Einen der besten Berliner Läden für Kindersachen im Bergmannkiez verdanken wir der Fähigkeit zum Improvisieren, dem Ideenreichtum und Geschmack seiner Gründerin. Christiane über Ladengeschichten und Familienleben.
Bevor Christiane Orywal mjot eröffnete, war sie Medienpädagogin. In Nordrhein-Westfalen arbeitete sie für ein Kino und organisierte mehrere Filmfeste, darunter auch Kinderfilmfeste und das Kinder- und Jugendprogramm für die Kurzfilmtage in Oberhausen.
Die Gründungsgeschichte von mjot
Kurz nach der Geburt ihres inzwischen zwölfjährigen Sohns Emil kam die kleine Familie nach Berlin. Christianes Freund Frank hatte hier ein super Stellenangebot. Eigentlich wollte Christiane gar nicht nach Berlin – es erschien ihr als viel zu groß!
Außerdem war klar, dass sie hier nicht weiter in ihrem Job arbeiten konnte. Zu viele Festivals, zu wenig gute Jobs und die ja eigentlich auch schon besetzt. Und der Job eignete sich auch nicht so gut, wenn man ein kleines Kind zu Hause und der Freund gerade eine neue Vollzeitstelle angenommen hat.
Also war Christiane in dieser ersten Zeit mit Emil viel zu Hause und im Kiez unterwegs. Auf ihren Touren mit dem Kinderwagen durch den Kiez fiel ihr auf, dass immer mal wieder Ladenlokale leer standen. Als ihr klar wurde, dass sie gerne einen eigenen Laden aufmachen würde, dauerte es dann aber doch noch ein Jahr, bis sie einen passenden Raum fand. Letztlich haf der Zufall nach.
Ungefähr in der Mitte zwischen ihrem Zuhause und Franks Büro lag ein italienisches Restaurant im Bergmannkiez, wo sich die beiden häufiger zum Mittagessen trafen. Als dieser dann plötzlich leer stand, hatte Christiane den Ort gefunden, an dem mjot bis heute eine wunderbare Auswahl an schönen Sachen für Kinder versammelt.
Alles fügt sich zum Guten
Obwohl Christiane sagt, dass sie das Ganze eigentlich an jeder Stelle unterschätzt haben, fügte sich glücklicherweise immer alles günstig. Als sie merkten, dass sie ihr Geld eigentlich in Ware stecken und nicht für Hotelübernachtungen beim Messebesuch ausgeben müssten, vermittelte ihnen eine Bekannte eine nette Familie am Messeort zum Wohnungstausch.
Als sie dringend Möbel brauchen, durften sie eine alte Schule ausräumen. Später fanden sie dann noch einen kompletten Tante Emma Laden, den sie kaufen konnten. Den Charme von mjot machen auch all diese Dinge aus, die ihre eigenen Geschichten in sich tragen.
Von Beginn an hatten Christiane und Frank wirklich viel Glück und Hilfe von Familie und Freunden. Und, wie Christiane sagt, die nettesten Kundinnen und Kunden überhaupt, die nie meckerten, auch wenn wirklich viel improvisiert werden musste.
Zuwachs in der Familie und bei mjot
Drei Jahre nach der mjot-Gründung wurde ihre Tochter Martha geboren. Christiane stellte zum ersten Mal eine Mitarbeiterin an. Inzwischen sind sie zu sechst im Team, was Christiane nicht nur als Entlastung, sondern vor allem auch als Bereicherung empfindet. Die Inspiration und die unterschiedlichen Geschmäcker machen die Vielfalt aus, die man bei mjot vorfindet.
Zum zehnjährigen Jubiläum 2019 war die Familien dann zu fünft. Freddi, Christianes Neffe hatte sich entschieden, lieber in Berlin als in der norddeutschen Provinz zur Schule zu gehen.
Was Christiane an ihrer Arbeit liebt
Nach wie vor liebt sie es, Sachen auszusuchen, einzukaufen, geliefert zu bekommen und irgendwie in den Laden zu integrieren. Neue Firmen zu finden, Leute, die etwas Gutes machen. Mit Menschen zu sprechen, über Dinge, die gut sind, die gute Qualität haben, egal aus welchem Bereich. Christiane gefällt es, für Probleme Lösungen zu finden. Sei es eine passende Strumpfhose zum Rock der Oma oder ein Outfit für eine zwölfköpfige Blumenkinder-Truppe im Alter von 0-21 Jahren.
