Victoria Dias Santos ist selbst über Umwege zum Yoga gekommen, das ihr Ventil und Anker zugleich in herausfordernden Zeiten war. Warum sie sich aus ganzem Herzen für den Weg als Yogalehrerin für Schwangere und Mütter entschieden hat und wie Yoga bei Schwangerschaft und Rückbildung helfen kann, erzählt sie uns hier im Interview.
Die gebürtige Norddeutsche hat sich gerade mit aliveyoga in schönen Räumen in München selbstständig gemacht und bietet auch tollen 1:1 Unterricht. Online könnt ihr aber auch von überall an Victorias Yogastunden teilnehmen. Infos zu ihren Angeboten findet ihr auf ihrer Website und ihrem Instagram-Account.
Wie bist du zum Yoga gekommen?
Während meiner Ausbildung und Berufszeit als Musicaldarstellerin, welche körperlich, sowie seelisch herausfordernd war, hat es mich zunächst zum Meditieren und darüber dann zum Yoga gezogen. Beides waren für mich Ventile und Anker zugleich.
Es half und hilft mir bis heute, nah bei mir zu bleiben, in mich hinein spüren zu können und mich um mich selbst zu kümmern. Am besten, bevor etwas aus dem Gleichgewicht gerät.
Wie hat sich deine Welt durch Yoga verändert?
Ich nehme die kleinen Dinge des Alltags viel häufiger wahr und erfreue mich an ihnen in vollen Zügen. Sei es ein schönes Lied, die Sonne, der Geruch von Natur. Ich bin eine bessere Zuhörerin geworden.
Ich lerne mich selbst immer besser kennen und lieben und schaffe es dadurch, auch meine Mitmenschen besser zu verstehen und lieben zu lernen. Ich bin schon immer eher geduldig und entspannt gewesen, doch Yoga hat mir nochmal mehr Toleranz, Geduld und Zufriedenheit geschenkt.
Welche Bedeutung hat der Name aliveyoga?
Auf meiner linken Oberarminnenseite steht seitdem ich 18 bin, das Wort „alive“ in meiner eigenen Handschrift geschrieben. Dieser Schriftzug gleicht auch dem in meinem Logo. Damals habe ich mir das Tattoo stechen lassen, weil ich fünf Nächte hintereinander davon träumte. Und dann tat ich das. Ohne es groß zu hinterfragen. Es fühlte sich einfach richtig an und das tut es bis heute.
Danach hatte ich nie wieder das Verlangen nach einem Tattoo. Als gehöre dieser Schriftzug einfach zu mir. Immer, wenn ich mein Tattoo anschaue, muss ich lächeln. Denn wie eine kleine Schatztruhe birgt es schöne, wie auch schwierigere Erinnerungen. Alles Dinge, die mein Leben, ja, eben lebendig machen.
Aliveyoga steht dafür, auf seine innere Stimme zu hören, sowie das Leben mit all seinen Facetten anzunehmen und zu feiern.
Wieso hast du dich genau für Yoga in der Schwangerschaft/Rückbildung entschieden?
Anhand dessen, wie Yoga mein persönliches Leben bereichert hat, bin ich davon überzeugt, dass es besonders Frauen in diesen besonderen Lebensphasen etwas schenken kann. Ich habe tief in mich hinein gehorcht und mich gefragt: Mit welchen Menschen möchte ich mich umgeben, wer inspiriert mich, welche Energien möchte ich um mich herum haben? Wo habe ich etwas zu geben?
Die Antwort: Frauen, die ein Baby in ihrem Körper heranwachsen lassen und jene, die ein Leben auf die Welt gebracht haben. Das faszinierendste Wunder auf dieser Welt in meinen Augen. Ich bin immer wieder überwältigt von der Kraft der Weiblichkeit. Viel zu unterschätzt, wie ich finde. Sowohl von der Gesellschaft, als auch von den Frauen selbst, das will ich ändern!
Wie kann Yoga in der Schwangerschaft helfen?
Yoga in der Schwangerschaft kann dabei helfen, diese in all ihrer Echtheit und Farben anzunehmen und zu genießen. Wer weiß, wie man sich bewusst beruhigen und entspannen kann und die Kraft der Gedanken verstanden hat, ist ganz anders aufgestellt, als eine Person, die sich von unerwarteten Dingen schnell aus der Balance bringen lässt.
Unsere Gesellschaft ist oftmals auf Leistung und Stress ausgelegt, sodass eine Achtsamkeit für sich und seinen Körper (sowie fürs Baby) notwendig ist, um sich von diesem Strom nicht mitreißen zu lassen. Yoga kann dabei helfen, die emotionale Bindung zum Baby bereits jetzt zu vertiefen.
