Mit dem Elternwerden verändert sich der Blick und der Fokus verschiebt sich. So auch bei Liz und Carmen, denen die Transparenz fehlte, wenn es um die Ernährung für ihre Babys ging. Gemeinsam mit Tobi gründeten sie das Unternehmen Löwenzahn Organics, das Bio-Babynahrung herstellt. Wie es dazu kam und was das Gründen für die Mütter noch bedeutet, lest ihr in unserem Gründerinnen-Porträt.
Mehr Transparenz und Kontrolle darüber, was wir eigentlich essen: In Zeiten, in denen Nahrungsmittel um den ganzen Globus reisen, ein berechtigter Wunsch. Liz Sauer Williamson ist Australierin und gründete vor vier Jahren mit ihrem Mann eine Familie in Berlin. „Wenn du ein Baby hast, ändert sich dein ganzes Leben, man kümmert sich mehr, man fühlt mehr“, erinnert sich die inzwischen zweifache Mama von Kindern im Alter von 4 und 1. In ihr wuchs der Wunsch nach mehr Kontrolle und Informationen darüber, was im Essen für die Babys enthalten ist.
Mit Carmen Lazos-Wilmking traf sie auf jemanden, der ähnliche Erfahrungen gemacht hatte. Auch sie gründete in Berlin eine Familie, hat zwei Kinder (7 und 4), das dritte ist unterwegs. Die gebürtige Mexikanerin lernte ihren Mann in den USA kennen, gemeinsam entschieden sie sich, nach Deutschland zu gehen. „Mutter sein in einem fremden Land – das war für mich eine große Herausforderung“, sagt sie.
Zusammen mit dem Vater Tobi Thamm im Bunde wurden sie zum Gründungsteam von Löwenzahn Organics, das Babynahrung unter drei Prämissen herstellt: Demeter-Qualität, Rückverfolgbarkeit und Nachhaltigkeit, was Tiere und Böden angeht. Zu der weiter wachsenden Produktpalette gehören inzwischen Babymilch und Babybreis, die sich aus unterschiedlichen Getreidesorten zusammensetzen und die mit Früchten und Gemüse nach dem Kochen verfeinert werden können. „Die Idee ist, alles auf die Basis zurückzubringen“, sagt Carmen, „Getreide sollte so früh wie möglich in das Essen von Kindern integriert werden.“ Um den Eltern einen größtmöglichen Einblick in das Produkt zu geben, hat jedes von ihnen einen sogenannten Transparency Code. Damit kann genau zurückverfolgt werden, wo das Getreide gewachsen ist und wo die Milchkühe weiden. So weiß man schnell, das Getreide kommt aus Dänemark, die Milch aus Österreich – an beiden Orten arbeiten die Gründer eng mit den Produzenten zusammen.
„Löwenzahn Organics ist auch unsere Weise, das Elternwerden zu interpretieren. Wir dachten uns: Warum nicht die Welt auf unsere neue Situation anpassen“, sagt Carmen, die Business studiert hat. Während ihrer Arbeit in einem überwiegend maskulinen Umfeld, fragte sie sich schon lange, wie man eine Veränderung im Leben von Frauen schaffen kann, sodass das was sie tun, Teil ihrer Familie wird. „Wir wollten eine Firma gründen, die Frauen ermutigt und stärkt!“ Auch für Liz ist es sowohl das Inhaltliche, also auch das Organisatorische, was sie davon überzeugte, sich mit ihrer Idee selbstständig zu machen: „Es ist eine extreme Veränderung, wenn man ein Kind bekommt. Denn man hat vorher für seinen Beruf gelebt und dann ist man Vollzeit-Mutter“, sagt die Marketingfachfrau. „Wir wollten das koppeln!“.
Liz und Carmen sind sich einig, dass sie sich als Mum fühlen und auch eine sein wollen, es aber gleichzeitig noch andere Dinge zu erledigen gibt. Löwenzahn Organics sei für sie diese perfekte Fusion. Inzwischen besteht die kleine Berliner Firma an der Schönhauser Allee schon aus sechs Leuten. Gründen würden Liz und Carmen jederzeit wieder. „Es gibt Tage, an denen man sich entweder als schlechte Geschäftsfrau oder als schlechte Mum fühlt. Manchmal fühlt man sich aber auch gut in beidem!“