Im Park ist Platz! Kaum eine Großstadt der Welt hat so viel Grün wie Berlin. Ob Heidelandschaften, Flussufer oder ein ehemaliger Flughafen – die Hauptstadt blüht und bietet an vielen Stellen Raum für einen freien Kopf und gesündere Luft zum Atmen.
Meistens kennen die Berliner ihre Pappenheimer, das gilt auch für Parks, und sie gehen eben zu dem, der am nächsten liegt. Wir hingegen sagen: Fahrt doch mal quer durch die Stadt und überzeugt euch selbst, dass überall schöne Grünanlagen wie die Jungfernheide, der Britzer Garten oder der Volkspark Wilmersdorf zu finden sind. Magda und Chris haben uns mit ihren vier Kindern in ihren Lieblingspark, den Tiergarten, mitgenommen.
Der Tiergarten
Ein riesiger grüner Fleck zieht sich quer durch die Berliner Mitte. Mischwald wächst hier, ein großer Teich bildet das Zentrum, es gibt Schleusen, Brücken und Wiesen. Der Große Tiergarten ist in der Welt fast so berühmt wie der Central Park in New York, er gehört zu den Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt wie das Brandenburger Tor und wenn er in einem Reiseführer mal nicht steht, ist dieser entweder seltsam oder total hip.
Im 16. Jahrhundert war er Vergnügungsort der Kurfürsten von Brandenburg, die hier Wildtiere jagten. Über 100 Jahre später begann die Umwandlung in ein Erholungsgebiet.
Magda und Chris kommen genau deshalb so oft mit ihren Kindern hierher, der achtjährigen Tochter Maura, den dreijährigen Zwillingen Samuel und Anouk sowie Baby Rosy. Die Sechs wohnen in Mitte nahe des Invalidenfriedhofs. Mit dem Fahrrad sind sie in 20 Minuten am S-Bahnhof Bellevue.
Dort liegt auch einer ihrer Lieblingsorte im Tiergarten: der große Spielplatz. „Das ist meistens unser erster Stopp“, erklärt Papa Chris. Der Spielplatz ist umringt von großen Laubbäumen, die Schatten spenden und den Lärm der S-Bahn dämpfen. Dass das heute so ist, kommt durch die aktive Aufforstung in den 50er-Jahren, für die aus anderen Regionen mehr als 200.000 Bäume gespendet wurden.
Zuvor war die Fläche komplett abgeholzt worden, da die Menschen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges dringend Brennholz benötigten. Auf den kahlen Flächen entstanden damals Kartoffeläcker, die viele Menschen mit Nahrung versorgten. Von der wichtigen Rolle, die der Tiergarten also für die Berliner und Berlinerinnen hatte, ahnen heute nur noch wenige etwas.
Zurück am Spielplatz herrscht trotz früher Stunde schon viel Gewusel. „Eiscreme“, ruft es vom Klettergerüst. Samuel weiß: Eis gibt es ein paar hundert Meter weiter im Teehaus, das zum Englischen Garten des Parks gehört. In dem idyllischen Café mit eigenem Rosengarten sitzt die Familie öfters und niemand beschwert sich hier über lärmende Kinder.
Aber auch das Café am Neuen See können sie empfehlen. Für alle Fälle ist stets ein kleines Picknick dabei: Obst, Gemüse und leckere Karamellwaffeln. „Es gibt im Tiergarten immer eine Ecke, wo niemand anderes ist“, das liebt Magda ganz besonders an dem weitläufigen Park. Auf der Wiese neben dem Teehaus jedenfalls ist die Familie fast ganz für sich. Anders ist es, wenn hier Veranstaltungen stattfinden. „Wir kommen manchmal auch ohne Kinder her“, sagt Chris, „zum Beispiel gibt es auf der kleinen Bühne Konzerte und Salsa-Abende.“
Nicht weit entfernt von hier treffen Tiergarten-Besucher und Besucherinnen auf ein Berliner Wahrzeichen, die „Schwangere Auster“. Das Haus der Kulturen der Welt gehört zu den größten Kulturinstitutionen der Hauptstadt. In Workshops und Projekten werden gesellschaftspolitische Fragen aufgeworfen und diskutiert. Im Bereich der Kulturellen Bildung bietet das Haus unter anderem Medienprojekte für Kinder und Jugendliche an. Von der großen Terrasse aus lässt sich prima auf die Spree und den Tiergarten blicken.
Auch andere wichtige und geschichtsträchtige Orte der Stadt liegen im Tiergarten, wie das Sowjetische Ehrenmal an der Straße des 17. Juni oder das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Natürlich sollte sich jede Tiergartenbesucherin und jeder Tiergartenbesucher auch mindestens einmal selbst vom eindrucksvollen Anblick der Siegessäule überzeugen. Schwindelfreie steigen sogar ganz hinauf und schauen zusammen mit der Goldelse, also der goldenen Skulptur von Siegesgöttin Viktoria, über die Stadt.
Um alles Sehenswerte auf einmal zu entdecken, ist der Tiergarten zu groß. Und hat man erst einmal sein Lieblingsfleckchen gefunden, kehrt man immer wieder dahin zurück. So wie Magda und Co.: Zurück zum Teehaus, denn hier gibt es auf jeden Fall viel Platz zum Toben, fernab von jedem Straßenverkehr.
Genügend Raum für die Zwillinge und Maura, um Riesenfederball zu spielen, während Baby Rosy sich munter über die Wiese kugelt. Alles wirkt ein bisschen verwunschen, an dem Teich vor dem Café, findet auch Magda: „Ich mag keine braven Parks! Alles ist hier so schön naturbelassen.“
Empfehlungen von Magda und Chris für den Tiergarten
Teehaus, Altonaer Str. 2, 10557 Berlin, das-teehaus.jimdo.com
Café am Neuen See, Lichtensteinallee 2, 10787 Berlin, cafeamneuensee.de
Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin, hkw.de
Siegessäule, Großer Stern, 10557 Berlin
Wissenswertes zum Tiergarten
Größe: 210 Hektar, 294 Fußballfelder
Lage: Rund um die Straße des 17. Juni, Anfahrt über S Bellevue, S Tiergarten, S/U Zoologischer Garten, S/U Potsdamer Platz
Geschichte: Ehemaliges königliches Jagdrevier, seit 1840 Landschaftspark nach englischem Vorbild, angelegt von Landschaftsgärtner Peter Joseph Lenné
Angebote: Sechs Spielplätze, Gastronomie, Rosengarten, See mit Bootsverleih, viele Statuen und Gedenkstätten