Die Frauen sollen bei mir lernen, sich zu spüren und genau zu wissen, was ihnen gut tut und was nicht. Zusammen mit passenden Atemübungen und stabilisierenden Asanas sind die besten Voraussetzungen für die Geburt und Rückbildung gegeben.
Worauf sollten Schwangere achten, wenn sie zu Hause Yoga machen?
Liebe Schwangere. Höre auf dich und deinen Körper und übernimm dich nicht. Du erschaffst gerade ein neues Leben, dann darf deine Praxis auch mal entspannter sein. Vergleiche dich nicht. Weder mit anderen noch mit dir selbst am Vortag.
Vielleicht warst du letzte Woche noch voller Energie und diese Woche würdest du am liebsten in der Stellung des Kindes verweilen. Vielleicht hat dein Baby gerade einen Wachstumsschub? Das kann ordentlich Energie kosten!
Hormonell bedingt bist du in der Schwangerschaft dehnbarer. Im Schwangerschaftsyoga liegt deshalb der Fokus auf Stabilität, sodass die nötige Ausgeglichenheit gegeben ist.
Schau außerdem, dass du Übungen vermeidest, die deinen Bauchraum zu sehr stauchen und gewöhne dir jetzt bereits das Hinlegen und Aufstehen über die Seite an. Dies beugt einer eventuellen Rektusdiastase („Spalt im Bauch“) vor und ist besonders in der Rückbildung wichtig.
Wie hilft Yoga nach der Geburt?
Bereits im Wochenbett können sanfte Atemübungen (Pranayama) dabei helfen, den Beckenboden wieder zum Leben zu erwecken. Darüber hinaus sorgen sie für die notwendige Ruhe in Körper und Geist. Meditationen und Entspannungsübungen wirken Schlafmangel entgegen.
Ca. ab Woche 8-12 kann dann mit gezielten Asanas begonnen werden. Fokus liegt hierbei auf Beckenboden- und Rumpftraining. Ziel ist es, mit stabiler körperlicher, sowie geistiger Mitte die neuen Herausforderungen des Alltags zu meistern. Einem verspannten Schulter-/Nackenbereich (beispielsweise durchs Stillen und Baby tragen) kann ebenfalls durch ausgewählte Asanas Linderung verschafft werden.
Allgemein sorgt Yoga, egal von wem praktiziert, für einen achtsameren und ausgeglicheneren Lebensstil und genau das sind Qualitäten, die besonders in und nach der Schwangerschaft von hoher Bedeutung sind.
Willst du selbst mal Kinder haben und wenn ja, wie viele?
Ja, auf jeden Fall! Es war schon immer ein großes Ziel von mir, Mama zu werden. Mütter sind für mich Vorbilder, Heldinnen … Zwischen zwei und fünf Kindern kann ich mir alles vorstellen.
Wie stellst du dir dann dein Leben mit Kindern vor?
Lebendig! Herausfordernd, jedoch lohnenswert. Erfüllend und emotional.
Was macht dir Spaß an der Arbeit mit Kindern?
Ich liebe die Arbeit mit Kindern. Kinder sind so ehrlich und echt. Wenn ihnen etwas nicht passt, dann sagen sie es frei heraus. Genau so aber auch, wenn sie einen gern haben. Davon kann so manch ein Erwachsener etwas lernen.
Allgemein lerne ich sehr viel von Kindern und zwar hauptsächlich, nah an meinem eigenen inneren Kind zu bleiben – für mich der Inbegriff für ein erfülltes Leben im Hier & Jetzt. Wenn ich meine Zeit in der Kita verbringe, dann sehe ich die Welt durch die Augen der Kleinen. Das entschleunigt und verzaubert mich zugleich.
Wie lautet dein Lebensmotto?
„Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.“ – Meine Mama
Wie kannst du am besten abschalten?
In der Natur, besonders an der Ostsee und in den Bergen. Beim Malen, Kochen, Singen und Tanzen und natürlich beim Yoga und Meditieren.
Was wolltest du mal werden, als du noch klein warst?
Prinzessin, Sängerin, Mama. Das Schöne daran ist: Allen drei Dingen bin ich nachgegangen. Als ausgebildete Musicaldarstellerin habe ich viel auf Bühnen gestanden, unter anderem auch als Disneyprinzessin gearbeitet. Als Sängerin bin ich auch heute noch tätig. Das Mama-Werden lässt mit Sicherheit auch nicht mehr lange auf sich warten.
Verrätst du uns deine Lieblingsorte in München?
Meine Lieblingsorte in München:
Der Englische Garten, sowie der Olympiapark zum Baden, Picknicken und Inlinerfahren
Lokale: Pavesi hat die besten Vanille-Croissants, Mozzamo die beste Pizza.