Was hast du dir ganz anders vorgestellt, bevor du Kinder hattest?
Die Zeit. Den Zeitfaktor habe ich – wenn ich jetzt unterschätzt sage, ist das noch untertrieben. Ich habe gar nicht dran gedacht, dass fehlende Zeit mal ein Problem werden könnte.
Wie würdest du deinen Erziehungsstil beschreiben?
Kooperativ und durchaus verhandelbar, wir besprechen hier viel. Aber offensichtlich bin ich auch streng. Die Kinder in Marthas Klasse finden mich „krass“, weil Martha ihre unfertigen Arbeitsblätter zu Hause zu Ende rechnen muss.
Was tust du am liebsten, wenn du mal ohne Kinder bist?
Bummeln. Am allerliebsten fahre ich mit dem Fahrrad in irgendeinen anderen Bezirk und gucke mir alles an, was ich irgendwie interessant finde. Aber ich kruschel auch gerne zu Hause rum.
Und wenn ich, wenn abends alle nach Hause kommen, sehe, dass die neu gestrichene Flurkommode in der Küche eigentlich viel besser aussieht, was sich gut trifft, weil der Küchenschrank jetzt im Kinderzimmer steht und dann ein Freund mit einem Eimer Quitten kommt, aus dem man bestimmt nachts noch fantastisches Gelee kochen kann, bin ich zufrieden.
Was finden deine Kinder richtig blöd an dir?
Dass ich wahnsinnig ungeduldig bin.
Was ist das Schönste am Leben mit Kindern?
Reisen. Da gibt es diese Gleichberechtigung zwischen Eltern und Kindern, die zu Hause viel schwieriger zu finden ist. Man erlebt zusammen Neues und niemand weiß mehr als der andere.
Wir haben die Kinder überredet, mit uns Fahrrad zu fahren. Im ersten Jahr nach Danzig. Wir sind hier in Kreuzberg vor unserer Haustüre losgefahren und als 14 Tage später Danzig in Sichtweite war, dachten wir eigentlich alle, wenn wir mehr Zeit hätten, könnten wir jetzt noch weiter bis Russland. Deshalb haben wir es im Jahr darauf gleich nochmal gemacht Kreuzberg-Göteborg. Das dauert auch nur 14 Tage und der Weg ist sogar noch schöner.
Was ist euer liebstes Familien-Rezept?
Tomatenbrot
Das ist ein selbstausgedachtes Rezept und das plaudere ich jetzt mal aus. Denn das mögen hier alle, inklusive der Freunde und Nachbarn … ein paar Spezies haben wir, die nehmen die Tomaten runter …
Man macht einen Teig aus Mehl, Salz, ein bisschen Olivenöl und Wasser. Und wenn man es vorrätig hat, ein bisschen Rosmarin.
Den Teig rollt man dünn aus und belegt ihn mit aufgeschnittenen Tomaten (ein bisschen Salz und vielleicht auch Pfeffer) und aufgeschnittenem Mozzarella. Dann nur noch knusprig backen! Dazu ein Salat und ein bisschen Rohkost: Abendbrot ist fertig!
Was sind eure Lieblingsempfehlungen für Unternehmungen?
Der Ortolan-Rundweg bei Stücken im Naturpark Nuthe-Nieplitz. Die Anfahrt ist für uns schon grenzwertig weit, aber es lohnt sich immer. Schäfchenwiese, Picknick-Platz, Wald, Felder, Kühe … und am Ende ein Landgasthof.
Wenn´s schneller gehen muss, nehmen wir den Teufelssee. Einmal rum, am besten geht das mit einer Runde Fußballgolf – im Sommer kurz baden, im Herbst ein paar Eicheln und Kastanien sammeln. Dann ein Kaffee im Ökowerk und alle sind glücklich.
mjot, Friesenstr. 5, 10965 Berlin-Kreuzberg, mjot.de