Ausstellungstipps im Mai

Kunst in voller Vielfalt – Der Mai fasziniert uns mit seinen vielfältigen Ausstellungen. In unseren Tipps haben wir eine interessante Auswahl für euch zusammengestellt, die definitiv einen Besuch wert sind.

Der Mai beglückt uns nicht nur mit Sonne, sondern auch mit vielen freien Tagen, die wir nutzen können, um mal wieder in die tollen Ausstellungen Berlins zu gehen.
Auch in diesem Monat haben wir wieder eine interessante Auswahl zusammengestellt. Diesmal dreht sich alles rund um das Thema Vielfalt, Alchemie und der Verhüllungskunst der verschiedenen Religionen.

 

JÜDISCHES MUSEUM: Cherchez la femme
Ausstellungsansicht Cherchez La Femme. Perücke, Burka, Ordenstracht | Himbeer Magazin

Kurzes Kopftuch, langes Kopftuch, festgesteckt oder um den Hals gebunden – Die neue Ausstellung im Jüdischen Museum „Cherchez la femme. Perücke, Burka, Ordenstracht“ wirft einen Blick auf die Ursprünge und Bedeutung der weiblichen Verhüllung im Judentum, Islam und Christentum.

Die Ausstellung
Am Anfang der Ausstellung steht ein männliches Augenpaar – der männliche Blick – vor dem die Frauen ihre körperlichen Reize bedecken sollen. Besonders das Haupthaar einer Frau gilt in vielen Kulturen als zu intim, um es in der Öffentlichkeit Männern zu zeigen. Wandtexte erläutern die eigentliche Bedeutung der Kopfbedeckung als ein Standesmerkmal der verheirateten Frau, als religiöses Gesetz ist es weder im Koran noch in der hebräischen Bibel verankert.

Mit Videoarbeiten, Installationen und Fotos werden eine Auswahl an künstlerischen Positionen zur Verhüllung von Kopf und Körper präsentiert. Dabei treffen traditionelle Vorstellungen auf aktuelle Mode – Religion auf säkulare Gesellschaften.

Ausstelung Cherchez La Femme. Perücke, Burka, Ordenstracht | Himbeer Magazin

Ich habe die Ausstellung mit Rosa und Pauline, zwei 13-jährigen Teenagern besucht, die offen und selbstbewusst ihr langes Haar tragen. Die Videoarbeiten bei denen insbesondere junge Frauenstimmen aus allen Richtungen zu Wort kommen, haben beide am meisten beeindruckt. Da zeigt eine hippe Youtuberin, wie sie das Kopftuch am Vorteilshaftesten richtet, für eine andere Muslimin gehört die Kopfbedeckung zu einer Grundpflicht im Islam, eine weitere trägt das Kopftuch als Zeichen kultureller Selbstbestimmung.

Rosa und Pauline wurde bewusst, wie schwierig der Spagat der Mädchen und Frauen ist, den diese zwischen traditionellem Rollenbild und einem modernen Lebensstil leben. Probleme, die für die beiden im Alltag nicht relevant sind, die ihnen aber aus der allgegenwärtigen „Kopftuchdebatte“ ein Begriff waren. Das Kopftuch als modisches Accessoire kennen sie nur aus dem Fotoalbum: Die Großmütter trugen es in den 50er-Jahren.

Fazit:
Die Ausstellung zeigt an vielen Stellen die Absurdität der aktuellen gesellschaftlichen Debatten, schön zu sehen, an der Wandtafel mit Zeitungsberichten und Zitaten des im letzten Jahr „hitzig“ verordneten Burkiniverbots. Ein muslimisches Kopftuch oder ein Burkini provoziert mehr als die nackte Haut der Badenden am Strand?

Die Kuratorin der Ausstellung, Miriam Goldmann, wünscht sich mehr „Lässigkeit gegenüber Andersgläubigen ohne das gleich der Untergang des Abendlandes befürchtet wird“. Dem können wir uns nur anschließen.

31.03.-02.07.2017, Jüdisches Museum, Lindenstraße 9-14, 
10969 Berlin, www.jmberlin.de 

 

LABYRINTH KINDERMUSEUM BERLIN: 1, 2, 3, Kultummel – Die Ausstellung mit dem Vielfalter Ausstellungsansicht 1,2,3 Kultummel | Himbeer Magazin

Ob groß oder klein, dick oder dünn, laut oder leise, helle oder dunkle Haut – jeder Mensch ist anders und genau aus diesem Grund sind wir so vielfältig. Diese Thematik greift die neue Ausstellung „1, 2, 3, Kulturtummel“ des Labyrinth Kindermuseums Berlin anlässlich der weltweiten Flüchtlingsbewegung auf – Vielfalt!

Die Ausstellung
Angekommen in der Ausstellung stehe ich inmitten des Weltparcours, einer großen Installation aus Pop-Ups, die die sechs Kontinente darstellt. Hier wird den Besuchern die erste Möglichkeit gegeben, einen Perspektivwechsel vorzunehmen und sich und seine Mitmenschen wahrzunehmen.

Es geht ums Entdecken, Wahrnehmen, Verwandeln und Ausprobieren.

