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Lesetipps für den Sommer

Endlich Urlaub! Und damit vielleicht auch endlich mal ein bisschen Zeit am Stück, um die Nase in ein gutes Buch zu stecken. Nur welches soll es sein? Wir haben für euch ein paar schöne Tipps zusammengestellt.

Im stressigen Alltag fehlt doch den meisten einfach die Zeit und Muse für ein richtig gutes Buch. Die Lektüre liegt mahnend auf dem Nachttisch und erinnert jeden Abend daran, dass man immer noch nicht über Seite 10 hinaus ist. Deshalb freuen wir uns umso mehr auf die Ferien, wenn endlich mal Zeit für ausgiebiges Schmökern ist! Zur Anregung haben wir ein paar Büchertipps für Lesestunden unter dem Sonnenschirm zusammengestellt.

„Willkommen in der Topliga, Junge!“ schrieb die FAZ über das Debüt des amerikanischen Autors Chad Harbach und lag damit vollkommen richtig. Die Kust des Feldspiels zieht den Leser mit unglaublicher Kraft direkt in die Geschichte und lässt ihn bis zum Ende nicht los. Der unscheinbare Henry Skrimshander wird Dank seines großen Talents in der Baseball-Mannschaft des Westish College aufgenommen und sein Aufstieg in die Liga der größten Baseballstars aller Zeiten scheint unabwendbar. Doch dann begegnet er seinen stillen Ängsten und Abgründen… Die Stärke des Romans liegt vor allem in den extrem genau gezeichneten und authentischen Protagonisten und den feinen Beziehungen, die diese untereinander entwickeln. Wir lachen und leiden mit den Figuren, wenn jede von ihnen an einen Point of no Return gelangt – nicht umsonst verspricht der Klappentext:“ Wer wissen will, was es bedeutet, hier und heute ein Mensch zu sein, der muss dieses Buch lesen.“
Chad Harbach: Die Kunst des Feldspiels | 608 Seiten | Dumont Buchverlag | 978-3832196264 | 22,99 Euro

Clash of Cultures unter karibischer Sonne: Tom Wolfe hat mit Back to Blood eine brillante und bissige Satire auf den menschlichen Umgang mit gesellschaftlicher Realität geschaffen.
Die Freiheit ist nur 20 Meter entfernt für den kubanischen Flüchtling, der sich auf den Mast einer Luxusjacht vor Miami geflüchtet hat. Aber dann wird er vor den Augen von Millionen Fernsehzuschauern in einer spektakulären Aktion live verhaftet. Und das ausgerechnet vom netten Nestor, einem Polizisten mit kubanischen Wurzeln, der unter den chauvinistischen Sprüchen seiner weißen Vorgesetzten leidet. Die ganze Stadt ist in zwei Lager gespalten: Für seine Familie und Landsleute ist Nestor ein Verräter, für die Weißen ein Held und Musteramerikaner. Soll der kubanische Bürgermeister ihn suspendieren oder mit Orden schmücken? Versaut ihm dieser Idiot die Wiederwahl?
Genüsslich und packend taucht Tom Wolfe ein in die verrückteste Stadt Amerikas: Miami.
Tom Wolfe: Back to Blood | 768 Seiten | Blessing Verlag | 01/2013 | 978-3896674890 | 24,99 Euro

„Jeder Mensch hat seine eigene Farbe“, aber ausgerechnet Tsukuru Tazaki scheint völlig farblos zu sein. Farben spielen eine wichtige Rolle in Haruki Murakamis neuestem Roman Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki – immer wieder wird der Hauptcharakter damit konfrontiert. Die dramatische Geschichte seines Lebens beinhaltet aber viel bedeutendere Themen. Was passiert, wenn deine Freunde dich plötzlich verstoßen, ohne dass du den Grund dafür erfährst? Wenn du am Abgrund stehst und nicht weiter weißt? Wenn du nach Jahren erkennst, welche Möglichkeiten du verpasst hast und dass sich die Zeit nicht mehr zurückdrehen lässt? So begibt sich Tsukuru Tazaki auf eine Pilgerreise und konfrontiert seine ehemaligen Freunde, die er seit 16 Jahren nicht mehr gesehen hat. Auf das, was er erfährt, kann er sich absolut keinen Reim machen. Eine Vergewaltigung, ein grausamer Mord, Beschuldigungen und mysteriöse Erscheinungen – all das liest sich zwischenzeitlich wie ein Krimi, bei dem man die Auflösung nicht abwarten kann.  Aber es wäre wohl kein Murakami, wenn sich die Grenzen zwischen Realität und Traum nicht doch etwas verwischen würden.
Haruki Murakami: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki | 350 Seiten | Dumont Buchverlag | 01/2014 | 978-3832197483 | 22,99 Euro

