Nina hat in den vergangenen sechs Wochen nicht nur das HIMBEER-Backoffice von zu Hause aus geschmissen und ihre achtjährige Tochter beschult, sondern steckt auch noch mitten in Umzugsvorbereitungen. Warum der Tag gar nicht genug Stunden hat und wie man es trotzdem schafft, heile durch diese Ausnahmesituation zu kommen ...
Nach Anjas Bericht aus der ersten Woche, Antjes Erfahrungen in Woche zwei, Doros Beobachtungen aus drei Wochen Homeoffice mit Kindern, Miris Rückblick auf die erste Osterferienwoche und Jennys Gedanken in Woche fünf berichtet nun Nina aus ihren sechs Wochen Corona-Ausnahmezeit.
Was alles geht und was nicht
Nina, eine Tochter (8 Jahre alt), getrennt lebend, beide Elternteile im Homeoffice
Wie waren die sechs Wochen im Homeoffice bislang für dich und deine Tochter?
Nach mittlerweile sechs Wochen Homeoffice und Homeschooling wechselt das Gefühl täglich zwischen „Wir schaffen das!“ und „Es muss sich sofort ändern, wir können nicht mehr.“
Emely war von Anfang an sehr strukturiert und hatte sich schon in Woche eins einen Stundenplan gebaut und dafür gekämpft, dass er eingehalten wird. Mittlerweile ist sie ein Profi in der Selbstorganisation. Ich kann nur staunen, wie schnell ihre Medienkompetenz in diesen Wochen wächst und sie mir die Unterschiede der einzelnen Videochat-Anbieter ganz selbstverständlich erklärt. Der Klavierunterricht findet nun auch per Videoschaltung statt.
Toll, dass das möglich ist und für Kinder in diesem Alter eine kurzfristige Alternative und Abwechselung zum Schultag zu Hause ist. Es klappt also alles ziemlich gut, besser als ich gedacht hätte. Das darf jedoch nicht darüber hinweg täuschen, das die Freunde und die Familie fehlen!
Für ein Einzelkind ist dies sicherlich noch einmal schwerwiegender als für Geschwisterkinder. Ein Video-Chat mit Freunden kann nur ein ein kleiner Ersatz für fehlende gelebte Freundschaft sein. Auch wenn die UNO-Runden großes Kino sind. Wir haben sogar Scotland Yard per Live Chat mit den Großeltern, Onkel und Neffen gespielt und Mister X gefunden!
Anders als in intakten Familien müssen sich Getrenntlebende oder Patchwork-Familien sicherlich mehr Gedanken machen, wie sie den Kreis derjenigen, mit denen man Kontakt hat, so überschaubar wie möglich halten. Da sind neben den neuen Partnern ja meist auch noch die Expartner der neuen Partner mit möglicherweise mehreren Kindern mit von der Partie. So wird der Kreis der Menschen, mit denen man in Berührung ist, schnell größer als man es eigentlich möchte. Da Emelys Papa glücklicherweise auch im Homeoffice arbeiten kann, haben wir schnell entschieden, dass Emely im Wochenrythmus zwischen uns wechselt und stärken uns so gegenseitig den Rücken. In nicht Corona-Zeiten haben wir die normalerweise eine 70/30 Regelung.
Ich war in der ersten Woche super motiviert und dachte, dass ich alles flexibel unter einen Hut bekommen werde, und wir neben allem noch tolle Projekte machen werden, denn „so eine Zeit, kann ja was ganz Besonderes sein“.
So war die BVB-Kochschürze schnell als Projekt ausgesucht und dank Frau Tulpe auch innerhalb kurzer Zeit umzusetzen. Von der Materialberechnung, Farbauswahl (sehr einfach als BVB Fan) über das Erstellen des Schnittmusters bis zur fertigen Schürze haben wir die Fächer „Handwerk+Technik“, Mathematik und Kunst abgedeckt.
Die Realität sah jedoch meist anders aus: Ein Tag hat gefühlt 24 Stunden zu wenig, wenn man im Homeoffice arbeitet, das Kind bei den Schulaufgaben begleitet und ab und zu noch rechtzeitig halbwegs gesundes Essen auf den Tisch stellen soll. Und wenn der Wäscheberg nicht über einen Meter hoch hinauswachsen soll und man nebenbei wie ich einen Umzug vorbereitet.
Es braucht also auch für mich einen groben Tagesplan, ohne den ich heillos untergehen würde. Ein ganz wichtiger Baustein für mich ist dabei mein Morgenritual mit einer kurzen Meditation und Taiji-Qigong Übungen. Schneller als gedacht bin ich von meinen hohen Ansprüchen abgerückt und wir essen auch zum Frühstück Ostereier, die Medienzeiten sind um ein Vielfaches nach oben geschraubt worden und das Umzugschaos blenden wir einfach aus.
Ärgernis der Woche
Nach den ersten Lockerungen durch die Bundesländer traue ich meinen Augen nicht: Warum sind wieder so viele Menschengruppen unterwegs? Das macht mich wütend.
Highlights in sechs Wochen Homeoffice, Homeschooling, Kontaktbeschränkungen …
Fahrradtouren zu den leckersten Eisdielen Berlins.
Emely spielt Ludovico Einaudi auf dem Klavier.
Der Bettenladen hat wieder geöffnet und ich kann tatsächlich das neue Bett vorher ausprobieren und muss es nicht auf blauen Dunst online bestellen.
Spazieren gehen im Tegeler Forst.
Zweite Runde Ostereier verstecken spielen nach vorheriger Auflistung der Menge, Farbe und Marke der Eier.
Kaiser Natron als neues Allzweckmittel entdecken: Gesichtsmasken oder Körperpeelings mit Natron sind der Knaller!
Erkenntnisse und Vorsätze für Woche sieben
Mehr Ausflüge in den Wald machen und die Umzugskisten stehen lassen.
Entscheidung für Wandfarbe in der neuen Wohnung treffen.