Gonca Guecsav-Adomeit fertigt Puppen mit Herz und Seele. Um andere an ihrem Geschick teilhaben zu lassen, verkauft sie die liebenswerten Unikate auf ihrer Webseite und gibt Puppenkurse, sodass jeder selbst seinen eigenen kleinen Liebling gestalten kann. In unseren 7 Fragen erzählt uns die kreative Zweifach-Mama, wie sie Puppenhandwerk und Familienalltag verbindet.
Gonca Guecsav-Adomeit wohnt seit Anfang der 2000er-Jahre in Berlin, hat Philosophie und Kunst studiert und danach ihre Doktorarbeit in Kunstgeschichte geschrieben. Während und nach der Studienzeit arbeitete sie im künstlerischen Bereich: als Leiterin von TANAS, einem Kunstraum für zeitgenössische Kunst, unter der künstlerischen Leitung von Rene Block, als freischaffende Malerin und als studentische Mitarbeiterin bei Künstler:innen wie z.B. Olafur Eliasson.
Bevor Gonca Kinder bekam, war jeder einzelne Moment ihres Lebens minutiös geplant, da sie oft an mehreren Projekten gleichzeitig arbeitete. Als negativ empfand sie das jedoch nie, da ihr die Arbeit immer Spaß machte und ihre Kollegen auch ihre Freunde waren. Es gab für sie quasi keine, wenn überhaupt, eine sehr diffuse Grenze zwischen Privat- und Berufsleben.
Nachdem Gonca ihr erstes Kind bekam, verspürte sie erstmals das Bedürfnis, das Private und Berufliche zu trennen. Hinzu kamen gesundheitliche Probleme, wegen derer sie mehrere Monate im Bett verbringen musste. In dieser Zeit entdeckte Gonca die Puppen, welche ihr viel Kraft gaben, diese schwierige Phase in ihrem Leben zu überwinden.
Ihre ersten drei Puppen wurden auch in dieser Zeit verkauft. Alle gingen zufälligerweise ins sonnige Kalifornien. Der begleitende Austausch mit den Käufer:innen über das Internet war für sie toll. Gonca lag im Bett, machte Puppen und verkaufte weltweit. Nur ihr Mann musste die Pakete zur Post bringen. Als es ihr besser ging, machte sie dann mit den Puppen weiter. Jetzt fertigt Gonca Puppen für Kinder und Sammler, und gibt Puppenkurse. Momentan arbeitet sie neben alledem auch an einem Buch über Puppenmacherei.
Für uns hat sich die Zweifach-Mama – ihre Tochter ist sechs, ihr Sohn drei Jahre alt – etwas Zeit genommen und unsere sieben Fragen beantwortet. Sie erzählt, was das Tolle an Langeweilig ist und warum bei ihnen statt Weihnachten Currywurstmas gefeiert wird. loulabee.com
Was hast du dir ganz anders vorgestellt, bevor du Kinder hattest?
Alles! Ich habe zum Beispiel nie daran gedacht, hauptberuflich Puppenmacherin zu werden. Kinder öffnen mir tagtäglich die Augen für Sachen und Möglichkeiten, die ich nie gesehen oder an die ich nie gedacht hätte.
Wie würdest du deinen Erziehungsstil beschreiben?
Ich kann nicht von einem generellen Stil reden. Es gibt unterschiedliche Schwerpunkte in unterschiedlichen Zeiten. Aktuell ist es für mich sehr wichtig, dass meine Kinder sich langweilen können/dürfen/müssen. Ich finde es sehr wichtig, in unserer reizüberfluteten Gesellschaft Langeweile zu spüren. Kinder müssen mit der “langen Weile” umgehen lernen, sie müssen wissen, dass diese nicht etwas ist, was man vertreiben muss.
Um kreativ zu sein und denken zu können, muss man Zeit und Ruhe haben. Daher plane ich bewusst immer wieder Zeiten in unser Programm ein, in denen die Kinder nicht von außen beschäftigt werden, und sich einfach in Ruhe “langweilen” können. Wir enden dann meist in Situationen, in denen meine Tochter bastelt, mein Sohn ein Puzzle macht und ich Haare für eine neue Puppe häkele, und das alles am gleichen Tisch. Das tut gut.
Was tust du am liebsten, wenn du mal ohne Kinder bist?
Mich langweilen (Haha!) Nein, nein … Ich mache Puppen. Also ich bin nie ganz ohne Kinder, wie man sieht. Meine Kinder und unsere alltäglichen Erlebnissen sind die Muse für meine Puppen. Alle haben ihre eigene Persönlichkeit und die meisten von ihnen auch ihre eigene Geschichte. Diese Geschichten schreibe und veröffentliche ich auf meinem Blog. Sie haben ihre Wurzeln in unserem Alltag.
Was finden deine Kinder richtig blöd an dir?
Sie finden es ganz blöd, dass ich meine Puppen verkaufe. Jedes Mal wenn eine Puppe fertig ist, will entweder meine Tochter oder mein Sohn sie haben. Beide finden es immer blöd von mir zu hören: „Nein, nicht anfassen!”
Was ist das Schönste am Leben mit Kinder?
Zu sehen, dass das Leben voller kleiner Wunder ist, die man als Erwachsene leider nicht mehr wahrnimmt.
Wir wohnen zwei Kilometer von der Kita bzw. Schule meiner Kinder entfernt. Wir laufen diese Strecke sehr oft. Manchmal dauert es drei Stunden bis wir wieder zu Hause sind, da wir jede Ameise, Käfer, Blatt oder Stein minutenlang anschauen. Wir versuchen immer wieder, eine neue Route zu laufen, da meine Tochter meint, sie muss von der Welt was Neues sehen.
Wenn ich statt ungeduldig auf die Kinder zu warten, das Ganze mitmache, sehe ich meist die Welt mit anderen Augen.
Was ist euer liebstes Familien-Rezept?
Meint ihr jetzt Essen? Da habe ich kein Rezept. Egal, wie aufwändig ich koche, am liebsten wird Wurst gegessen. Letztes Weihnachten wünschte mein knapp dreijähriger Sohn uns allen “Currywurstmas!”, da meine Tochter zuvor oft das Lied “We wish you a Merry Christmas” gesungen hatte. Ein echter Berliner eben!
Was sind eure Lieblingsempfehlungen für Unternehmungen?
Wir wohnen in Kreuzberg. Daher sind wir mit sehr vielen schönen Freiräumen gesegnet. Tempelhofer Feld, Park am Gleisdreieck, Hasenheide …
An Wochenenden im Sommer sind wir auf dem Wannsee segeln, da mein Mann ein leidenschaftlicher Segler und unsere Kinder kleine Wasserratten sind.