Im ersten Pop-Up stehen die Kinder fasziniert vor einem großen Spiegel und betrachten sich und die anderen Kinder detailliert. Erstaunt stellen die fest, wie unterschiedlich sie aussehen, aber auch wie viele Gemeinsamkeiten sie besitzen – wie sehe ich aus und wie die anderen?

Aber auch in den anderen Pop-Ups herrscht bunter Trubel und ich kann den Facettenreichtum von Vielfalt spüren. Während einige Kinder sich verkleiden und zu kleinen Vielfliegern werden, entdecken andere die Vielfalt ihrer Sinne auf dem Fühlpfad. Auf der Bühne zeigen einige Kinder ihre unterschiedlichen Talente und in der Bauecke entstehen ganz verschiedene Gebäude.

Auch in der oberen Etage gibt es die Vielfalt zu entdecken und eine Menge auszuprobieren. Ob sortieren, riechen oder wiegen der Lebensmittel in der Kultummel-Küche oder das Erforschen verschiedenster Sprachen der Welt: Langeweile tritt hier garantiert nicht auf.

Ausstellung 1,2,3, Kultummel | Himbeer Magazin

Besonderes beeindruckt mich der Pop-Up „Ausgepackt“ und die damit verbundene Installation „Dreh Mich“, in der Kinder aufgemalt und erzählt haben, was sie in ihren Koffer packen würden, wenn sie nicht wüssten, wohin die Reise geht. Eine faszinierende Darstellung, die zeigt, wie wichtig unterschiedliche Dinge oder Personen für den Einzelnen sind.

Fazit:
Eine vielfältige Ausstellung, die zum Entdecken, Ausprobieren, Verwandeln, Erleben und Mitgestalten einlädt.

06.05.2017-06.05.2018, Labyrinth Kindermuseum Berlin,
Osloer Straße 12, 13359 Berlin,
www.labyrinth-kindermuseum.de

 

KULTURFORUM BERLIN: Alchemie. Die Große KunstAusstellung Alchemie. Die Große Kunst | Himbeer Magazin

Ein Zischen, Brodeln, Pfeifen und Pupsen empfängt mich beim Betreten des Ausstellungsraumes im Kunstforum. Neugierig steuere ich vorbei an den vielen Schaukästen mit schwerem Buchwissen, wunderbaren Illustrationen und kleinen Geheimnissen. Die Videoarbeit „Vom Lauf der Dinge“ des Künstlerpaares Fischli & Weiss zeigt minutenlang einen faszinierenden, humorvollen Ablauf verrücktester Kettenreaktionen, ein Happening nach Gesetzen der Physik und Chemie. Besucht man die Ausstellung mit Kindern ist sicherlich dieses Ausstellungsstück das am schnellsten zugängliche, um dabei die Frage zu stellen: Was ist Alchemie? Wie sieht es in einer Alchemistenküche aus? Und was haben Metalle, Steine und Porzellan mit Alchemie zu tun?

Alchemisten beschäftigen sich von jeher mit der Entschlüsselung der Weltgeheimnisse. Das Hauptziel der Alchemie war die Umwandlung unedler Stoffe in Gold oder andere Edelmetalle und die Erfindung einer Universalmedizin für ewige Jugend und Gesundheit.

Ausstellungsansicht Alchemie. Die Große Kunst | Himbeer Magazin

Dabei entwickelten die Wissenschaftler nicht nur Gerätschaften und Arbeitsabläufe, es gelangen ihnen auch bahnbrechende Erfindungen wie zum Beispiel die Porzellanherstellung. Ab dem Mittelalter wurde die Alchemie als „Ars Magma“, die große Kunst, bezeichnet und ihre Praxis diente dem künstlerischen Schaffen. Nichts geringeres als die Nachahmung des göttlichen Schöpfungsaktes, ja sogar das Übertreffen durch die eigene Kreativität war das Ziel. Die Ausstellung widmet sich dem Thema umfassend von der Antike bis in die Gegenwart und zeigt dazu eindrucksvolle Beispiele von Alchemistenkunst.

Workshops
Die Workshop-Angebote für Kinder und Jugendliche klingen spannend: In der Alchemistenküche können sie selbst mit Zaubertinte geheimnisvolle Botschaften absetzen, arbeiten mit Materialien aus dem Labor, ebenso wie mit Substanzen aus dem Supermarkt, stellen Farben her, führen naturwissenschaftliche Versuche durch und nutzen chemische Reaktionen für eigene Kunstwerke. Gerne wäre ich dabei. Zum Glück bietet das Museum auch Erwachsenen die Möglichkeit in speziellen Workshops ihrer Experimentierlust nachzugehen.

06.04.-23.07.2017, Kulturforum Berlin, Matthäikirchplatz,
10785 Berlin

www.smb.museum.de 

 

Autoren:
Text zum Kulturforum und Jüdischen Museum Berlin: Gabriele Boulanger
Text zum Labyrinth Kindermuseum Berlin: Juliane Jacoby

Bildnachweise:
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff
© Juliane Jacoby
© Labyrinth Kindermuseum Berlin, Foto: Ragnar Schmuck
© Heinz Hajek-Halke / Collection Michael Ruetz / Agentur Focus
© Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker