bis 11.04.2021 – Längst spielen soziale Medien wie Twitter und Co. auch bei politischen Prozessen eine große Rolle und bestimmen gesellschaftliche Debatten. Die neue Ausstellung im Deutschen Historischen Museum zeigt, wie von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart mediale Innovationen für politische Einflussnahme genutzt werden, begleitet wird sie von einer spannenden Familienführung.
Die politische Öffentlichkeit ändert sich seit dem Siegeszug von Smartphones und Social Media tiefgreifend und mit offenem Ausgang: Präsidenten twittern, virtuelle Mobs hetzen, Wahlen werden manipuliert. Gleichzeitig gibt es große Hoffnungen, die sich mit diesen Medien verbinden, gerade auch in der Kritik an autoritären Regimen.
Angesichts der aktuellen Debatte um die Bedeutung dieses Wandels thematisiert das Deutsche Historische Museum in der Ausstellung „Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öffentlichkeit“ den Zusammenhang von Medien, Politik und Öffentlichkeit in Geschichte und Gegenwart.
Die Ausstellung zeigt, wie es zum aufklärerischen Ideal demokratischer Öffentlichkeit und freier Meinungsäußerung gekommen ist: Ausgehend vom Buchdruck und seiner Bedeutung für die Reformation beleuchtet sie die Entstehung bürgerlicher Öffentlichkeit im Zuge der Pluralisierung der Presselandschaft im 19. Jahrhundert über die Erfindung des Rundfunks und seine Bedeutung für das totalitäre NS-System bis hin zu den Bilderwelten des Fernsehens der Nachkriegszeit.
Die Kontinuitäten und Brüche eines immer auch medial bewegten Strukturwandels der Öffentlichkeit werden dabei bis in die Gegenwart verfolgt. Dieser folgt der Technikentwicklung jeweils in einigem Abstand: Es bedarf medial besonders intuitiver Personen und Gruppen, die das politische Potenzial eines neuen Mediums erkennen und es für den eigenen politischen Erfolg einsetzen.
Rund 200 kulturhistorische und zeitgenössische Objekte aus Deutschland, Österreich, Spanien, Großbritannien und China veranschaulichen, wie sich neue mediale Räume im Spannungsverhältnis von Öffentlichkeit und Gegenöffentlichkeit, Zensur und Protest, Überwachung und Emanzipation entwickelten.
Am Beispiel zentraler Momente der deutschen, aber auch der internationalen Medienevolution wird sichtbar, wie sich das, was wir heute als demokratische Öffentlichkeit kennen, formiert hat und auch, wie es vielleicht in Auflösung begriffen ist. Auf 1000 Quadratmetern entfalten sich dabei anhand von Originalobjekten wie den Flugschriften Martin Luthers, einer preußischen Zensurakte, einem Großlautsprecher aus der NS-Zeit oder der zerstörten Hauptplatine der von Edward Snowden geleakten Dokumente die Besonderheitenund Ambivalenzen der jeweiligen Medieninnovation.
Mit der Familienführung „Wie kommt das Wort in die Welt? Eine Mediengeschichte vom Buchdruck zum Smartphone“ wird das Thema auch für Kinder erlebbar gemacht. Dabei werden zentrale Fragen gestellt: Wie haben die Menschen vor 500 Jahren ihre Ideen verbreitet? Zu welchen Fernsehereignissen versammelten sich Millionen Zuschauer vor der Flimmerkiste?
Und wie verändern Instagram, Twitter und Co. heute die Politik? An historischen und gegenwärtigen Objekten lernen Kinder und Jugendliche die Geschichte der Medien kennen. Dabei steht die Bedeutung der Pressefreiheit für die Demokratie ebenso im Mittelpunkt wie der Missbrauch von Presse und Rundfunk sowie Schattenseiten der neuen sozialen Medien. Eine Anmeldung ist erforderlich.
Ausstellung bis 11.04.2021, Familienführung am 11.10., 25.10., 08.11. und 22.11.2020, 14:00, ab 8 Jahren, Deutsches Historisches Museum, Unter den Linden 2, 10117 Berlin-Mitte, dhm.de