In Zeiten des Fachkräftemangels wird es leichter, in Unternehmen die Türen für mehr Familienfreundlichkeit aufzustoßen. Doch immer wieder kehren Mütter und Väter aus der Elternzeit zurück und müssen feststellen, dass es mit der behaupteten Vereinbarkeit doch noch nicht so weit her ist.
Wie sehr das Thema Vereinbarkeit aber an Relevanz auch für Firmen gewinnt, wurde im September 2023 deutlich, als Politik und Unternehmen unter dem Titel „Wie familienfreundlich ist die deutsche Wirtschaft?“ in Berlin zum Unternehmenstag „Erfolgsfaktor Familie“ zusammenkamen.
Das gleichnamige Programm ist die zentrale Plattform des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Im Mittelpunkt des Unternehmenstages stand die Vorstellung des neuen Unternehmensmonitors Familienfreundlichkeit, der alle vier Jahre erhoben wird und ein Lagebild der Familienfreundlichkeit der deutschen Wirtschaft gibt. In den Fokus rücken dabei zunehmend auch Themen rund um Väter und Vereinbarkeit.
Eine Ende 2022 veröffentlichte Prognos-Studie nimmt die Väterfreundlichkeit der deutschen Wirtschaft in den Blick.
Eines der Ergebnisse ebenso wie im Väterreport 2023 ist, dass sich zwar jeder zweite Vater eine partnerschaftlicher organisierte Aufgabenteilung in der Familie wünscht, die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit aber groß ist.
Dabei sind sich die Expert:innen einig: Der Weg zur Fachkräftesicherung und Vermeidung der Altersarmut von Frauen führt über mehr Vereinbarkeit für alle Eltern. erfolgsfaktor-familie.de
Für Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, Hausarbeit und Ehrenamt wenden Frauen pro Tag aber im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer. Das Gender-Care-Gap-Projekt analysiertvUnterschiede und entwickelt Handlungsempfehlungen.
Die Equal Pay Day-Kampagne macht auf die Lohnlücke von etwa 18 Prozent zwischen Frauen und Männern aufmerksam, die ebenfalls eine Rolle in den Entscheidungen vieler Familien spielt.
Der Equal Pay Day ist der symbolische Tag im Jahr, bis zu dem Frauen unbezahlt arbeiten, während Männer schon seit dem ersten Januar für ihre Arbeit entlohnt werden.
06.03.2024: Equal Pay Day, equalpayday.de
Es geht alle Eltern an
Väterzentrum – Rollen in Familien und Beruf neu definieren
Die Zeiten ändern sich und doch begegnen Väter, die ihr Berufsleben so gestalten möchten, dass sie sich gleichberechtigter an der Care-Arbeit beteiligen können, noch etlichen Vorurteilen und strukturellen Hürden.
Je mehr Eltern sich, gleich welchen Geschlechts oder auf welcher Karrierestufe, für mehr Familienfreundlichkeit und Vereinbarkeit einsetzen, desto selbstverständlicher wird diese in den Unternehmen.
Und wenn sich Eltern von Beginn an paritätisch um ihre Kinder kümmern, funktioniert dies in vielen Fällen auch nach einer Trennung besser.
Das Väterzentrum bietet neben zahlreichen Beratungen für getrennte Väter auch Arbeitsrechtsberatungen an, um Ansprüche gegenüber Arbeitgeber:innen durchsetzen zu können.
Väterzentrum e.V., Marienburger Str. 28, 10405 Berlin, vaeterzentrum-berlin.de
Ob Schichtdienst oder Bühnenwelt
MoKiS – Kinderbetreuung für besondere Arbeitszeiten
In manchen Berufsfeldern von Bühne bis Pflege und Lebenssituationen wie der von Alleinerziehenden fällt die Vereinbarkeit schwerer als in anderen. In der Regel bieten Kitas, Hort & Co. Öffnungszeiten zwischen 06:00 und 18:00 Uhr an.
Für einige arbeitende Eltern reichen diese aufgrund ihrer Arbeitszeiten dennoch nicht aus.
Wenn diese die Öffnungszeiten der regulären Kinderbetreuung regelmäßig um mehr als eine Stunde überschreitet, haben sie die Möglichkeit, neben dem regulären Betreuungsgutschein noch einen „Gutschein für ergänzende Kindertagespflege“ zu beantragen.
An dieser Stelle setzt der kostenlose Service von MoKiS an, der sie mit passenden, vom Jugendamt überprüften, qualifizierten Betreuungspersonen zusammenbringt. Dazu dient auch die MoKiS-App. mokis.berlin
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equaly – App für Equal Care
Auch Louisa Plasberg und Ronja Hoffacker haben frisch gegründet – im Oktober 2023 launchten sie „equaly“, den digitalen Begleiter für Paare, um die Care-Arbeit besser aufzuteilen. „Jedes zweite Paar möchte sich Care-Arbeit heute partnerschaftlich teilen, aber nur jedes fünfte Paar lebt auch so“, so Louisa.
„Gemeinsam mit den Paaren bauen wir eine Community und eine Bewegung auf, um zu zeigen, dass eine faire Aufteilung und gleichberechtigte Karrieren auch als Eltern möglich sind”, sagt Ronja Hoffacker, selbst Mutter einer fast zweijährigen Tochter.
Mittels der Web-App werden Paare durch einen Aufgabenverteilungsprozess geführt und machen regelmäßigen Check-Ins, um ihre Aufgabenverteilung zu überprüfen und anzupassen. joinequaly.com
Selber gründen oder neu orientieren
Ein Weg, sich ein selbstbestimmtes möglichst familienfreundliches Arbeitsumfeld zu schaffen, ist das Gründen.
Wer mit dem Gedanken spielt oder sich nach der Elternzeit beruflich neu orientieren möchte, findet in Berlin etliche Anlaufstellen, ein paar davon stellen wir euch in diesen Artikel vor: Wiedereinstieg oder Neuorientierung nach der Elternzeit