Gerne gereist ist Sonja Alefi schon immer. Sobald sie ihr erstes Kind bekam wurde ihr allerdings klar, dass es nun schwierig werden würde, spontan ins Blaue hinein zu fahren. Um trotzdem besondere Urlaube mit Kind zu erleben, liess sich die Münchenerin etwas einfallen, von dem jetzt andere Familien profitieren können. Im Interview erzählt die Gründerin der Seite "littletravelsociety" von ihrem Leben im "Frauenpower-Haushalt" und was passiert, wenn sie mal ohne Kind ist.
Ferne Länder, Landschaften, Speisen und Kulturen sind unendlich faszinierend. Das verändert sich auch nicht, wenn man älter wird, schließlich ist die Welt groß und es gibt mehr Orte zu sehen, als man jemals bereisen könnte. Man bleibt also lebenslanger Entdecker und Erkunder, auch wenn sich die Art des Reisens vielleicht ein bisschen verändert. Hat man sich früher noch den Rucksack über die Schulter geworfen und spontan ein Zugticket gelöst, bedarf es mit Familie ein wenig mehr Vorbereitung.
Dass Urlaub mit Kind anders ist, wurde auch Sonja Alefi schnell klar. Auf die Bedürfnisse einer ganzen Rasselbande achten zu müssen, hieß für die einstige Marketingexpertin und Investmentmanagerin aber noch lange nicht, die kostbare Reisezeit in immer gleichen Hotels mit Kinderanimation zu verbringen. Kurzerhand gründete die Münchenerin die Internetseite „littletravelsociety„. Dort bekommt man nun Vorschläge wunderschönster Urlaubsunterkünfte in verschiedenen Ländern, die auch noch familienfreundlich sind. Unter den umfassend beschriebenen Domizilen finden sich Ferienhäuser, Boutique Hotels, Hütten für Familien und dank Sonja Alefis Leidenschaft für Nachhaltiges auch Biobauernhöfe.
Auch wenn das Reisen mit Kind anders ist, ist es nicht weniger schön. In jedem Fall erlebnisreich und für Sonja Alefi eine willkommene Ausrede um mit ihren drei Töchtern Arschbomben in den Pool zu machen oder Kühe zu melken. Noch mehr Gründe, warum das Leben mit Kindern alles nur nicht langweilig und grau ist, verrät sie in unserem Interview:
Was hast du dir ganz anders vorgestellt, bevor du Kinder hattest?
Ich war schon immer eine Streberin. Ich hatte alle Ratgeber gelesen und daher feste Vorstellungen und Vorsätze: Bösen Raffinade-Zucker bekommen meine Kinder auf keinen Fall und jedes Kind kann schlafen lernen. Und dann hat sich meine älteste Tochter bei der ersten Geburtstagsparty am Kuchenbuffet festgekrallt, um in Panik alle Kuchen in sich reinzustopfen und ich war einfach zu müde für Schrei- und Schlaf-Stundenpläne mitten in der Nacht. Acht Jahre und zwei Kinder später gibt´s bei mir auch Nutella im Schrank und wir haben zwei überdimensionierte Betten-Sonderanfertigungen – zwischen denen desnachts kleine Völkerwanderungen stattfinden. Hauptsache sie wecken uns dabei nicht und putzen sich die Zähne nach der Nutellaorgie, denk ich mir heute …
Wie würdest du deinen Erziehungsstil beschreiben?
Das ist eine sehr gemeine Frage, finde ich. Wie bei den meisten klafft bei mir nicht selten eine Lücke zwischen dem Erziehungsstil, den ich verfolgen möchte und dem, der in der Realität übrig bleibt (siehe oben). Spätestens wenn die eine am Salzstreuer schleckt, die nächste ihre Schwester mit einem Spielzeugauto haut und die Dritte versucht Kekse aus der Küche zu klauen, ist es vorbei mit dem Vorsatz: Ich erkläre meinen Kindern – in der Hocke und auf Augenhöhe natürlich – ganz ruhig meinen Standpunkt. Erziehungsstil ist aber wahrscheinlich auch nicht so wichtig – wichtiger ist vielmehr, dass sich die kleinen Menschen immer und jeden Tag geliebt fühlen (hach…).
Was tust du am liebsten, wenn du mal ohne Kinder bist?
Ich versuche dann ganz schnell mein Leben auf Reset zu setzen und all die Dinge zu tun, die sonst überhaupt nicht in Frage kommen weil man als Eltern und Vorbild ja unter Dauerbeobachtung steht. Chips im Stehen in der Küche statt Abendessen, Klamotten auf dem Boden liegen lassen, gar nichts einkaufen, so dass im Kühlschrank nur noch ein paar Bier und eine Ketchupflasche liegen und mit meinem Mann bis in den frühen Morgen tanzen gehen. Und dann bin ich froh, wenn meine Kinder wieder zurück sind – auch weil ich eben keine 20 mehr bin und mir das auf Dauer zu ungesund und anstrengend wäre.
Was finden deine Kinder richtig blöd an dir?
Ich hab mal vorsichtig nachgefragt … Dass sie ständig zu warme Jacken und Pullis anziehen müssen, obwohl sie schwitzen, dass das Ipad nicht zur freien Verfügung steht, dass ich immer so nervige Fragen stelle beim Abendessen (wie zum Beispiel was sie blöd an mir finden), dass es viel zu wenig Süßigkeiten gibt und dass ich mit sehr deutschem Akzent versuche, Persisch zu sprechen und dann keiner weiß, was ich eigentlich sagen will (Anm.: meine Kinder wachsen zweisprachig auf). Ich habe dann lieber schnell das Thema gewechselt.
Was ist das Schönste am Leben mit Kindern?
Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht wenigstens ein Mal von Herzen lachen muss. Ich lerne dauernd etwas dazu, weil ich immer wieder schwierige Fragen gestellt bekomme. Ich habe immer jemanden zum Kuscheln und Schmusen. Und vor allem gibt es jeden Tag die ganze Palette der großen Gefühle: Trauer, Freude, Eifersucht, große Liebe, Wut und Glückseligkeit – oft sogar abwechselnd im Minutentakt. Wie eintönig und grau ist dagegen das Leben unter Erwachsenen.
Was ist euer liebstes Familien-Rezept?
Wir essen meist Bayerisch oder Afghanisch. Bei uns gibt´s daher abwechselnd Käsespätzle und Reis mit Gemüsecurry und Korianderchutney. Afghanisches Essen ist allerdings sehr aufwendig – ich erspare Euch hier daher ein ellenlanges Rezept. Einfacher ist es da sicher, mal in einem der vielen afghanischen Restaurants in München essen zu gehen (z.B. Chopan oder Lemar).
Was sind eure Lieblingsempfehlungen für Unternehmungen?
Mit drei Kindern gibt es wahrscheinlich nichts mehr, was wir in München und Umgebung noch nicht getestet haben. Im Sommer sind unsere Highlights der Englische Garten, die Waldwirtschaft oder der Bergtierpark Blindham mit dem neuen Spielstadl. Die Klassiker bei schlechtem Wetter oder im Winter sind für uns das Kinderreich im Deutschen Museum oder die Therme in Bad Aibling.