7 Fragen an… Marc Vehlow von Phorms

Geboren in den Niederlanden, aufgewachsen in Berlin, Zwischenstopp mit der Familie in Shanghai, nach fünf Jahren in die Hauptstadt zurückgekehrt – Marc Vehlow hat in seinem Leben bereits viel erlebt und ist mittlerweile Schulleiter des seit zehn Jahren bestehenden Phorms Campus Berlin Mitte. Außerdem ist er zweifacher Vater mit viel Erfahrung und Familiensinn.

Marc Vehlow ist Schulleiter des deutsch-englischen, bilingualen Phorms Campus Berlin Mitte. Viele kennen die Phorms-Einrichtung, die bereits zu einer Institution geworden ist. Hier werden Kita, Grundschule und Gymnasium unter einem Dach vereint. Seit dem Gründungsjahr 2006 befinden sich die Einrichtungen in dem eindrucksvollen Backsteingebäude am Gartenplatz in der Ackerstraße.

Phorms ist zwar eine Privatschule, hat sich aber für ein solidarisches Finanzierungsprinzip entschieden. So haben auch Kinder aus verschiedenen Einkommensgruppen die Möglichkeit, eine Phorms-Schule zu besuchen. Die einkommensabhängigen Elternbeiträge ermöglichen das Miteinander von Kindern mit unterschiedlichen kulturellen, religiösen und sozialen Hintergründen. Beim Tag der offenen Tür am Donnerstag, den 19.01.2017 von 16:00 bis 19:00 Uhr können sich interessierte Familien einen eigenen Eindruck verschaffen. Es werden Rundgänge in den jeweiligen Departments (Kita, Grundschule und Gymnasium) im 30-minütigen Takt angeboten. Auch kann man mit dem Admissions-Team, Eltern, Lehrern, Erziehern und Schülern über ihre Erfahrungen bei Phorms sprechen.

Der Lebensweg von Marc Vehlow erzählt viel Interessantes. Geboren in den Niederlanden und aufgewachsen in Berlin lebt er immer noch gerne mit seiner Familie in der Hauptstadt. Der zweifache Familienvater studierte die Fächer Sport und Biologie auf Lehramt an der Freien Universität Berlin und unterrichtete danach am Kant-Gymnasium in Spandau. Doch nach acht Jahren in Spandau bekam Familie Vehlow Fernweh. So beschloss sie nach China zu ziehen. An der Deutschen Schule Shanghai unterrichtete Marc Vehlow Biologie und Sport und war stellvertretender Schulleiter. Nach fünf Jahren wurde aus Fernweh aber immer mehr Heimweh und die Familie Vehlow fasste den Entschluss, nach Deutschland zurückzukehren.

Als Ausgleich zum Job ist der Pädagoge leidenschaftlicher Sportler. Er joggt, spielt Volleyball und schießt gerne Tore für Hertha BSC. Uns hat er anregende Geschichten über das Familienleben, über das Älterwerden der Kinder und über die wertvolle gemeinsame Zeit erzählt.

Was hast du dir ganz anders vorgestellt, bevor du Kinder hattest?
So wirklich anders habe ich mir das gar nicht vorgestellt. Ich glaube, man kann sich gar nicht gut vorstellen, wie es ist, selbst Kinder zu haben. Zwischen dem „man glaubt“, „denkt“, „wünscht sich“ und dem Gefühl, das sich mit der Geburt breit macht, lag zumindest bei mir ein wahnsinnig großer Schritt. Mir ist noch sehr bewusst, wie ich mir zum Beispiel vor der Geburt meiner Tochter gar nicht vorstellen konnte, wie ich jemanden genau so lieb haben und in mein Herz schließen könnte, wie meinen Sohn, er war damals gerade zwei. Ich dachte, ich habe ihn doch schon mit 100% lieb, wie schaffe ich es wohl, auch meiner Tochter genauso viel Liebe zukommen zu lassen. Und kaum war sie auf der Welt, da merkt man, dass sich Liebe wirklich verdoppelt, wenn man sie teilt. Ein Spruch, der sich mir erst da so richtig erschlossen hat.

Wie würdest du deinen Erziehungsstil beschreiben?
Ich habe immer zusammen mit meiner Frau versucht, den Kindern viel Verständnis entgegenzubringen. Sich in sie hineinzudenken und sie so anzunehmen, wie sie sind. Und mit viel Geduld doch immer wieder Anregungen zu schaffen, Grenzen vorzugeben, sie zu unterstützen und doch auch immer wieder viel Vertrauen entgegenzubringen und sie „machen zu lassen.“ Als Grundlage dient uns der gegenseitige Respekt und ein unheimliches Vertrauen. Ich fühle mich nicht als jemand, der an seinen Kinder ziehen musste. Natürlich habe ich auch meine klaren Vorgaben und Regeln. Wenn man aber gut argumentiert, dann lasse ich mich auch gern umstimmen. Diese Balance zu finden ist immer wieder spannend: diskutieren, bestimmen, beraten, vorgeben, loslassen, anecken, aufweichen… Mir sind viele Dinge schon wichtig, aber im Grunde genommen bin ich doch sehr geduldig und habe ein Urvertrauen in meine Kinder. Ich kann meine Kinder ohne Probleme einfach mal laufen lassen und ich glaube, sie spüren das.

