CABUWAZI und Berlin gehören einfach zusammen. Seit nun schon 25 Jahren prägt die zirkuspädagogische Institution die Stadt. Jährlich kommen bis zu 10.000 Kinder in die rot-gelben Zirkuszelte an den mittlerweile fünf Standorten. Geschäftsführer Karl Köckenberger und Standortleiterin Britta Niehaus haben einen der größten Kinder- und Jugendzirkusse Europas gemeinsam mit vielen anderen aufgebaut und freuen sich jetzt auf ein knallbuntes Jubiläumsjahr.
Ein großer, heller Kreis, angestrahlt von vielen bunten Lichtern. Die Manege! Musik, bitte – und los! Die Schülerartisten treten aus dem Vorhang in das Scheinwerferlicht. Sie rollen große rote Kugeln vor sich her. Während sich manche auf die wackeligen Bälle wagen, unterstützen die anderen beim Balancieren. Geschafft! Applaus im Zirkuszelt! Bei CABUWAZI ist heute Generalprobe.
In Projektwochen trainieren Schulklassen für eine gemeinsame Show. „Jedes Kind hat Fähigkeiten, jedes Kind ist auch Gestaltenwandler. Das heißt, es kann aus der Rolle, die es in der Schule einnimmt, hier bei uns heraustreten und eine neue einnehmen“, weiß Britta Niehaus, Leiterin des Standorts in Alt-Treptow, einem von fünf in ganz Berlin.
Seit 20 Jahren ist sie „auf den bunten Hund“ gekommen, wie sie selbst lachend sagt, und hat so fast die gesamte Entwicklung mitgeprägt. „In all den Jahren haben sich die Bedürfnisse von Kindern verändert, weil sich die Kindheiten auch verändert haben“, sagt sie. Wichtig sei, in Zeiten von PC und Smartphone wieder Bewegung zu vermitteln – und zwar ohne Trillerpfeife.
Zirkus in der Turnhalle, das reicht nicht – ein Zirkuszelt muss her
Bei CABUWAZI steht im Vordergrund, den Kindern im Kiez einen geschützten Raum zu geben. Britta Niehaus ist deshalb nicht nur Sozialpädagogin, sondern auch Fachkraft für Kinderschutz. „Es geht darum, dass die Kinder ihre Grenzen entdecken und lernen, Nein zu sagen. Das gilt auch schon für die ganz Kleinen ab vier im CABUWINZIG-Alter.“
Vor ein paar Jahren begann Britta Niehaus ein Psychologiestudium und arbeitet seitdem eng mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie zusammen: „Psychische Störungen von Kindern und Jugendlichen nehmen zu. Kinder trauen sich immer weniger zu, es gibt viele Ängste.“ CABUWAZI will dem entgegenwirken und macht mit Zirkuspädagogik Selbstwirksamkeit für Kinder erfahrbar.
Die Chance, Erstaunliches zu leisten
„Den Kindern die Hand reichen, damit sie stark werden und selbst erkennen, was in ihnen steckt. Wir geben ihnen eine Chance, Erstaunliches zu leisten und Erstaunliches zu entdecken – und das mit anderen zusammen“, so erklärt Gründer Karl Köckenberger das anfängliche Ziel von CABUWAZI, das bis heute gilt.
Die Idee für ein zirkuspädagogisches Projekt kam ihm beim Einradfahren mit seinen eigenen Kindern im Hinterhof. Kurzerhand wurden Trainer und Pädagogen engagiert und besondere Orte geschaffen, mit echten Zirkuszelten natürlich. „Wir sind immer professioneller geworden, sowohl im pädagogischen, als auch im artistischen Bereich. Aber die Anfangsidee ist geblieben, und auch, dass CABUWAZI für alle offen ist.“, sagt Karl Köckenberger, der 1994 den ersten Standort in Treptow und kurz darauf in Kreuzberg eröffnete.
Keine Mauern, sondern Brücken
„Ich bin Brückenbauer – das ist mein Beruf“, erklärt Karl Köckenberger. Der CABUWAZI-Gründer hat 22 Jahre im Stahl- und Brückenbau gearbeitet: „Das, was wir im Zirkus machen, ist auch Brückenbau. Wir bauen Brücken zwischen den Kindern, zwischen den verschiedenen Kulturen, im Stadtteil, bis hin zu anderen Ländern“, sagt er.
Bei CABUWAZI geht es darum, die Kinder stark zu machen gegen Rassismus und Sexismus, gegen Gewalt und Drogen und für eine demokratische Gesellschaft. Auch für Britta Niehaus ist dies eine zentrale Aufgabe, vor allem in Zeiten des wachsenden Rechtspopulismus: „Zirkus ist international, wir wollen die Vielfalt!“
Ein wichtiger Integrationsstandort für CABUWAZI ist der Platz direkt am Tempelhofer Feld. Hier treffen Berliner Kinder und Familien mit geflüchteten Familien zusammen, und alle schätzen das. „Wir sind in die Unterkünfte gegangen, um Kinder willkommen zu heißen und ihnen so wie allen anderen Kindern die Möglichkeit zu geben, sich zu entdecken. Wir haben sie eingeladen, mit uns auf die Zirkusplätze zu kommen“, sagt Karl Köckenberger. Ein besonders wichtiges Anliegen für 2019 sei es, den Standort am Tempelhofer Feld zu erhalten.
25 Highlights zum Zirkusgeburtstag
Upcycling, Klimawandel, HipHop und Breakdance – thematisch und konzeptionell bestimmen die Kinder und Jugendlichen die verschiedenen Angeboten mit. „Freiflächen werden in dieser Stadt mehr und mehr zubetoniert und junge Menschen haben weniger Möglichkeit, Plätze und Räume zu finden. Darum werden die Projekte von CABUWAZI umso wichtiger“, betont Britta Niehaus. Der Kinder- und Jugendzirkus, der ganz klein anfing, feiert dieses Jahr großes Jubiläum mit Kiezveranstaltungen und einer Gala. Auf die nächsten 25 Jahre, CABUWAZI!
Zum 20. CABUWAZI-Jubiläum hatten wir Britta Niehaus schonmal getroffen: Portrait Britta Niehaus