Zwei Dinge liegen Chris Benedict besonders am Herzen: Kinder und Kultur. Deshalb hat die zweifache Mutter vor vier Jahren den KinderKulturMonat ins Lebens gerufen und somit Berlin um ein weiteres tolles Projekt für Familien bereichert. Wir haben der gebürtigen Berlinerin unsere 7 Fragen gestellt.
Chris Benedict hat nicht nur deutsche, sondern auch russische Wurzeln und somit schon zwei verschiedene Kulturen in die Wiege gelegt bekommen. Ihr Interesse an Kulturellem hat sie in ihrem Studium der Kulturwissenschaften manifestiert. Seit 2008 ist sie Stadtführerin zu geschichtlichen Themen bei der WandelReisen oHG, und im gleichen Jahr gründete sie auch den Kunstverein WerkStadt in Neukölln mit (Ateliers, Ausstellungen, Kulturveranstaltungen, künstlerische Projekte), in dem sie zunächst im Vorstand tätig war, dann in die Geschäftsführung übernahm. 2011 hat Chris Benedict den KinderKulturMonat als WerkStadt-Projekt initiiert und die Durchführung für 2012 organisiert, jetzt ist sie Projektleiterin des KinderKulturMonats im fünften Jahr.
Der KinderKulturMonat ist ein Projekt, dessen Idee aus den Niederlanden stammt und seit 2012 auch in Berlin jeden Oktober stattfindet. Bei dieser Kulturkampagne erhalten Kinder von 4 bis 12 Jahren einen Monat lang freien Zugang zu Kunst und Kultur. Kinder und ihre (Groß-)Eltern werden dazu ermuntert, die vielen Kulturorte ihrer Stadt zu besuchen und für sich zu entdecken. Die beteiligten Museen, Theater, Opernhäuser, Ateliers usw. bieten ihnen im Oktober ein kostenloses und kindgerechtes Programm aus speziellen Workshops, Führungen, Ausstellungen und Aufführungen an. Ergänzt wird dieses Angebot durch die KinderKultur-Parcours, die speziell für Schulklassen und als offenes Ferienprogramm stattfinden.
Die Schüler werden dabei von KinderKultur-Reiseführern an mehrere Kulturorte geführt und erfahren in einem Bildungskanon mehr über die verschiedenen Bereiche von Kunst und Kultur. Im Anschluss an die Besuche werden die Kinder in Workshops selbst tätig und verarbeiten das Erlebte künstlerisch. Zum Abschluss der Parcours wird eine Ausstellung organisiert, bei der die kleinen Künstler ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit präsentieren und ein KinderKultur-Diplom verliehen bekommen.
Und das ist noch nicht alles: Chris Benedict steht außerdem dem Netzwerk freier Berliner Projekträume und -initiativen vor und arbeitet in der Koalition der freien Szene mit, die sich für die Künstler Berlins einsetzt. Fast nebenbei, könnte man sagen, zieht sie ihre zwei Töchter groß und ihr drittes Kind wird im November 2016 zur Welt kommen. Wir haben großen Respekt vor diesem Engagement und freuen uns daher umso mehr, Chris Benedict in unserer Porträtreihe dabei zu haben.
Was hast du dir ganz anders vorgestellt, bevor du Kinder hattest?
Ich hätte nicht gedacht, dass Kinder noch weit über das Kleinkind-Alter hinaus so sehr die elterliche Nähe genießen. Das gefällt mir sehr gut, der Drang nach Selbstständigkeit und Abkapselung scheint doch etwas später einzusetzen. Auch habe ich erwartet, dass es häufiger zu Rangeleien unter Geschwisterkindern käme, aber auch da gefällt ihnen die Harmonie viel besser. Das heißt insgesamt – es ist leichter, als ich es mir vorgestellt habe.
Wie würdest du deinen Erziehungsstil beschreiben?
Ich denke, in der heutigen Zeit gelte ich wohl eher als autoritär. Mir sind strikte Regeln wichtig, aber natürlich müssen sie den Kindern verständlich erklärt und nicht nur gesetzt werden. Erstaunlich, wie viel Einsicht so ein kleines Wesen an den Tag legen kann. Gleichzeitig bemühe ich mich, ihnen möglichst viel Freiraum und Entscheidungsgewalt zu lassen, also mit den Neins und Regeln gut zu haushalten. Aber wenn es dann kommt, dann heißt Nein auch Nein.
Was tust du am liebsten, wenn du mal ohne Kinder bist?
Abends Freunde treffen, entspannt etwas Ausgefallenes essen gehen und vor allem (im Gegensatz zum Alltagskontext) mal nicht über Kinder reden.
Was finden deine Kinder richtig blöd an dir?
Dass sie nicht auf mir herumklettern können wie auf einem Klettergerüst, am liebsten platzieren sie sich (wie Katzen) irgendwie erhöht AUF etwas oder jemandem. Aber das gefällt mir nicht und dieses Nein finden sie blöd.
Was ist das Schönste am Leben mit Kindern?
In allem steckt so viel Gefühl, jedes Wort ist wichtig. Man begreift das Leben durch das Beobachten der Kinder ganz anders, alles wird hinterfragt, man bekommt den Spiegel vors Gesicht gehalten, die Dinge werden ins (rechte) Licht gerückt. Aber Moment – das Schönste ist doch das allumfassende Gefühl des Nichtalleinseins – man ist Familie, man ist gemeinsam und da wird einem täglich aufs Neue bedingungslose Liebe entgegen geschmettert.
Was ist euer liebstes Familien-Rezept?
Je simpler, desto besser. Meine älteste Tochter liebt Linsensuppe, aber bloß nicht experimentell – Linsen, Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln und Salz – sonst nix. Und neuerdings viel Salat, am liebsten nur mit Salatblättern, Gurke und Champignons.
Was sind eure Lieblingsempfehlungen für Unternehmungen?
Momentan sind das wohl der Tierpark, das Freibad, der Britzer Garten und ähnliches. Und demnächst sind das die Angebote des KinderKulturMonat – alles ausprobieren, neue Orte entdecken und manchmal auch andere Familien kennenlernen.