Kurz vor seinem 30. Hochzeitstag fällt Eddas Vater vom Pferd. Zwar bricht er sich bloß ein paar Rippen, doch seine älteste Tochter, die sofort anreist, wittert Unheil. Ihr neuer Freund Hans, ein schweigsamer Maler, begleitet sie. Er scheint ebenso aus der Zeit gefallen zu sein wie Eddas Heimatdorf Odinsgrund: Dort fährt ein Riese Motorrad, die Mutter nimmt Betrunkenen Blut ab, aus dem Acker wachsen Muscheln, und ob der Hund wirklich ein Hund ist, muss sich erst noch rausstellen.
Edda spürt: Hier stimmt was nicht. Doch dann ist da ja noch Hans. Gemeinsam müssen die beiden gleich zwei Wunderlandschaften durchqueren, um wieder im Hier und Jetzt anzukommen.
Lisa Kreißlers Debüt Blitzbirke erzählt eine einfache Liebesgeschichte: Ein wildes Mädchen befreit sich durch das Wunder der Liebe aus den Fängen ihrer Vergangenheit. Doch erst vor dem märchenhaften, naturromantischen Hintergrund der Geschichte kommt das eigentliche Thema des Romans zum Tragen: die fabelhafte Kraft der Gegenwart.
Lisa Kreißler: Blitzbirke | 208 Seiten | mairisch Verlag | 03/2014 | 978-3938539309 | 17,90 Euro

Es liegt nicht unbedingt an Berlin, dass Paul Bokowski von einer absurd-komischen Begegnung in die nächste schlittert. Es liegt vielmehr in der Natur der Menschen, dass man viel Eigenartiges mit ihnen erleben kann. Mit seinen Eltern beispielsweise, einer wildfremden Dame, die ihm völlig ungefragt Vorträge über Backrezepte hält, oder aber auch gerne mit sich selbst: Sei es, dass der passionierte Hypochonder angesichts einer drohenden Mandel-OP Dutzende von Abschiedsbriefen verfasst oder beim Möbelkauf in eine unvergessliche Weihnachtsfeier von IKEA gerät. Paul Bokowski enthüllt in Hauptsache nichts mit Menschen das Absurde im Zwischenmenschlichen – und man muss leider befürchten, dass das alles auch wirklich so passiert ist …
Paul Borowski: Hauptsache nichts mit Menschen | 192 Seiten | Goldmann Verlag | 12/2013 | 978-3442480029 | 7,99 Euro

Lorenz Brauer ist der neue Star der internationalen Kunstszene. Doch kaum einer ahnt, dass hinter seinem kometenhaften Aufstieg nicht nur Talent, sondern der raffinierte Plan zweier einflussreicher Frauen steckt. Karl Brauer, Lorenz‘ jüngerer Bruder, weiß das natürlich. Und auch, dass die verrätselten Bilder des aufstrebenden Malers ihren Ursprung in der Kindheit haben – in der Zeit, als Lorenz und Karl gerade ihre Mutter verloren hatten und Elsa in ihr Leben trat. Elsa mit den Streichholzarmen, dem rotzfrechen Mundwerk, den extravaganten Kleidern. Das Mädchen, an das einer der Brüder sein Herz verlor und der andere seine Illusionen. Das Mädchen, das keiner von beiden vergessen kann. Zärtlich und schonungslos schlägt Astrid Rosenfeld mit Elsa ungeheuer einen Bogen von einer verrückten Kindheit auf dem Land bis zum Glamour und den Perversionen der modernen Kunstwelt. Astrid Rosenfeld lebt als freie Autorin in Berlin.
Astrid Rosenfeld: Elsa ungeheuer | 288 Seiten | Diogenes Verlag | 02/2013 | 978-3257068504 | 10,99 Euro

 

Text: Sophie Gottschall/ Antje Kölling

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