Was tust du am liebsten, wenn du mal ohne Kinder bist?
Bei uns hat jetzt die Zeit angefangen, in der beide immer weniger Zeit mit uns verbringen. Und ehrlich gesagt, fällt uns beiden das schon schwer. Ich bin also momentan ganz froh, wenn wir tatsächlich noch alle vier gemeinsam in den Urlaub fahren oder am Wochenende lange zusammen frühstücken. Das Mehr an Zeit ohne Kinder fülle ich momentan wohl durchaus auch mit Arbeit, am liebsten aber mit meiner Frau oder beim Fußballspielen mit meinen Jungs aus dem Verein.

Was finden deine Kinder richtig blöd an dir?
Hm, so richtig blöd? Schwer zu sagen. Natürlich haben wir auch die Momente, in denen ich merke, dass sie mein Handeln jetzt absolut nicht toll finden und das, was ich vorgebe (du bist um 22:00 Uhr spätestens zu Hause, Handy jetzt mal aus o.ä.), richtig blöd ist. Im Grunde wissen sie aber, dass ich wohl so handeln muss und nicht nur einfach aus Prinzip Dinge verbiete.

Was ist das Schönste am Leben mit Kindern?
Spontan würde ich sagen, alles! Man bekommt Kinder eben nur im „Gesamtpaket“, da gehört alles dazu. Und ich bin sehr dankbar darüber, zwei Kinder zu haben. Schon oft haben meine Frau und ich gedacht, gern hätten wir auch vier, fünf oder sogar noch mehr Kinder. Es ist so unglaublich, die rasante Entwicklung mitzuerleben. Man selbst hat das Gefühl, man verändere sich kaum, werde im Prinzip nicht älter und an den Kids sieht man, was das Leben so alles mit sich bringt und was man Jahr für Jahr erlebt. Unglaublich, heute früh hat mich mein Sohn zur Schule gefahren – im Auto – betreutes Fahren sagt man dazu glaube ich. Gefühlt haben wir vor kurzem noch Fahrradfahren oder Waveboardfahren mit ihm geübt. Meine Kinder bereichern mein Leben ungemein. Ich liebe das Gefühl, nach Hause zu kommen und da ist Familie, die mich so nimmt, wie ich bin, und die mir alles bedeutet.

Was ist euer liebstes Familien-Rezept?
Wenn als Rezept hier eine kulinarische Empfehlung gemeint ist, dann mag ich hier drei Dinge nennen. Ich liebe Obstsalat! Wenn wir den Sonntag gemeinsam in der Küche schnippeln und die Brötchen im Ofen noch mal so richtig knusprig aufbacken, das hat für mich etwas Besonderes. Auch ist und war bei uns immer Kaiserschmarrn beliebt. Die Oma kommt aus Österreich und wenn wir können, dann essen wir dort oder im Skiurlaub gern richtigen Kaiserschmarrn. Und dann geht bei uns immer Quiche – mal mit Spinat und Schafskäse, mal mit Gemüse. Es darf auch mal mit Hackfleisch sein.

Was sind deine Lieblingsempfehlungen für Unternehmungen?
Als die Kinder klein waren, sind wir oft draußen gewesen. Wir haben direkt am Wald gewohnt und es gab ein Gehege mit vielen Wildschweinen in der Nähe. Eine wirkliche Empfehlung fällt mir schwer. Wir haben schon früh erkannt, dass sich der Wert einer Unternehmung nicht nach den Eintrittspreisen oder Werbeflyern richtet. Je mehr Leute eine Attraktion besuchen, desto weniger Quality-time hat man mit seinem Kind. Wir haben unserem Sohn zum Beispiel ständig vorgelesen. Er liebte es, immer wieder Pettersson und Findus mit uns anzuschauen. Das haben wir ausgiebig getan. Und ansonsten kann ich jedem nur empfehlen, mit seinen Kindern auf Reisen zu gehen. Die Welt mit eigenen Augen zu sehen, auch mal fremde Orte und Kulturen zu bereisen, aus meiner Sicht haben Kinder dafür großartige Antennen und machen sich ihr ganz eigenes Bild. Uns war es wichtig, unsere Kinder nah bei uns zu haben (das passiert auf Reisen zwangsläufig) und für möglichst viele gemeinsame Momente zu sorgen. Wir lieben es alle, Fotos anzuschauen und Erinnerungen abzurufen und auszutauschen. Diese Momente kann uns keiner mehr nehmen und wir tragen sie als verbindendes Element in uns. Von daher ist das Reisen mit Kindern aus meiner Sicht eine tolle Sache für alle. Und dabei ist es ganz gleich, wohin man fährt. Man kann von der Radtour in die Umgebung, Übernachtung auf Campingplätzen, Fahrten in Nachbarländer bis hin zu recht exotischen Orten im Prinzip alles angehen. Reisen haben wir immer gern unternommen und mich aber auch meine Kinder unheimlich bereichert.