Was haben Romane, Erzählungen, Essays, die Kunstakademie in Düsseldorf und ein FAZ-Blog gemeinsam? Alles das vereint Autorin Annika Reich in ihrem Leben. Für HIMBEER hat sie sich Zeit genommen und unsere 7 Fragen beantwortet.
Annika Reich wurde in München geboren, wohnt aber seit 20 Jahren in Berlin. Hier lebt sie mit ihrem Mann, ihrer zehnjährigen Tochter und ihrem neunjährigen Sohn. Das Studium der Philosophie und Ethnologie, von dem sie selber sagt, dass sie anfangs kaum etwas verstanden hat, führte sie in eine leicht versetzte Welt, der sie seither in ihrem Leben und in ihren Texten auf der Spur ist.
Sie sagt: „Seitdem ich denken kann, wollte ich schreiben. Schon als Kind dampfte ich mit großer Geste ins Kinderzimmer ab, um an „meinem Buch“ zu schreiben“. Heute geht sie dieser Leidenschaft in vielen Formen nach. Sie schreibt Romane, Erzählungen und Essays, die scheinbar unendliche Vielfalt ihrer Veröffentlichungen erfährt man auf ihrer Homepage.
Sie ist Dozentin an der Kunstakademie in Düsseldorf und Mitarbeiterin der Malerin Katharina Grosse und seit kurzem auch Bloggerin. In ihrem Text „Romane schreibt man nicht in Teilzeit“ erzählt sie beispielsweise von ihrer ersten hochschwangeren Lesung, vom Zusammenhang zwischen Schlafentzug und Pilgerreise, vom halbseidenen Wippen und ihrem wackeligen Selbstverständnis als schreibende Mutter.
Seit Herbst 2013 existiert 10vor8, der Blog der FAZ, den sie zusammen mit anderen Schriftstellerinnen, Verlegerinnen, Wissenschaftlerinnen, Journalistinnen, Künstlerinnen, Unternehmerinnen, Musikerinnen und Gastautorinnen aus allen Ecken der Gesellschaft gegründet hat. Jeden Montag, Mittwoch und Freitag wird um 7.50 Uhr über die Welt von heute, aktuelle politische Ereignisse und alte Ärgernisse geschrieben. Persönlich und kritisch.
Warum schmerzende Füße, schlechter Pop und scheußliche Pommes Frites total glücklich machen erzählt sie uns ganz persönlich im Interview.
1. Was hast du dir ganz anders vorgestellt, bevor du Kinder hattest?
Wie viel Schlaf ich tatsächlich brauche. Wie lange es gedauert hat, bis ich als Mutter ein Selbstbewusstsein entwickelt habe. Wie langweilig es auf Spielplätzen ist. Und dass ich jeden Tag vollkommen unverstellte Glücksmomente mit den Kindern habe. Ich hatte, ehrlich gesagt, gar keine Vorstellung davon, wie das mit Kindern wird.
Meine Mutter tat immer so, als wäre alles ein Spaziergang und vielleicht war es für sie auch einer, aber ich ahnte, dass es für mich keiner werden würde. In meinem Freundeskreis war ich eine der ersten, und das, was ich bei den anderen Eltern gesehen hatte, konnte ich mir für mich überhaupt nicht vorstellen. Nach den Besuchen bei jungen Eltern war ich immer sehr froh, ohne Kind nach Hause aufbrechen zu können. Aber zum Glück ist der Blick auf die eigenen Kinder ja so ganz und gar anders als der auf die anderer Eltern – fast immer jedenfalls.
2. Wir würdest du deinen Erziehungsstil beschreiben?
Aus meiner Perspektive würde ich sagen, dass ich meine erzieherischen Untiefen, von denen es einige gibt, mit Humor umschiffe. Ich finde mich eher streng. Ich lasse meine Kinder viele Kleinigkeiten nicht entscheiden, weil mir das zu anstrengend ist und ich das auch nicht notwendig finde. Ob sie lieber Himbeer- oder Erdbeerjoghurt hätten, solche Dinge… Aber ich frage sie sehr wohl, was wir gemeinsam ändern sollen. Und ich höre ihnen zu. Vieles ist auch verhandelbar, nur nicht das Insbettgehen, denn abends reicht’s mir, da brauche ich Zeit für mich. Aus der Perspektive meines Mannes bin ich viel zu wenig streng, und aus der Perspektive meiner Mutter das Gegenteil.
3. Was tust du am liebsten, wenn du mal ohne Kinder bist?
Aus dem Takt kommen. Ausgehen. Ausschlafen.
4. Was finden deine Kinder richtig blöd an dir?
Meine Musik und dass ich manchmal dazu tanze. Dass ich sie vor der Schule küsse. Dass ich ungeduldig bin und manchmal „stresse“. Dass ich immer von ihrem Essen probiere. Und noch etwas ganz Bestimmtes, das aber mein Geheimnis bleibt.
5. Was ist das Schönste am Leben mit Kindern?
Schmusen.
6. Was ist euer liebstes Familien-Rezept?
Mein Sohn hat eine Torte erfunden, die es seither zu jedem Geburtstag geben muss. Sie besteht aus drei Schichten Marmorkuchen. Zwischen den Schichten lagern Himbeersahne (Himbeeren, Schlagsahne, Zucker) und Blaubeersahne (Blaubeeren, Sahne, Zucker). Oben drauf muss viel Schokoguss und Gummibärchen. Den Marmorkuchen backe ich nach dem Rezept meiner Großmutter, von der ich mal in einem Text behauptet habe, sie sähe aus wie Tilda Swinton:
250 g Zucker, 250 g Butter, 3 Eier, 2 Vanillezucker verrühren, 500 g Mehl und 1 Packung Backpulver dazu, dann 3/8 l Milch. 2/3 des Teigs in eine Form füllen, 1/3 mit 2 Esslöffel Schokoladenpulver verrühren und in die Form. Mit der Gabel Spiralen in den Teig ziehen.
7. Was sind eure Lieblingsempfehlungen für Unternehmungen?
Momentan gehen wir gerne Schlittschuhlaufen. Im Stadion läuft schlechter Pop, halbstarke Jungs bremsen Mädchen in viel zu engen Hosen aus, ein paar ältere Herren drehen Pirouetten, die vom Schwung der alten Zeiten zeugen, meine Füße tun weh, zwischendurch essen wir scheußliche Pommes Frites, und alle sind glücklich.