Jessica Schmidt hat bereits ein sehr bewegtes Leben hinter sich. Zunächst absolvierte sie eine Ausbildung als Goldschmiedin, in diesem Beruf arbeitete sie auch einige Jahre, unter anderem in Irland. Nach der Geburt ihrer Tochter reiste sie sechs Monate durch Asien, bevor sie spontan nach Berlin zog. Dort eröffnete sie zusammen mit ihrem Mann den Laden zuckerfrei. Wie sie das Leben mit Kind mit ihrer Arbeit vereinbart, hat sie uns im Interview verraten.
Das Leben in Berlin ist bunt und voller Abenteuer. Jessica hat allerdings schon vor ihrem Umzug in die Hauptstadt, 2009, eine Menge erlebt. 1999 zog sie aus dem Saarland nach Frankfurt am Main, um dort eine Ausbildung als Goldschmiedin zu beginnen. Nach dem ersten Gesellenjahr entschloss sie sich, die Ausbildung zur staatlich geprüften Schmuckgestalterin und parallel dazu den Abschluss zur Goldschmiedemeisterin zu absolvieren.
Von 2006 bis 2009 arbeitete sie in Irland. Dort bot sie Schmuckkurse im gestalterischen Sinne an und arbeitete als Schauwerbegestalterin. Danach zog es sie schließlich spontan nach Berlin, wo sie noch mal die Schule besuchte. Im Anschluss daran entschied sie sich, ihre künstlerischen und handwerklichen Erfahrungen mit suchtkranken Menschen zu teilen.
2014 wurde ihre Tochter geboren. Doch sie und ihr Mann verbrachten die sechs Monate Elternzeit nicht zu Hause, sondern auf einer Reise quer durch Asien.
Schon immer wollte Jessica etwas eigenes auf die Beine stellen – die Geburt ihrer Tochter bewegte sie schließlich dazu, dies auch in die Tat umzusetzen. Schnell musste sie feststellen, dass schöne und nachhaltige Dinge für Kinder in ihrer unmittelbaren Nähe Mangelware sind. Oft war die Suche mit langen Wegen und großem Zeitaufwand verbunden. Gemeinsam mit ihrem Mann eröffnete sie deshalb im Jahr 2016 den Landen zuckerfrei. Ihr Mann baute die gesamte Einrichtung.
Die beiden arbeiten Hand in Hand und betreiben auch den Online-Shop gemeinsam. Hier findet man außergewöhnliche Kindersachen im ansprechenden Design. Eine Besonderheit ist, dass all die Sachen aus natürlichen Materialien und Farben hergestellt und fair gehandelt werden. Wichtig ist ihnen auch der Blick auf Lokales und Slow-Shopping.
Was hast du dir ganz anders vorgestellt, bevor du ein Kind hattest?
Ich hätte nicht gedacht, dass ich die ersten 15 Monate zu Reggae-Musik meine Kleine in den Schlaf wiege … und ich habe geglaubt, Babys wären flexibler, ab ins Tragetuch und die Welt sei in bester Ordnung. Ich wurde eines Besseren belehrt, da war ich echt baff, wie viel Entschlossenheit in so einem kleinen Wesen steckt.
Wie würdest du deinen Erziehungsstil beschreiben?
Ich bleibe einfach ich selbst und mache kein Projekt daraus, das heißt recht locker und freundschaftlich. Meine Tochter besitzt einen sehr starken Charakter und sie weiß sehr ausdauernd, was sie wie einsetzen muss, um ihre Ideen umsetzen. Somit habe ich irgendwann beschlossen: Solange sie nicht zu schaden kommt, soll sie das auch tun. Es hat eine Weile gedauert, bis ich zu dieser Erkenntnis kam, da Kinder in einer Gesellschaft wie unserer sehr früh funktionieren müssen. Ich bin nicht fürs er-„ziehen“ sondern fürs animieren und wenn unser Wirbelwind mal nicht mit uns am Tisch sitzen möchte beim Essen, was soll’s. Ich bin mir sicher, es kommt die Zeit, da will sie das von ganz alleine.
Was tust du am liebsten, wenn du mal ohne Kind bist?
Ich mache immer noch unheimlich gerne die Nacht zum Tag und freue mich riesig, wenn ich mal die Möglichkeit bekomme, zu guter Musik die Nacht durchzutanzen ohne auf die Uhr zu schauen. Das heißt für mich Kopfurlaub, da nehme ich gerne den übermüdeten Tag danach in Kauf.
Was findet dein Kind richtig blöd an dir?
Dass ich bestimme, wann der Vorratsschrank mit dem Naschkram aufgeht oder geschlossen bleibt. Um diese Auseinandersetzungen zu vermeiden, haben wir äußerst selten Süßigkeiten zu Hause. Das tut auch mir gut, ich würde nämlich auch alle Kraft daran setzten, etwas von der Schokolade zu bekommen!
Was ist das Schönste am Leben mit Kind?
Die Kleine hat ein Kuschelritual und braucht dieses beim Einschlafen ganz besonders. Sie schiebt mir dabei meinen Pulliärmel hoch und bekrabbelt mit ihren Fingerchen meinen Arm. Wenn sie das macht, fühle ich mich ganz eins mit ihr, hoffentlich hört das niemals auf!
Was ist euer liebstes Familien-Rezept?
Das von meiner Tochter: Nudeln ohne Soße, aber extra viel Käse.
Abwechslungsreich muss es sein. Wir lieben die vietnamesische Küche ebenso wie das traditionelle Gulasch. Wenn es nach mir ginge, hätten wir fünf Tage in der Woche Sushi.
Was sind eure Lieblingsempfehlungen für Unternehmungen?
Die Familientage im KinderKünsteZentrum hier um die Ecke kann ich wärmstens empfehlen, das Basteln und Experimentieren mit unterschiedlichen Materialien macht mit Kindern sehr viel Spaß und bereichert ungemein.
Meine Kleine ist eine echte Wasserrate, somit wird das Spreewaldbad von uns regelmäßig besucht. Das Bad eignet sich für die ganz Kleinen besonders gut, die Wasserhöhe auf verschiedenen Ebenen lässt sie ganz selbstbestimmt auf die Reise gehen.
Sonntags lassen wir oft das Wochenende im Fishtank ausklingen, das ist schon Familientradition: In dem sehr familienfreundlichen Café zu einem Bierchen die Abendsonne genießen, während die Kinder spielen – schön da!
Für unser Buch BERLIN MIT KIND haben wir Jessica auch hinter der Theke ihres Ladens porträtiert. Noch mehr Shopping-, Kultur und Freizeit-Tipps für jedes Alter und Wetter findet ihr in der aktuellen Ausgabe BERLIN MIT KIND 2018, HIMBEER Verlag, 14,95 Euro, versandkostenfrei bis 31.12.2017 bestellen und eine Jahreskarte für den Tierpark gewinnen