Die Stadt am Tejo eignet sich prima für einen Städtetrip mit Kindern, man sollte aber schon ein paar Tage einplanen, so viel gibt es dort zu entdecken und erleben. Im Idealfall verbindet man den Lissabonaufenthalt mit anschließendem Sport- und Strandurlaub.
Die portugiesische Hauptstadt stand schon lange hoch oben auf meiner Reisewunschliste und übertrifft all meine Erwartungen. So schön, so vielseitig, so weltoffen hätte ich es mir gar nicht vorstellen können.
Lissabon – Die Stadt am Tejo vereint viele Sehnsüchte
Fünf Tage lang stromere ich Ende August alleine durch alle Winkel der Stadt und genieße es, unabhängig zu sein, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer abbiegen oder verweilen zu können, wonach mir gerade der Sinn steht. Nicht reden zu müssen, niemand fordert meine Aufmerksamkeit ein – Erholung pur!
Und doch hätte ich meine Kinder gerne dabei gehabt, an jeder Straßenecke entdecke ich etwas, das vor allem meinem Jüngsten gefallen würde – und so ist schon klar, dass unsere nächste Familienreise in diese Stadt führen wird, die so irre viel für Kinder zu bieten hat. Es ist aber von Vorteil, wenn die Kids gut zu Fuß sind, nicht umsonst wird Lissabon auch die Stadt der sieben Hügel genannt.
Kinderwagentauglich ist sie jedenfalls nur bedingt, für Kleinere empfiehlt sich daher eine Tragehilfe. Und Tipp für alle: unbedingt auf nichtrutschige Sohlen achten, die Pflaster der streckenweise steilen Straßen können tückisch glatt sein.
Familienhotel in Lissabon
Eine fantastische Unterkunft für Familien, besonders jene mit kleinen Kindern, ist das Martinhal Chiado, in dem ich bei meinem zweiten Lissabonbesuch unterkommen darf. Stilvoll bis ins letzte durchdachte Detail, in einer guten Mischung aus alt und neu in einem historischen Stadthaus eingerichtet, punktet das Apartment-Hotel mit seiner super Lage, perfekt für Familien ausgestatteten Räumen und liebevoller Kinderbetreuung im Haus.
Super ist auch, dass man einiges an Gepäck bei der Anreise sparen kann, dank des Family Concierge Services, der einen auf Anfrage mit allem von Babybadewanne bis Flaschensterilisator versorgt, was man für die Kleinen benötigt. Im schön gestalteten Kinderclub werden Babys ab sechs Monaten und Kinder bis neun Jahren betreut, sodass Eltern die Stadt auch mal ohne den Nachwuchs für sich entdecken können.
Der Pyjama Club für Kinder ab drei Jahren sorgt dafür, dass dies auch am Abend möglich ist und die Erwachsenen eines der vielen fußläufig zu erreichenden grandiosen Restaurants besuchen können, ohne auf eine kindgerechte Speisekarte achten zu müssen. Die findet sich dafür im Martinhal Chiado, wo sich ebenfalls köstlich speisen lässt, wenn man nicht selbst in den bestens ausgestatteten Küchen der Familienapartments kochen möchte.
Was mich aber mit am meisten begeistert, sind die extrabreiten und irre gemütlichen Familienbetten, die ein Markenzeichen der Martinhal Hotels in Portugal sind und erkennen lassen, welche Philosophie das Gründerpaar Chitra und Roman Stern, selbst Vierfacheltern, mit ihren Familienhotels verfolgen: Die Kinder werden immer und überall mitgedacht. Wer kennt es nicht, dass sich nachts das eine oder andere Kind ins elterliche Bett gesellt? Kein Problem, hier findet notfalls die ganze Familie Platz.
Gut ausgeschlafen lässt sich die Stadt gleich viel besser erkunden, warten dort doch viele spannende, tagesfüllende Aktivitäten für Kinder. Fast überall kann man vorab online Tickets erwerben, was sich in jedem Fall lohnt und Wartezeiten spart. Auch die Lisboa Card kann eine sinnvolle Anschaffung sein, wenn man viel unternehmen und sehen möchte, die Karte gewährt einem unbegrenzten Zugang zu den Verkehrsmitteln und etlichen Attraktionen der Stadt.
Natürlich muss man eine Fahrt mit einer der berühmten Elétricos unternehmen, es ist schon spektakulär, wie sie sich quietschend durch die engsten Gassen emporschlängeln. So berühmt wie sie sind, so knallvoll sind sie aber auch. Eng zusammengepfercht, ohne Sitzplatz zu sein, mindert das Fahrvergnügen mit Kindern doch deutlich.
Sollte euer Nachwuchs also zu den Frühaufsteher:innen zählen, nutzt dies, um gleich morgens eine Tramtour zu unternehmen. Ansonsten empfiehlt es sich, sich zu einer der Starthaltestellen zu begeben, entlang der Strecke ist es oft unmöglich zuzusteigen, die Bahn lässt einen dann einfach stehen.
Top-Aktivitäten mit Kindern in Lissabon
Burgfeeling und einen grandiosen Blick über die Stadt bietet das in seinen Ursprüngen mehr als 1.000 Jahre alte Castelo de São Jorge, wo sich prima länger verweilen lässt, nicht zuletzt dank des Crêpes-Stands im Burghof.
Die beeindruckende Festungsanlage erstreckt sich auf ca. 6.000 Quadratkilometern, dabei spenden die Gartenanlagen Schatten, während Ausstellungen und Führungen die Geschichte der Burg und Lissabons vermitteln.
