bis 03.09.2023 – Warum etwas neu kaufen, wenn man es auch reparieren kann? In der Sonderausstellung „Reparieren! Verwenden statt verschwenden“ vom Deutschen Technikmuseum lernen alle Generationen, dass Reparieren nicht nur sinnvoll ist, sondern auch viel Spaß macht!
Einen Versuch ist es immer wert: Durch das Wiederherstellen defekter Gegenstände sparen wir nicht nur Geld, wir verleihen ihnen vor allem auch eine besondere Wertigkeit und schenken ihnen eine Zukunft.
Die neue Sonderausstellung im Deutschen Technikmuseum zeigt auf 500 Quadratmetern die Bedeutung des Reparierens angesichts von Klimakrise und Wegwerfgesellschaft.
Speziell für Familien konzipiert, bieten die Ausstellung im Museumsbereich Ladestraße viele kostenlose Mitmach-Angebote. Kleine und große Besucher:innen können in einer Werkstatt und an interaktiven Stationen gemeinsam tätig werden, ein Loch in einer Riesensocke stopfen oder einen Deich reparieren.
Dabei wird bestenfalls kontrovers diskutiert und kreativ zusammengeschraubt.
Gelebte Nachhaltigkeit
Das Reparieren von Socken, Vasen, Fahrrädern, TV-Geräten oder Spielekonsolen ist gelebte Nachhaltigkeit. Sie bietet die Möglichkeit, etwas gegen zunehmende Ressourcenverschwendung und wachsende Müllberge zu tun.
Durchschnittlich 80 Kilogramm Elektroschrott wirft eine vierköpfige Familie jährlich in Deutschland weg. Eine Schrott-Skulptur in der Ausstellung führt allen Besucher:innen das Ausmaß dieses Problems vor Augen.
Aber natürlich werden hier gerade auch die positiven Auswirkungen des Reparierens thematisiert: schließlich sind dabei Know-How, handwerkliches Geschick und Köpfchen gefragt.
Die traditionelle japanische Kintsugi-Reparaturtechnik beispielsweise wird heute noch angewandt. Ob eine kleine Sake-Flasche, eine Tasse oder ein Teller – die geduldige und kunstfertige Beschäftigung mit Brüchen, das Zusammensetzen, Versiegeln und Bestäuben mit Gold verleihen dem reparierten Objekt einen höheren Wert, als vor der Schadensbehebung.
Die Modedesignerin Purvi Dhrangadhariya repariert weggeworfene Kleidung im Berliner Kollektiv „STREETWARE saved item“. Das Kollektiv setzt sich kritisch mit Produktionsweisen, Konsumgier und dem Wegwerfwahnsinn des Geschäftsmodells der Fast Fashion auseinander. Die in der Ausstellung gezeigte Upcycling-Jacke ist ein überarbeiteter Straßenfund aus dem Jahr 2021.
Neben dem Engagement einzelner und dem Umdenken ganzer Generationen, die den Wunsch nach einem nachhaltigen Leben und einer zukunftsfähigen Kreislaufwirtschaft immer weiter vorantreiben, sind vor allem auch Politik und Wirtschaft in der Pflicht. Wir alle können uns von der Ausstellung inspirieren lassen und aktuelle Entwicklungen rund um das „Recht auf Reparatur“ erkennen und verstärkt einfordern.
Reparatur-Geschichte
Das Reparieren von Alltagsgegenständen war einst die Regel. Die meisten Gebrauchsgüter wurden so lange repariert, bis sie endgültig nicht mehr zu gebrauchen waren.
Auch wenn sie abgetragen aussehen – diese Stiefel wurden gut gepflegt. Löcher und brüchige Stellen sind mit kleinen Lederstücken geflickt. Die Ledersohle wurde mit Hartgummistücken ausgebessert. So konnte Geschwister diese Schuhe über Jahre hinweg tragen.
Ein Reparatur-Beispiel kommt sogar aus dem Weltall: die spannende Geschichte der Apollo 13-Mission, bei der im Jahr 1970 die improvisierte Reparatur der Luftfilterung das Überleben der Astronauten sicherte. Die rettende Szene aus dem entsprechenden Hollywoodstreifen mit Tom Hanks aus dem Jahre 1995 wird an einer Station mit Bild und Ton eingespielt.
Selbstreparatur bei Lebewesen
Reparaturtechniken aus der Natur dienen immer wieder als Vorbild für moderne Technik. Zwei außergewöhnliche Ausstellungsbewohner verfügen über wahre Zauberkräfte: Der mexikanische Lurch Axolotl ist ein Meister der Selbstreparatur, er kann Gliedmaßen in kurzer Zeit neu bilden, falls diese abgetrennt wurden.
Ihr könnt zwei Exemplare dieser außergewöhnlichen Spezies besuchen und beobachten. Sie werden in der Ausstellung artgerecht gehalten und finden im Anschluss ein neues Zuhause in der Biologie-Station einer Berliner Oberschule.
Einfach machen!
Bleibt die Frage, wie Reparieren eigentlich geht. Welches Kind kann heute noch einen Fahrradreifen reparieren? Und welche:r Erwachsene? Viele Menschen trauen sich alltägliche Reparaturen nicht mehr zu, ihnen fehlen Vorbilder, Werkzeuge oder das nötige Fachwissen.
Doch Versuch und Übung bringen auch schnell Erfolgserlebnisse. Beim Reparieren verstehen wir meist erst, wie Dinge wirklich funktionieren.
Eine große Mittmachwerkstatt im Zentrum der Ausstellung öffnet den Raum für neue Repariererfahrungen unter Anleitung und in Gemeinschaft. Es gibt ein kostenloses Angebot für Schüler:innen, bei dem erlernt werden kann, wie man Fahrradreifen flickt oder Alltagsgegenstände repariert.
Schulklassen können ab sofort kostenfreie Reparier-Workshops buchen. Seit dem 1. Dezember 2022 gilt freier Eintritt für alle Besucher:innen unter 18 Jahren sowie für Jugendliche bis zum Abschluss der Schulbildung (mit Schüler:innenausweis).
Für Familien werden ebenfalls Workshops angeboten, in denen zum Beispiel reparaturbedürftigen Socken in niedliche Axolotl-Sockenhandpuppen umgestaltet werden.
Monatlich findet an dieser Stelle auch das Repair-Café von Kunst-Stoffe e.V. statt. Hier gibt es Hilfe bei der Reparatur von Elektrokleingeräten. Wer immer schon mal eine kaputte Lampe, einen Toaster, ein geliebtes Spielzeug, Kopfhörer oder einen Mixer reparieren möchte, bekommt hier Unterstützung von ehrenamtlichen Techniker:innen.
Achtung: Eine vorherige Anmeldung über die Webseite des Repair-Cafés ist unbedingt erforderlich. Dort finden sich auch noch weitere wichtige Hinweise zum Ablauf.
Jetzt ist es an euch, handwerkliche Skills zu erlernen oder aufzufrischen. Kommt und repariert gemeinsam – Erfolgserlebnisse und ein gutes Gewissen inklusive!
07.12.2022-03.09.2023, Deutsches Technikmuseum, technikmuseum.berlin