Jenny weiß ihre Gartenlaube schon lange zu schätzen, nie aber war sie wertvoller für ihr Seelenheil als in diesen Coronazeiten. Denn fünf Wochen Quarantäne und die unsicheren Aussichten, wie lange es noch mit Homeoffice und Homeschooling weitergehen soll, zerren doch ganz schön an Nerven und Gemüt.
Nach Anjas Bericht aus der ersten Woche, Antjes Erfahrungen in Woche zwei, Doros Beobachtungen aus drei Wochen Homeoffice mit Kindern und Miris Rückblick auf die erste Osterferienwoche lässt uns nun Jenny an ihren Gedanken und Gefühlen nach fünf Wochen Homeoffice mit zwei Kindern teilhaben.
Wie Jenny geht es gerade vielen Eltern, und sagen wir es deutlich, in der Mehrzahl immer noch vor allem Müttern, die diese Ausnahmesituation wuppen. Die sich bewusst sind, wenn sie privilegiert wohnen und arbeiten können und zudem das Glück haben, über einen Garten zu verfügen. Die gar nicht jammern wollen, wie Jenny sagen: „Wir schaffen das hier irgendwie.“ und doch innerlich eine steigende Wut spüren …
Wie lange geht das noch?
Jenny, zwei Kinder (sechs und 13 Jahre alt), in einer Partnerschaft, beide im Homeoffice
Wie war die fünf Wochen Homeoffice bislang bei dir und deinen Töchtern?
Nach anfänglichen Höhenflügen von wegen „lasst uns diese besondere Familienzeit genießen“ – denn so viel Zeit hatten wir tatsächlich noch nie miteinander – sind wir auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Zunächst wurden alle Register gezogen: Schlafen bis in die Puppen, malen, basteln, werkeln, umräumen, im Schlafi puzzlen bis zum Abendessen, Fernsehen schauen, viiiiiiiel gegessen. Nun, in Woche fünf (der zweiten Ferienwoche, aber wer weiss das eigentlich noch so genau), legte sich ein feiner grauer Schleier über das Ganze.
Familie im Schichtsystem
Mein Partner und ich können uns sehr privilegiert das Homeoffice und die Carearbeit aufteilen. Ein Zwei-Schichten-System hat sich hier irgendwie, zumindest in den ersten Wochen, bewährt.
Der eine arbeitet, der andere spielt mit dem Vorschulkind oder betreut das Homeschooling der Teenie-Tochter, wobei die ihre lineare Funktionen lieber alleine mit der Lieblingsfreundin über FaceTime löst. Ab Mai könnte das alles anders aussehen, wenn der Mann wieder ins Büro gehen sollte, dann müssen wir die Karten neu mischen. #kitazu #bisAugust. Wie traurig für das Vorschulkind, das seinen Kinderladen doch so liebt.
Meinen Kindern geht es gut. Keine Frage. Sie wissen sich zu beschäftigen, zumindest eine Zeit lang und freuen sich über neue Bücher, Malfarben und die Carepakete von Oma, die natürlich auch immer noch viel Schokolade beinhalten.
Fur uns Erwachsene ist es oft eher wie Schwimmen, ohne Land in Sicht zu haben.
Als Familie von Politik und Gesellschaft nicht mitgetragen zu werden, macht mich wütend. Nicht so sehr für uns persönlich im Speziellen, aber für alle anderen Mütter, Väter, Familien, denen es nicht so gut geht. Vielleicht wäre es endlich mal an der Zeit, Geld und Herzblut in die Hand zu nehmen und in unser Bildungssystem, in die Familienunterstützung und damit in unsere Kinder zu investieren.
Wir schaffen das hier irgendwie. Manchmal sind sogar Wohnzimmer und Küche gleichzeitig aufgeräumt. Es gibt oft Fischstäbchen und wirklich viele Süßigkeiten – aber was soll’s. Wir haben ein Auto und einen Garten, in den wir jederzeit fahren können. Der ist gerade so wertvoll wie nie.
Es handelt sich um eine alte Gartenkolonie in Brandenburg. Die Natur tut so gut. Ihr ist Corona egal und sie startet gerade richtig durch. Ein Stück heile Welt, wenn auch der Brandenburger Nachbar schon den ein oder anderen Spruch über den Gartenzaun verlauten ließ. So wundere er sich doch, dass sie uns die Landesgrenze noch passieren lassen. Wir kämen ja schließlich aus der bösen großen Stadt. Aha.
Ärgernis der Woche
Dass am Leopoldina-Papier mehr Männer Ü60 mit dem Vornamen Jürgen und Thomas als Frauen mitgewirkt haben!
Highlights der Woche
Die Baumblüte an Ostern im Garten!
Natur genießen mit einem Rosé mit geerntetem Rosmarin in der Hand (und ja, das Ganze vor 15:00 Uhr)
Der Lieblingseisladen in der Straße hat wieder aufgemacht! Dort gibt es das leckerste lila Ube-Eis der Stadt (eine asiatische Süßkartoffel, schmeckt nach Vanille und Kokos).
Erkenntnisse und Vorsätze für Woche sechs
Aufräumen, ausmisten und ordnen gibt uns das Gefühl von Kontrolle etwas zurück.
Das zweite von zehn Fenstern putzen (ich hasse es).
Das Gedankenkarussell durchbrechen.
Mehr Pfannkuchen für alle zum Frühstück.
Durchatmen und Sonne auf der Haut spüren