: Es ist essentiell, dass Eltern ein kindersicheres Umfeld schaffen, in dem Kinder sowohl mit anderen als auch alleine im freien Spiel die eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten kennen lernen können. Wenn sich Kinder wohl und sicher fühlen, versinken sie automatisch länger in Spielen und haben einen Rahmen um sich auszutesten.
Es braucht nicht immer neues Spielzeug, um ein altersgerechtes Spielen zu ermöglichen: Oft können Spielsachen sehr vielseitig eingesetzt werden und unsere Kinder auf unterschiedliche Weisen lange begleiten. Trotzdem lohnt es sich, in regelmäßigen Abständen das Kinderzimmer auszumisten und zu überlegen, für welche Dinge wirklich keine Verwendung mehr ist oder was es neues braucht.
Oft bietet es sich an, im Freundeskreis oder der Kita Spielzeug zu tauschen, so neue Impulse zu setzen und gezielt Fähigkeiten zu fördern.
Weniger ist mehr, das gilt auch bei Spielzeug
Zu viel Spielzeug überfordert Kinder und sorgt für eine insgesamt kürzere Spielzeit. Lieber nur ausgewählte Dinge anbieten und zum Beispiel monatlich rotieren. Eltern müssen auch nicht immer alles mit ihren Kindern mitspielen. Je nach Alter sind Zeiten, in denen Kinder sich alleine mit sich und ihrer Umwelt beschäftigen, wichtig.
Um aber Entwicklungsschritte wahrnehmen zu können und auch herauszufinden, was Kinder wirklich gerne spielen, lohnt es sich, sich immer wieder bewusst Zeit für gemeinsames Spielen zu nehmen. Auch das Beobachten des eigenen Kindes beim Spielen gibt oft Aufschluss darüber, mit welchem Spielangebot wir Kinder altersgerecht fördern können.
Entwicklungsstufen
Ab 3 Monaten
Ab ca. drei Monaten beginnen die meisten Babys, die eigenen Hände und Füße zu entdecken hier findet ein erstes „Spielen“ statt, für welches Kinder erst einmal überhaupt nichts brauchen außer sich selbst.
Ab 6 Monaten
Mit sechs Monaten können dann die meisten Kinder erste Gegenstände sicher greifen und diese erkunden und damit spielen. Hier lieben viele Kinder alles, was Geräusche macht. Greiflinge mit integrierten Rasseln, Schmusetücher und Knistertücher stehen dann ganz hoch im Kurs.
10-18 Monate
Zwischen zehn und 18 Monaten lernen die meisten Kinder erst Sitzen, dann Krabbeln und dann Laufen. Somit werden Dinge zum Ziehen und Schieben deutlich interessanter. Außerdem sitzen die Kinder jetzt stabil und haben so die Möglichkeit sich aus einer anderen Perspektive mit den Dingen um sich herum zu beschäftigen.
Bälle, Bauklötze, Stapeltürme und Schiebe/Ziehtiere sind perfekt für dieses Alter. Aber auch: Zeug zum Spielen statt Spielzeug. Tupperdosen, ein Schneebesen, Papas Sockenschublade oder Mamas Schlüsselbund sind ideal, um von Kindern entdeckt zu werden. Klimpern, sortieren, ein uns ausräumen – der Fantasie von Babys sind keine Grenzen gesetzt, das werden junge Eltern schnell sehen.
Gerade bei der Anschaffung von neuem Spielzeug stellen sich Eltern oft die Frage, ob das eigene Kind wirklich damit spielt. Und: Ob es für das Alter und die Interessen des Kindes geeignet ist und die jeweilige Entwicklungsstufe wirklich fördert.
Wir Erwachsene haben dabei oft eine genaue Vorstellung, wie Kinder mit bestimmten Gegenständen zu spielen haben. Diese Vorstellung darf man getrost auch mal hinterfragen und Kinder kreativ werden lassen. Auch hier gilt: jedes Kind ist anders – Eltern sollten vor allem anbieten und beobachten.
Kinder erlernen im Spiel oft gewisse Fähigkeiten oder bilden schon vorhandene Fähigkeiten weiter aus. Auch dient das kindliche Spiel der Erholung. Auch das Bewusstwerden der eigenen Existenz und das „Flüchten“ in andere Welten kann beim Spielen eine wichtige Rolle spielen. Hier ist es wichtig, dass Eltern einfach nur den passenden Rahmen anbieten.
Außerdem gibt es viele verschiede „Arten“ des kindlichen Spiels. Und wie Kinder in den verschiedenen Altersstufen unterschiedliche Fähigkeiten erlernen und ausbilden, werden auch verschiedene Arten des Spielens bevorzugt und ausprobiert. Gerade in den ersten Monaten sind besonders die sensomotorischen Spiele von größerer Bedeutung. Hierfür eignen sich besonders Rasseln, Greiflinge etc.
Text: Sarah Maria Röckel
Die Expertin für altersgerechtes Spielzeug
Sarah Maria Röckel vereint, was eine Produktentwicklerin für ästhetisches und gleichzeitig sinnvolles Spielzeug braucht: die Erfahrung einer Mutter (ihre Tochter kam 2017 zur Welt) sowie die berufliche Expertise einer Kleinkindpädagogin.
Schon während ihrer akademischen Laufbahn im Fach Erziehungswissenschaften, belegte sie vertiefende Seminare rund um das Thema frühkindliche Entwicklung. Seit der Geburt ihrer Tochter konnte sie ihr umfassendes theoretisches Wissen um viele Stunden „Spiel- Praxis“ erweitern.
Mit dieser Kombination besetzt sie eine Schlüsselposition im Produktteam bei dem Berliner Unternehmen Kindsgut, das Spielzeug mit pädagogischem und ästhetischen Anspruch vertreibt.
Als Expertin für frühkindliche Entwicklung kann Sarah Maria Röckel nicht nur Tipps rund um Freies Spiel, die perfekte Balance aus Fordern und Fördern oder Tipps zum Töpfchentraining geben, sondern auch pädagogische Konzepte wie Waldorf und Montessori an praktischen Beispielen erklären. Ihr Herz schlägt außerdem für genderneutrales Spielzeug sowie Medienpädagogik bei den Kleinsten – hier berät sie Eltern gerne mit konkreten Handlungsempfehlungen für den Alltag.