Allerdings – dies gilt für die meisten Aktivitäten – gibt es keine Erläuterungen auf Deutsch. Wenn man eine deutschsprachige Führung zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt buchen möchte, empfiehlt sich ein Portal wie GetYourGuide. Dort findet ihr auch Bootstouren über den Tejo, die ebenfalls ein großartiges Erlebnis sind, besonders zum Sonnenuntergang.
Ihr könnt aber auch eines der Hop on Hop Off-Boote nutzen, um einen Ausflug zum Stadtteil Belém zu unternehmen, wo der Aussichtsturm Torre de Belém, das Museu Arte Arquitetura Tecnologia, vor allem aber das imposante Mosteiro dos Jerónimos besichtigt werden kann.
Das aus dem 16. Jahrhundert stammende riesige Bauwerk mit seiner reich verzierten Fassade zählt zum Weltkulturerbe und beherbergt neben dem Nationalmuseum für Archäologie auch das Marinemuseum.
Unbedingt vorher Tickets sichern, die Schlange vorm Eingang liegt in der prallen Sonne. Schatten findet man hingegen in der Parkanlage vor dem Kloster und natürlich ist ein Abstecher zur nebenan liegenden Pastelaria de Belém ein Muss.
Portugiesische Köstlichkeit
Das Rezept, auf dem die heutigen Pastéis de Nata basieren, entstand im 19. Jahrhundert im Hieronymitenkloster. Seit 1837 gehen die Törtchen über denselben Tresen, an dem heute noch Schlange gestanden wird. Manchmal ist man schneller, wenn man ins dazugehörige Café einkehrt und zu den Getränken Pastéis zum Mitnehmen ordert.
Apropos Einkehren: Das Architekturmuseum ist eher was für Interessierte (dann aber hochinteressant mit seinem interdisziplinären Ansatz). Was sich aber auf alle Fälle lohnt, ist das dortige stylishe MAAT Café & Kitchen mit einer herrlichen Aussicht auf Tejo und die Ponte 25 de Abril. Direkt am Fuße des Wahrzeichens liegt die LX Factory.
Auf dem ehemaligen Fabrikgelände haben sich viele kreative Köpfe, Bars, Restaurants und kleine individuelle Shops angesiedelt, besonders hervorzuheben ist darunter einer der schönsten Buchläden: Le Dervagar.
Auch wenn man dort vor allem portugiesische und nur ein paar englischsprachige Bücher findet, unbedingt sehenswert! Wie die Street Art, die auf dem ganzen Gelände die Wände ziert. Sonntags findet immer der LX Market statt, ein echt cooler Flohmarkt.
Fantastischer Ausblick von der Cristo Rei-Statue
Auf der anderen Seite der Brücke liegt ein weiteres Wahrzeichen der Stadt, das man erklimmen kann: Von der Cristo Rei-Statue in Almada hat man einen spektakulären Ausblick auf die Stadt und bis zum Atlantik.
Wenn man ohne Auto unterwegs ist, nimmt man ein Boot von Cais do Sodre nach Cacilha, von dort bringt einen Bus oder Tram zur Statue. Lohnt sich auch, wenn man Höhenangst hat und es nicht bis ganz oben schafft, schon die Aussicht vom Fuße der Statue ist beeindruckend.
Eine wahre Oase in der Stadt ist der Jardim Zoológico mit seinen Tieren aus aller Welt, Picknickplätzen, Spielplatz und der Seilbahn, von der aus man die Tiere von oben betrachten kann.
Wissen und Wasser im Parque das Nações
Apropos Seilbahn – entlang des Tejo-Ufers bringt einen eine Fahrt mit der Telecabina Lisboa in den Parque das Nações, wo im und am zweitgrößten Aquarium der Welt Wasserspaß, spannende Wasserwesen und Wissensvermittlung auf euch warten.
Das Oceanário de Lisboa liegt im zur Weltausstellung 1998 sanierten Hafengebiet, wo schon allein die futuristische Architektur der zur Expo unter dem Motto „Ozeane der Welt“ entstandenen Gebäude sehenswert ist.
Man kann hier gut und gerne mehr als einen Tag verbringen: Jede Menge Restaurants, die Gartenanlage Garcia de Orta mit Street Art, großen Spiel-Musikinstrumenten und Wasserspielen (Handtücher und Wechselwäsche einzupacken, ist keine schlechte Idee) machen die Gegend zu einem echt kinderfreundlichen Ort.
Nicht zuletzt lockt hier schließlich auch das interaktive Kinderwissenschaftsmuseum Pavilhão do Conhecimento. Die Tickets sind den ganzen Tag gültig, so kann man zwischendurch draußen essen, spielen, die Aussicht auf Tejo und Ponte Vasco da Gama genießen und dann den Museumsbesuch fortsetzen.
Angenehm ist die leichte Brise, die die ganze Zeit vom Fluss her weht, der generell viel zu der entspannten Atmosphäre in der Stadt beiträgt. Am Abend lässt sich herrlich am Ufer sitzen, Pizza oder Wrap auf die Hand, frisch gepresste Säfte oder den einen oder anderen Drink von den Ständen und Cafés genießen. Toll ist auch eine Fahrradtour entlang des Tejo, der Radverleih bikeiberia am Largo do Corpo Santo, wo der Uferweg startet, verleiht auch Kinderanhänger.