Muttersein leicht gemacht! Zusammen ist man weniger allein! Im Wunderhaus bietet Gründerin Shirley Erskine-Schreyer vor allem Müttern mit kleinen Kindern einen Ort der Gemeinschaft und Zeit für Selbstfürsorge.
„Wenn ich sehe, dass ein Kissen nicht richtig liegt, muss ich es sofort zurechtzupfen – das ist wohl schon eine Zwangsstörung von mir“, sagt Shirley Erskine-Schreyer lachend. Sie lässt den Blick über die helle Sitzecke im Wunderhaus schweifen, in der Kissenbezüge im Makramé-Stil und geflochtene Blumenampeln Boho-Flair verbreiten.
Durch die großen Fenster schaut an diesem Tag die Herbstsonne herein. Draußen fällt das erste Laub, während drinnen die Espressomaschine angestellt wird. Shirley erledigt noch ein paar Handgriffe, bevor die ersten großen und kleinen Gäste kommen. 2017 hat sie im Kollwitzkiez ihr Wunderhaus eröffnet.
Die zweifache Mutter Shirley weiß, wie wichtig es ist, sich in seiner eigenen Haut wohlzufühlen.
Vordergründig ist das Wunderhaus eine Art Familienclub. Neben Kaffee und Co. gibt es gutes Essen, Kurse und eine Kinderbetreuung. Aber dahinter steht noch viel mehr: Es geht um die wertvolle Möglichkeit, Teil einer Gemeinschaft zu werden. Denn hier können sich Eltern in einem geschützten Raum begegnen, egal ob im Café oder bei Kursen. Auch für Selbstfürsorge soll Zeit geschaffen werden. Denn die ist bei frischen Eltern oft rar gesät. Das Wunderhaus schafft Freiräume, von denen viele zuvor geträumt haben.
Als Gründerin und Unternehmerin verkauft Shirley ihr Wunderhaus selbstbewusst. Dabei wirkt sie wie eine Gastgeberin, der etwas daran liegt, dass sich alle hier wohlfühlen.
„Ich wollte eine Verlängerung des eigenen Zuhauses schaffen“, erklärt sie. Wer Shirley beobachtet, merkt, dass es ihr damit ernst ist. Auf Socken geht sie durch den großen Cafébereich, pflückt trockene Blätter aus den vielen Pflanzen und gießt draußen noch schnell die Blumen.
Eine neue Art von Kindercafé: Das Wunderhaus
„In den Kindercafés, die es damals gab, habe ich mich nicht wohlgefühlt. Am meisten hat mir eine nette Atmosphäre gefehlt“, erzählt sie von der Zeit, als sie selbst auf der Suche nach einem Platz war, an dem sie mit ihrer jüngeren Tochter Bella Zeit verbringen und sich gleichzeitig um sich selbst kümmern konnte.
„Orte für Mütter mit Kindern orientieren sich überwiegend an den Bedürfnissen der Kleinen. Es sind Spielflächen“, so Shirley. „Mit Glück gibt es dort auch Kaffee oder ein Stück Kuchen. Aber als Mutter kann man meist nicht mehr tun, als sich am Rand auf den Boden zu kauern und seinem Kind beim Spielen zuzuschauen.“
Das geht auch anders, wie das Wunderhaus beweist. Shirley will ein Angebot sowohl für Kinder als auch für Eltern schaffen. Deshalb gibt es hier sowohl Kinder- als auch reine Erwachsenenkurse. Einer aus der zweiten Kategorie ist Barre: ein Mix aus Ballett und Workout. Zehn Jahre lang lebte die gebürtige Kanadierin nämlich in New York. Dort zog sie ihre erste, inzwischen erwachsene Tochter Michaela auf. Und fand währenddessen viel Inspiration für das Kursangebot des Wunderhauses.
Barre sieht Shirley als einen der größten US-Trends, der in Deutschland erst noch ankommen muss. „Die Wenigsten verstehen das Prinzip, wenn ich davon erzähle. Aber alle finden es toll, sobald sie es ausprobiert haben.“ Lächelnd klopft sie auf ihre Sporttasche. An diesem Tag nimmt sie selbst am Kurs teil.
PEKiP, Pikler und Co. – Bewegungskurse für Babys und Kleinkinder
Kurse für Klein und Groß
Bella indes will bald bei den „Little Ninjas“, einem Kung-Fu-Angebot, einsteigen. „Als größten Vorteil für Kinder, die einen Kurs besuchen, sehe ich die Sozialisation“, so Shirley. „Viele Mamas erzählen, bei der Kita-Eingewöhnung habe das enorm geholfen.“
Die Kinderbetreuung für Kids zwischen vier Monaten und vier Jahren kann im Wunderhaus pro Tag und Kind für eine Dauer von 90 Minuten in Anspruch genommen werden. Toll ist, dass sie sich auf derselben Ebene befindet wie das Café und der Kursraum. So kann man durch eine große Scheibe den Kleinen winken, die sich dabei nicht alleingelassen fühlen. Eine super Möglichkeit für die Kinder, erste vorsichtige Erfahrungen in der Kinderbetreuung zu sammeln. Und unter Gleichaltrigen wird die Zeit schnell mal völlig vergessen.
Im Untergeschoss gibt es einen Spa-Bereich, in dem ohne schlechtes Gewissen Zeit sein soll für Selbstfürsorge – wie auch im Rest des Wunderhauses. „Alle sollten die Chance bekommen, ihre Batterien wieder aufzuladen, durchzuatmen“, so Shirley. „Aber der Fokus liegt darauf, Mütter glücklich zu machen. Ich will Frauen dabei unterstützen, sich an die Mutterschaft zu gewöhnen, sich als Mama und auch als Frau wohlzufühlen.“
Aus der eigenen Sehnsucht nach einem Wohlfühlort, an dem jemand auf ihre Tochter aufpassen und sie Zeit für sich haben konnte, entstand das Wunderhaus-Konzept.
Auch, wie einsam und hart eine Mutterschaft sein kann, hat Shirley selbst erfahren. Nicht umsonst prangt auf Englisch das berühmte Sprichwort „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“ in Leuchtschrift an der Wand.
Alle sollen die Chance bekommen, frische Energie zu schöpfen.
Als Bella kam, lebte Shirley erst seit Kurzem in Berlin. „Ich kannte kaum eine andere Mutter“, erzählt sie. „Im Wunderhaus finden Mamas einen Ort, um sich miteinander zu vernetzen und auszutauschen – darüber, wie sie ihre Kinder ins Bett bringen, aber auch, wie es ihnen in ihren Rollen als Frau, Partnerin oder beste Freundin geht.“
Ein Netz starker Frauen im Wunderhaus
Vor allem, um eine feste Community aufzubauen, gebe es im Wunderhaus ein Mitgliedskonzept. Die meisten Angebote können aber auch von Nicht-Mitgliedern genutzt werden. Als Haupteinnahmequelle war das Membership-Prinzip ohnehin nie gedacht, sagt Shirley. Ihr sei es vielmehr um den Aufbau eines vertrauten Umfeldes gegangen.
„Auf der Straße begegne ich jeden Tag mindestens einer Mama, die regelmäßig hierhin kommt.“ Sie selbst habe hier auch viele neue Freundinnen gefunden, erzählt Shirley. „Am Ende ist es doch das, was wir als Mütter brauchen: Frauen, die sich gegenseitig unterstützen.“
Belforter Str. 8, 10450 Berlin-Prenzlauer Berg, wunder-haus.com